Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Falschparker werden öfter zur Kasse gebeten
Ordnungsdienst Die Parküberwacher haben dieses Jahr mehr Knöllchen verteilt als 2016. Die Zahl der Verfahren stieg in den vergangenen vier Jahren um etwa 25 Prozent. Bald dürfen die Mitarbeiter auch andere Vergehen ahnden
Die städtischen Parküberwacher werden in diesem Jahr wohl deutlich mehr Strafzettel verteilen als in den vergangenen Jahren. Die Zahl dürfte nach einer Prognose des Ordnungsreferats 2017 bei etwa 145 000 liegen. Vergangenes Jahr waren es rund 9000 Strafzettel weniger, 2013 lag die Zahl bei lediglich 116 000 Verfahren. Laut Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) liegt das nicht daran, dass die Stadt genauer hinschaut. Eine Ursache sei die wachsende Bevölkerung und die größere Anzahl an zugelassenen Autos.
Die Stadt plant darum nun, ihre Verkehrsüberwachung aufzustocken. In den kommenden beiden Jahren sollen jeweils zwei zusätzliche Stellen geschaffen werden. Auf diese Weise wolle man sicherstellen, auch außerhalb der Innenstadt präsent zu sein, so Wurm. Zudem soll auch eine Nachtdienstgruppe eingerichtet werden, um Falschparker auch nachts zu ertappen. Es gehe dabei nicht darum, Einnahmen zu erhöhen. „Das ist nicht das Ziel, sondern Sicherheit und Leichtigkeit des Straßenverkehrs zu gewährleisten“, sagt Wurm. 2016 erwirtschaftete die Verkehrsüberwachung bei Ausgaben von drei Millionen Euro ein Defizit von etwa 100000 Euro. 182 000 Euro jährlich werden die neuen vier Stellen kosten. Ein Strafzettel kostet je nach Vergehen ab fünf Euro (vergessene Parkscheibe) aufwärts – der Großteil der Verwarnungen dürfte zwischen zehn und 15 Euro liegen (der Klassiker ist das abgelaufene Parkticket).
Die Aktivitäten der Parküberwacher konzentrieren sich vor allem auf die Innenstadt. Hintergrund ist, dass dort und in den umliegenden Vierteln ein Großteil der 6000 Parkplätze am Straßenrand gebührenpflichtig oder für dortige Bewohner vorgesehen ist. Inzwischen, so gebe es aber immer mehr Beschwerden von Anwohnern, die auch eine stärkere Überwachung in den Außenvierteln fordern. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass sich die Zahl der zugelassenen Pkw in den vergangenen neun Jahren um 21000 auf jetzt 133000 erhöht hat – sie drängen sich an den Straßenrändern.
Ein Thema dabei sind auch die Neubaugebiete – die dortigen Straßen werden inzwischen fast ausnahmslos als verkehrsberuhigte Bereiche (umgangssprachlich Spiel- straßen) angelegt. Häuslebauer müssen beim Bau ihrer Immobilie gleich einen oder mehrere Stellplätze auf ihrem Grund mitplanen, doch manche Haushalte haben trotzdem mehr Autos als Stellplätze. Auf den dortigen Straßen sind aber kaum mehr öffentliche Stellplätze vorhanden, weil sie etwa Grundstückseinfahrten blockieren würden. „Hinzu kommt eine steigende Sensibilisierung und Erwartungshaltung der Bevölkerung“, sagt Wurm. Gefordert sehe man sich auch durch die Parkplatzsituation am Zoo/botaniwurm, schen Garten, wo es an Sommertagen in der Tat zu teils chaotischen Zuständen kommt. Auch Veranstaltungen wie Spiele des FCA mit Parkverkehr im Neubaugebiet an der Friedrich-ebert-straße machten mehr Überwachung nötig.
Besser vorsehen müssen sich in Zukunft wohl auch Raser in Spielstraßen. Die Stadt plant, ihre Parküberwacher auch für Tempokontrollen in verkehrsberuhigten Bereichen zu schulen. In Spielstraßen gilt – weil separate Gehwege fehlen – Schrittgeschwindigkeit, woran sich aber nur ein Bruchteil der Autofahrer hält. Bisher kontrollierte dort der städtische Ordnungsdienst, der aber eigentlich andere Aufgaben wie die Überwachung von Plätzen und Grünanlagen hat.
Bei 200 verkehrsberuhigten Bereichen in der Stadt sei es kaum möglich gewesen, halbwegs flächendeckend zu kontrollieren, so Wurm. Nun sollen Parküberwacher vor allem morgens, wenn es wenig Falschparker gibt, in Spielstraßen darauf achten, dass keine Schulkinder gefährdet werden. »Kommentar