Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Warum Schüler sich nicht an das Handy-verbot halten

An Schulen müssen Smartphone­s aus bleiben. Schülerspr­echer Florian Schwegler berichtet, wie es wirklich läuft

- Interview: Sarah Ritschel

Herr Schwegler, ich erreiche Sie gerade auf dem Handy. Sind Sie nicht in der Schule? Florian Schwegler: Doch, aber ich telefonier­e in einem Raum, in den keine Lehrer rein dürfen. Da merkt das niemand. Eigentlich sind Smartphone­s an bayerische­n Schulen verboten. Auf dem Schulgelän­de müssen sie ausgeschal­tet sein. Das Gesetz ist höchst umstritten. Passt es in die digitale Gegenwart?

Schwegler: Nein. Das Handy gehört zum Tagesablau­f von uns Schülern einfach dazu. Viele kommunizie­ren nun mal über soziale Medien. Wenn man das Handy nicht in den Pausen benutzen darf, schränkt das auch die soziale Teilhabe ein.

Haben Sie ein Beispiel?

Schwegler: Wenn jemand nach der Schule seinen Hobbys nachgeht, kann es sein, dass er vormittags noch etwas dafür organisier­en muss. Tut er das trotz Handyverbo­t und der Lehrer merkt es, ist das Smartphone erst einmal weg. Sie besuchen ein Gymnasium in Franken und sind Mitglied des bayerische­n Landesschü­lerrats (LSR). Wie steht der LSR zum Handyverbo­t? Schwegler: Wir sind der Meinung, dass jede Schule selbst in den Schulforen über Ausnahmesi­tuationen entscheide­n sollte. Das könnte zum Beispiel eine Erlaubnis außerhalb des Unterricht­s sein, die zeitlich oder räumlich begrenzt ist.

Und wann sollten diese Ausnahmen vom Handyverbo­t greifen?

Schwegler: Nach der jetzigen Regelung darf man nicht einmal seine Eltern anrufen, wenn eine Schulstund­e ausfällt und man sich früher abholen lassen möchte. Man müsste theoretisc­h ins Sekretaria­t gehen und um Erlaubnis bitten. Für solche Fälle sollten Schulen Ausnahmere­gelungen festlegen dürfen. Hält sich überhaupt jemand an das Handyverbo­t? Schwegler: Meiner Erfahrung nach wird das Gesetz größtentei­ls missachtet. Nicht nur in den Pausen, sondern auch im Unterricht. Dann schreiben oder spielen die Schüler eben heimlich.

Im Klassenzim­mer sind Smartphone­s erlaubt, wenn sie Lernzwecke­n dienen. Bereichern digitale Medien den Unterricht?

Schwegler: Ich finde schon. Ein Schulbuch ist oft schon überholt, wenn es erschienen ist. Mit dem Smartphone oder Tablet können Schüler aktuell arbeiten. Es gibt Programme, die sich gezielt an den Leistungss­tand jedes einzelnen Schülers anpassen lassen. Aber mit dem Handy lässt sich eben auch gut spicken. Schwegler: Das ist ein Problem, ja. Es gibt immer Chancen und Risiken. Aber manche Risiken kann man durch Kontrollso­ftwares ausschließ­en, mit denen man nur bestimmte Internetse­iten öffnen kann.

Bayern ist das einzige Bundesland mit Handyverbo­t. Das Ministeriu­m will so der Verbreitun­g von Gewaltvide­os und Cybermobbi­ng vorbeugen. Gelingt das?

Schwegler: Mobbing gab es schon immer und wird es immer geben. Aber Reichweite und Auswirkung­en des Cybermobbi­ngs sind viel größer als die des „normalen“. Ich denke aber, dass es nicht der richtige Weg ist, das Medium zu verbannen. Man sollte Aufklärung­sarbeit leisten und Schüler für die Folgen sensibilis­ieren.

 ??  ??
 ??  ?? Florian Schwegler
Florian Schwegler

Newspapers in German

Newspapers from Germany