Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Holzmann im Spielstress
Eishockey Der Panther-stürmer musste beim Deutschland Cup drei Mal antreten. Viktor Tichonow ist der Star der Russen. Sein Großvater war vor vielen Jahren im Curt-frenzel-stadion
Eishockeyspieler sind Strapazen gewöhnt. Drei Spiele in fünf Tagen zählen zum Alltag. Doch der Deutschland Cup fordert die Profis noch mehr als der Liga-betrieb. Drei Partien in drei Tagen gehen an die Substanz. Thomas Holzmann musste am Freitag gegen Russland (2:8), am Samstag gegen die Slowakei (0:3) und auch gegen die USA (5:1) die Schlittschuhe schnüren. Zum einzigen deutschen Turniersieg steuerte der 30-Jährige das Tor zum zwischenzeitlichen 4:0 bei – zugleich sein erster Treffer im siebten Länderspiel. In der Kabine überreichte Team-kapitän Yannic Seidenberg (München) den Spielpuck an den Aev-profi. Der Pantherstürmer schildert die stressigen Tage mit der Nationalmannschaft: „Essen, schlafen und Taktikbesprechung – für viel mehr reicht die Zeit nicht.“
Im ersten Match stürmte Holzmann an der Seite der beiden Mannheimer Matthias Plachta und Brent Raedeke. Tags darauf gegen die Slowaken stellte Bundestrainer Marco Sturm den Aev-stürmer zusammen mit dem Münchner Dominik Kahun und Maximilian Kammerer aus Düsseldorf in eine Reihe. Viel Zeit für Absprachen blieb nicht, erzählt der Panther-profi: „Wir müssen uns alle an Sturms System halten, nur dann klappt es.“Gegen die USA spielte Holzmann an der Seite von Brooks Macek aus München und dem Krefelder Daniel Pietta.
Auch wenn das sportliche Abschneiden mit Platz drei durchwachsen
Der Klassiker USA – Russland begeistert die Fans
war, genoss der gebürtige Buchloer sein Heimspiel im Curtfrenzel-stadion, insbesondere am ausverkauften Samstag. Zu den Duellen zwischen Deutschland und der Slowakei sowie zwischen den USA und Russland vermeldeten die Panther und der Deutsche Eishockeybund 6139 Zuschauer.
Das Abendspiel war ein Eishockey-klassiker und hat gehalten, was sich die Fans versprochen hatten: Amerikaner gegen Russen, West gegen Ost. Zahlreiche Rossijaanhänger im roten Dress der Nationalmannschaft aus Putins Reich sorgten für Heimspiel-atmosphäre für die russische B-mannschaft. Das A-team war zeitgleich beim Karjala Cup im Einsatz. Doch obwohl die Sbornaja „nur“das zweite Team schickte, bot das Duell der beiden Erzfeinde Emotionen, harte Checks und Traum-kombinationen.
Sportlich war es das vermutlich beste internationale Spiel in drei Jahren Deutschland Cup in Augsburg. Bereits nach 40 Sekunden flogen die Fäuste und die Russen gerieten durch die Treffer von Marc Arcobello vom SC Bern (1.) und Chad Kolarik (13.) von den Adlern Mannheim in Rückstand. Mit drei Treffern innerhalb von 3:44 Minuten drehten sie dann die Partie. Albert Jarullin (34.), Michail Naumenkow (36.) und Maxim Karpow (38.) trafen. Ilja Michejew (58.) und Viktor Tichonow (60.) legten im Schlussdrittel zum 5:2-Endstand nach.
Fünfmal hat eine Auswahl aus dem Land des Rekordweltmeisters am Deutschland Cup in der Vergangenheit teilgenommen und jeweils den Turniersieg gefeiert. Mit Viktor Tichonow lief ein Spieler mit einem ganz großen Namen des russischen Eishockeys in Augsburg auf. Der Stürmer vom Khl-spitzenklub SKA St. Petersburg ist der Enkel des legendären Trainers Viktor Tichonow. Als Oberst der Sowjetarmee galt der Coach des Armeeklubs ZSKA Moskau als Sklaventreiber, der seine Mannschaft für elf Monate im Jahr kasernierte und schikanierte. Mit 84 Jahren war der Trainer der sowjetischen Nationalmannschaft 2014 gestorben.
