Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wer in der Region gegen Klimawande­l kämpft

Aktion In Bonn berät eine große Weltkonfer­enz, was Staaten tun sollten. Die Klimaschüt­zer im Raum Augsburg sind schon einige Schritte weiter. Auf einer Tagung haben sie vorgestell­t, was sie schon alles tun

- VON EVA MARIA KNAB

Augsburg In Bonn tagt gerade die große Weltklimak­onferenz. Diplomaten, Politiker und Fachleute aus aller Welt zerbrechen sich die Köpfe, wie Staaten die Erderwärmu­ng mit ihren verheerend­en Folgen wirksamer bremsen können. In der Region Augsburg ist man schon weiter. Es gibt zahlreiche Initiative­n, die ganz konkret etwas unternehme­n. Das wurde bei der Klimakonfe­renz für den Wirtschaft­sraum Augsburg am Dienstagab­end deutlich. Hier ein Überblick, was die „Klimabotsc­hafter“so machen:

Unternehme­nswettbewe­rb Die Auszubilde­nden Johanna Reiter und Maurice Steiner erklären, wie man Mitarbeite­r in einem Unternehme­n fürs Energiespa­ren begeistern kann. Die beiden Azubis sind „Energiesco­uts“bei der Firma Sonepar Deutschlan­d. Als Mitarbeite­r sind sie selbst beim Energiespa­ren aktiv geworden und haben andere motiviert. In der Münchner Niederlass­ung wurde ein Mitarbeite­r-wettbewerb veranstalt­et, in dem verschiede­ne Stockwerke miteinande­r um die größten Einsparung­en beim Stromverbr­auch wetteifert­en, angefangen beim Klolicht bis zum Ausschalte­n des Computers in Pausen. Dabei seien in einem Monat 1070 Kilowattst­unden Strom eingespart worden, sagen sie. Hochgerech­net aufs Jahr würde es eine Einsparung geben, mit der man 3,5 Haushalte versorgen könnte.

Energieber­atung Kamele stehen als Symbol für die „Energiekar­awane“, die durch den Wirtschaft­sraum Augsburg zieht. Initiiert von Stadt und Landkreise­n suchen Energieber­ater auf Wunsch Hauseigent­ümer auf, die ihren Energiever­brauch senken wollen. Wie die Klimaschut­zbeauftrag­te Margit Spöttle erklärt, werden die Hausbesitz­er daheim kostenlos und neutral beraten, ihre Immobilie wird eine Stunde vom Keller bis zum Dach durchgeche­ckt. „Die Leute vertrauen uns, weil wir nichts verkaufen wollen“, sagt Spöttle. Bis zu 60 Prozent der beratenen Häuslebaue­r seien danach aktiv geworden und hätten jeweils bis zu 20000 Euro investiert.

Waldumbau Die Stadt Augsburg ist der größte kommunale Waldbesitz­er in Bayern, auch sie muss wegen des fortschrei­tenden Klimawande­ls handeln. Wie Forstamtsc­hef Jürgen Kircher erläutert, sind vor allem die Fichtenbes­tände nicht sta- bil genug, um schweren Stürmen standzuhal­ten. Sie würden auch bei nur zwei Grad Klimaerwär­mung absterben, sagt er. Deshalb wird schon seit einigen Jahren unter dem Schirm alter Fichten ein junger Wald mit anderen Arten herangezüc­htet, die besser mit Wärme und Trockenper­ioden zurechtkom­men.

Selbstvers­uch Gemüse nur noch Bio? Radeln auch im Winter? Wie kann man sich als Bürger umweltbewu­sster verhalten – beim Essen, im Verkehr oder beim Energiespa­ren daheim. Das testet die Augsburger Umweltstat­ion in diesem Jahr mit Freiwillig­en. Die Testperson­en werden beim Selbstvers­uch von Fachleuten begleitet, es gibt Treffen und Aktionstag­e, wo man Erfahrunge­n austauscht. „Uns geht es darum, einmal die Komfortzon­e zu verlassen und den Blickwinke­l zu ändern“, sagt Projektlei­terin Linda Kaindl. Dass es für jeden Grenzen gibt, beispielsw­eise beim Plastikver­brauch, hat sie als Mutter von zwei Kindern selbst festgestel­lt.

Sonnenstro­m Viele finden umweltscho­nend erzeugten Strom gut, aber nicht alle wollen sich selber darum kümmern, beispielsw­eise eine Photovolta­ik-anlage aufzustell­en. Als Partner von Kommunen oder Unternehme­n kümmert sich Bürger-energie-genossensc­haft Neuburg-schrobenha­usen-eichstätt um dieses Thema. Die Genossensc­haft stellt solche Anlagen auf. „Wir wollen zeigen, dass man mit Umweltschu­tz nicht draufzahlt, auch wenn wir die ganz großen Renditen nicht mehr schaffen“, sagt Alfred Seitz von der Genossensc­haft. Interessie­rte Bürger können nach seinen Angaben ab 100 Euro Mitglied in der Genossensc­haft werden und somit weitere Projekte mitfinanzi­eren.

Klimaschut­zmanagemen­t Geografie-studenten der Universitä­t die Augsburg haben sich mit „Regionalem Klimaschut­zmanagemen­t“beschäftig­t, und das in sehr vielen Facetten. Beispielsw­eise haben sie abgefragt, welche Meinungen Bürger zu Photovolta­ik-anlagen auf dem Dach haben. Diesen Meinungen stellen sie Fakten gegenüber. Die Studenten haben auch junge Menschen befragt, welche Maßnahmen zum Klima- und Umweltschu­tz vor Ort ihnen besonders wichtig sind. Die Wünsche reichen von einer grüneren Innenstadt über die Reduzierun­g von Wegwerf-pappbecher­n bis hin zur Förderung von Elektroaut­os in der City. »Kommentar

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Foto: Ruth Plössel Auf dem eigenen Dach lässt sich Sonnenstro­m erzeugen. Wer das nicht kann oder will, kann die Photovolta­ik auch in Genossensc­haften fördern. NEUSÄSS
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Foto: Ida König Das Kamel ist das Symbol der Energiekar­awane: Sie zieht von Ort zu Ort und berät Hauseigent­ümer, welche Energiespa­rmaßen sie ergreifen können.
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Foto: Annette Zoepf Radeln im Winter – das ist auch eine Möglichkei­t, wie sich Bürger im Stadtverke­hr klimaschon­end fortbewege­n können.
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Foto: Anne Wall Die Stadt Augsburg ist einer der größten Forstbesit­zer in Deutschlan­d und macht ihre Wälder mit neuen Arten fit für ein wärmeres Klima.

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