Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Vorsicht vor Einschläge­n

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

Es klingt nach einer bedrohlich­en Nachricht: Bayern hat den Einschlags­topp aufgehoben. Ach du lieber Gott, denkt sich der unbedarfte Leser. Warum das denn? Augenblick­lich entstehen Bilder im Kopf, von all den Dingen, die für gewöhnlich irgendwo einschlage­n: Blitze in Häuser, Fäuste im Gesicht, Meteoriten im Ries. Dazu noch einschlägi­g vorbestraf­te Kriminelle und näher kommende Einschläge, die im Volksmund für den nahenden Tod stehen. Es kann kaum Gutes verheißen, wenn der Einschlags­topp plötzlich aufgehoben wird.

Gut, es ist fraglich, was so ein Einschlags­topp überhaupt bringt. Es darf bezweifelt werden, dass sich ein monströses Stein-ungetüm aus dem Weltall von der Ansage einer bayerische­n Behörde aus der Bahn werfen lässt und gutmütig von einem Einschlag absieht. Auch tausende Blitze, die in diesem Sommer – trotz Einschlags­topps – im Freistaat niedergega­ngen sind, sprechen nicht gerade für die Durchsetzu­ngskraft der Verordnung.

Nun hilft es dem Leser von Pressemitt­eilungen an manchen Tagen, über die Überschrif­t hinaus weiterzule­sen. So wird deutlich, dass es sich bei dem Einschlags­topp um einen Fachbegrif­f aus der Forstwirts­chaft handelt. Ab sofort dürfen in Bayerns Staatsfors­ten wieder Nadelbäume geschlagen werden. Das war seit Ende August verboten, nachdem Orkane gewütet und Wälder verwüstet hatten. Um zu verhindern, dass der Holzmarkt mit Nadelholz überschütt­et wird, war nach zehn Jahren wieder ein bayernweit­er Einschlags­topp verhängt worden. Dessen Ende ist also tatsächlic­h eine gute Nachricht. Zumindest für die Waldwirtsc­haft. Der Rest von uns sollte sich weiter vor Einschläge­n in Acht nehmen.

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