Mit der Weltklasse-mannschaft von ZSKA Moskau bestritt Tichonow in der Saison 1988/89 ein Freundschaftsspiel beim damaligen
Ehemalige AEV Spieler im Stadion
Oberligisten AEV. Die Augsburger verloren 1:12. Den Ehrentreffer erzielte Dietrich Adam, der sich beim Deutschland Cup den Auftritt von Tichonows langhaarigem Enkel nicht entgehen ließ. Auch die ehemaligen Aev-spieler Georg Hetmann, Hans Schmaußer oder Karlheinz Fliegauf (jetzt Sportmanager in Wolfsburg) wurden im Stadion gesehen. Die Zuschauer kamen aus ganz Deutschland, wie die Fans mit ihren Trikots der Kölner Haie, Iserlohn Roosters, Adler Mannheim, SC Riessersee und vieler anderer Klubs zeigten. Aber auch die slowakischen Anhänger unterstützten ihre Mannschaft lautstark und forderten immer wieder auf Slowakisch: „Wir wollen ein Tor.“
„Beim Deutschland Cup trifft sich die Eishockey-familie“, sagt Deb-präsident Franz Reindl über das Turnier, das 2017 zum dritten
Bleibt der Deutschland Cup in Augsburg?
Die Fans und auch die Panther wollen, dass das Eishockey Turnier auch nach den Jahren 2015, 2016 und 2017 in Augsburg bleibt. Die Äuße rungen von Franz Reindl, dem Präsi denten des Deutschen Eishockey Bundes, lassen darauf schließen, dass das Curt Frenzel Stadion gute Kar ten hat. Franz Reindl: „Ein herzlicher Dank an die Augsburger. Der Deutschland Cup hat in dieser Form eine kleine WM Ausstrahlung. Russland gegen USA war schon vom Allerfeinsten. Die Rus sen haben uns noch mal einen Farb tupfer gegeben. Der erste Cup war gut, der zweite besser, der dritte schon an der Grenze eines Privatturniers. Die Teams sind hier in Topbesetzung an getreten. Die Bilanz ist also auch von DEB Seite positiv. Ich glaube, dass Mal in Augsburg ausgetragen wurde. Der Vertrag zwischen dem Verband und dem DEL-KLUB ist ausgelaufen. Es wird über einen Umzug nach Nürnberg spekuliert, doch die Entscheidung über die Zukunft ist noch nicht gefallen. Zuerst ziehen die Panther und der Verband Bilanz. Spätestens bis Weihnachten wollen dann beide Seiten Klarheit darüber haben, wie es nach der 28. Auflage weitergeht. Die gestrigen Stellungnahmen klingen jedenfalls danach, als könnte der Deutschland Cup 2018 wieder im Curt-frenzelstadion steigen (siehe Infokasten). Die Eishockey-fans in Augsburg würde es freuen. wir das Turnier hier fortführen sollten. Wir setzen uns in Kürze zusammen und ich bin guter Dinge. Ich hoffe, dass wir nach Augsburg zurückkehren. Hut ab, welche Begeisterung hier ent facht wird. Am besten haben wir das bis Weihnachten entschieden. Wir müssen natürlich auch sehen, dass es ein enormer personeller Aufwand ist. Außerdem wäre ein Dach über der zweiten Eisfläche dringend erforderlich. Das ist ein wichtiges Anliegen des DEB an den Deutschland Cup.“Leonardo Conti, Panther Marketing: „Wir ziehen eine positive Bilanz. Die Zuschauerzahlen haben sich nach oben entwickelt, das Medieninteresse ebenfalls. Ein großes Dankeschön geht an die Helfer. Was unter dem Strich wirtschaftlich steht, wissen wir erst in ein paar Wochen.“(ako)