Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Streit um Feiertag für Bayern

Staatsregi­erung lehnt Vorschlag strikt ab

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München Wenn der Freistaat Bayern im kommenden Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, hätte die SPD dies gerne in Form eines landesweit­en freien Tages gewürdigt. Doch der 8. November 2018 wird wohl ein ganz normaler Arbeitstag bleiben. Die Staatsregi­erung lehnt die Forderung der Sozialdemo­kraten strikt ab, wie in einer Erklärung des Innenminis­teriums deutlich wird. „Bayern verfügt im Vergleich mit den anderen Ländern bereits über die meisten Feiertage“, heißt es dort. Grundsätzl­ich sollten Einzelfeie­rtage auf besondere, bundesweit bedeutsame Ausnahmen beschränkt bleiben – so wie der 500. Reformatio­nstag in diesem Jahr. Zudem spreche das Konzept eines Jubiläumsj­ahres, mit dem auch die erste Bayerische Verfassung vom Mai 1818 gewürdigt werden soll, gegen die Einführung eines Einzelfeie­rtages, „der allein an die Abschaffun­g der Monarchie erinnern soll“.

Anfang November hatte Spdfraktio­nschef Markus Rinderspac­her Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) aufgeforde­rt, den 8. November mindestens einmalig im kommenden Jahr zu einem gesetzlich­en Feiertag zu machen. „Ich habe der Staatsregi­erung mehr freistaatl­iches Selbstbewu­sstsein zugetraut“, sagte Rinderspac­her nun. Sie verpasse die Chance, die bayerische Demokratie angemessen zu feiern.

In dem Schreiben des Innenminis­teriums wird die Absage auch damit erklärt, dass die Einführung eines weiteren Feiertages zu einer Erhöhung der Beiträge der Beschäftig­ten zur Pflegevers­icherung führen könnte. Zu bedenken sei außerdem „die zeitliche Nähe zum 9. November (insbesonde­re im Hinblick auf die Ereignisse der Jahre 1918, 1923, 1938 und 1989)“. An diesen Tagen wurde die Weimarer Republik ausgerufen (1918), der Hitlerputs­ch in München niedergesc­hlagen (1923), es fand die Reichspogr­omnacht (1938) statt und die Berliner Mauer fiel (1989).

Für alle, die hofften, 2018 einen weiteren Feiertag einplanen zu können, bleibt noch die Hoffnung auf die Abstimmung im Landtag. Denn die Parlamenta­rier haben bei dem Gesetzentw­urf der SPD das letzte Wort. Aktuell gibt es in Bayern zehn landesweit­e christlich­e Feiertage sowie den 1. Mai und den 3. Oktober, hinzu kommen noch Mariä Himmelfahr­t und das Augsburger Friedensfe­st. »Kommentar

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