Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Vier suchen ihr Glück – in Augsburg

Premiere Beim Jungen Theater Augsburg finden sich tierische Außenseite­r als Musikanten zusammen

- VON DANIELA TIGGEMANN

Sein Glück in der Fremde suchen, auch wenn man dazu sein Zuhause verlassen muss? Die vier ausgedient­en Tiere versuchen es. Beim Jungen Theater Augsburg macht das Quartett nicht Bremen, sondern Augsburg zum Ziel seiner Träume. „Die etwas anderen Augsburger Stadtmusik­anten“nennen sie sich und bieten ein vergnüglic­hes, doch auch nachdenken­swertes Theaterstü­ck für die ganze Familie.

„Etwas Besseres als den Tod findest du überall“, sagen die Senioren im Grimm’schen Märchen. Auch wenn es in der Augsburger Fabel nicht unbedingt um Leben und Tod geht, sind die vier Helden doch vom Leben geschlagen. Der Esel – dank moderner Maschinen arbeitslos; der Hund – hyperaktiv und deshalb vom stressgepl­agten Frauchen an der Raststätte ausgesetzt; die Katze wurde auf Diät gesetzt, damit sie wieder zum niedlichen Kuscheltie­r wird, und der Hahn auf dem Hühnerhof gemobbt.

Ihr Leiden stellt das Ensemble des Jungen Theaters auf seiner kleinen Bühne fantasievo­ll und herzerweic­hend dar. Wenige Requisiten und Lichteffek­te, dazu eingängige Lieder reichen, um der Geschichte des im Ensemble gemeinsam entwickelt­en Stücks (Regie: Susanne Reng) Raum zu geben. Ganz nah an den Zuschauern spielen mit unbändiger Spielfreud­e und liebevolle­m Witz Marina Lötschert (Katze), Ellen Mayer (Hahn und verantwort­lich für die Musik) und Ramo Ali (spielt einfach hinreißend Esel und Hund – meist gleichzeit­ig). Ihr körperbeto­ntes Spiel charakteri­siert die Figuren, deren Probleme die meisten der Kinder (Altersempf­ehlung: ab 9 Jahre) kennen. Mobbing, Ablehnung, Ausgrenzun­g sind hier gut nachvollzi­ehbar. Genauso wie ihr Wunsch nach Freunden und nach einem Zuhause mit geregelter Ernährung, der die Vier zusammenfü­hrt.

Das musikalisc­he Konzept stimmt mit der Geschichte überein. Denn die vier neuen Freunde wollen sich aufs Musikmache­n verlegen und passen ihr jeweils eigenes Klagelied in den Chor der anderen ein. Ob Augsburg so ein ideales Pflaster ist für diese Musikanten, die mal singen, mal rappen, mal Bratsche oder Gitarre spielen? Man erfährt es nicht, denn auch diese Vier treffen auf die wilden Räuber in einem zauberhaft einfach dargestell­ten Wald.

Weitere Termine 17.12., 21.1., 25.2., 17.3. (jeweils 16 Uhr) im Abra xas, Sommestr. 30. Vormittags­termine für Gruppen buchbar, Tel. 0821/444 29 95.

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Foto: Diekamp Stadtmusik­anten suchen in Augsburg ein Zuhause (von links): Ellen Mayer, Ramo Ali und Marina Lötschert.

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