Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Falscher Polizist geht der Kripo ins Netz
Kriminalität Ein Mann in Stadtbergen erhält einen seltsamen Anruf. Er erkennt die Betrugsmasche. Mit seiner Hilfe schnappt die Polizei den Betrüger. Wie man sich vor den Abzockern schützen kann
Stadtbergen Auf dem Telefon wird die 110 angezeigt, der Anrufer gibt sich als Polizist aus und erzählt von einer Straftat. Zum Beispiel: „Es wurden Einbrecher festgenommen, die einen Zettel mit Ihren Personalien dabei hatten.“Oder: „Ihr Konto wurde gehackt“. Immer wieder rufen Betrüger mit dieser Masche an. Immer wieder funktioniert sie – die Opfer verlieren viel Geld. Nun hat die Polizei einen Ermittlungserfolg gemeldet: Sie hat einen 25-Jährigen festgenommen. Er sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft.
Die Falle der Ermittler schlug in Stadtbergen zu. Dort wurde ein 80-Jähriger mehrmals von angeblichen Polizisten angerufen. Sie brachten ihn schließlich dazu, ihnen eine größere Geldsumme zu überreichen – laut Polizei ging es um einen fünfstelligen Betrag. Bei der Übergabe nahmen Beamte der Kripo dann zwei Männer auf frischer Tat fest. Der Senior hatte nämlich die Masche der Betrüger früh erkannt und die richtige Polizei informiert. Die auf Organisierte Kriminalität spezialisierten Ermittler legten sich auf die Lauer und schnappten die mutmaßlichen Betrüger bei der Geldübergabe. Sie sind 24 und 25 Jahre alt, kommen aus Nordrhein-westfalen und sind extra für die Tat angereist.
Nach der Vernehmung durfte einer der beiden, ein 24-jähriger Student, wieder gehen. Der zweite – ein 25-jähriger Arbeitsloser, der türkischer Staatsbürger ist – kam dagegen Untersuchungshaft. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: banden- und gewerbsmäßiger Betrug. Auch wenn die Polizei einen Abzocker geschnappt hat, warnt Pressesprecher Siegfried Hartmann weiter vor dieser Masche: „Die Anrufe von falschen Polizeibeamten werden deswegen nicht abrupt aufhören, da andere Tätergruppierungen auf die gleiche be- trügerische Art ebenfalls Kasse machen“. Hartmann erklärt, wie die Betrüger vorgehen: Sie wählen ihre Opfer meist in öffentlichen Telefonverzeichnissen aus, rufen dort an und geben sich als Polizeibeamter oder auch als Gerichtsvollzieher aus. Die Nummer wird oft so manipuliert, dass auf dem Telefon des Angerufenen die Durchwahl eines örtlichen Polizeireviers, der Notruf 110 oder die Zentralnummer des Bundeskriminalamts angezeigt wird. Das soll den Anruf glaubwürdiger machen.
Der Betrüger erzählt dann eine frei erfundene Geschichte und gibt vor, dass das Vermögen des Angerufenen in Gefahr ist. Diese Gefahr könne nur gebannt werden, so die Masche, wenn der Angerufene seine daheim vorhandenen Geldbestände – manchmal geht es auch um Schmuck – zur Sicherheit einem Boten übergibt. Manchmal werden die Opfer sogar aufgefordert, ihr Geld von der Bank abzuheben, weil es dort wegen einer Computerattacke nicht mehr sicher sei.
Weil die Menschen für solche Betrügereien mittlerweile sensibilisiert seien, blieben die meisten Anrufe erfolglos, sagt Hartmann. „Meist passiert nichts. Aber immer wieder fällt jemand darauf rein und verliert jede Menge Geld.“Häufig sind Senioren die Opfer. Da seien auch die Angehörigen gefragt, vor solchen Tricks zu warnen. In letzter Zeit häufen sich im Bereich des Polizeipräsidiums Nordschwaben die Anzeigen über Anrufe von falschen Polizisten. „Wir haben jede Woche mindestens einen Fall“, sagt Siegried Hartmann. Erst am Montagabend klingelte bei einer 84-Jährigen in Nördlingen deshalb wieder das Telefon. Sie fiel aber nicht darauf herein und beendete das Gespräch. Hartmanns Appell: „Seien Sie weiterhin misstrauisch und verständigen Sie bei derartigen Anrufen umgehend die echte Polizei.“