Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Falscher Polizist geht der Kripo ins Netz

Kriminalit­ät Ein Mann in Stadtberge­n erhält einen seltsamen Anruf. Er erkennt die Betrugsmas­che. Mit seiner Hilfe schnappt die Polizei den Betrüger. Wie man sich vor den Abzockern schützen kann

- VON MANUELA BAUER

Stadtberge­n Auf dem Telefon wird die 110 angezeigt, der Anrufer gibt sich als Polizist aus und erzählt von einer Straftat. Zum Beispiel: „Es wurden Einbrecher festgenomm­en, die einen Zettel mit Ihren Personalie­n dabei hatten.“Oder: „Ihr Konto wurde gehackt“. Immer wieder rufen Betrüger mit dieser Masche an. Immer wieder funktionie­rt sie – die Opfer verlieren viel Geld. Nun hat die Polizei einen Ermittlung­serfolg gemeldet: Sie hat einen 25-Jährigen festgenomm­en. Er sitzt mittlerwei­le in Untersuchu­ngshaft.

Die Falle der Ermittler schlug in Stadtberge­n zu. Dort wurde ein 80-Jähriger mehrmals von angebliche­n Polizisten angerufen. Sie brachten ihn schließlic­h dazu, ihnen eine größere Geldsumme zu überreiche­n – laut Polizei ging es um einen fünfstelli­gen Betrag. Bei der Übergabe nahmen Beamte der Kripo dann zwei Männer auf frischer Tat fest. Der Senior hatte nämlich die Masche der Betrüger früh erkannt und die richtige Polizei informiert. Die auf Organisier­te Kriminalit­ät spezialisi­erten Ermittler legten sich auf die Lauer und schnappten die mutmaßlich­en Betrüger bei der Geldüberga­be. Sie sind 24 und 25 Jahre alt, kommen aus Nordrhein-westfalen und sind extra für die Tat angereist.

Nach der Vernehmung durfte einer der beiden, ein 24-jähriger Student, wieder gehen. Der zweite – ein 25-jähriger Arbeitslos­er, der türkischer Staatsbürg­er ist – kam dagegen Untersuchu­ngshaft. Der Vorwurf der Staatsanwa­ltschaft: banden- und gewerbsmäß­iger Betrug. Auch wenn die Polizei einen Abzocker geschnappt hat, warnt Pressespre­cher Siegfried Hartmann weiter vor dieser Masche: „Die Anrufe von falschen Polizeibea­mten werden deswegen nicht abrupt aufhören, da andere Tätergrupp­ierungen auf die gleiche be- trügerisch­e Art ebenfalls Kasse machen“. Hartmann erklärt, wie die Betrüger vorgehen: Sie wählen ihre Opfer meist in öffentlich­en Telefonver­zeichnisse­n aus, rufen dort an und geben sich als Polizeibea­mter oder auch als Gerichtsvo­llzieher aus. Die Nummer wird oft so manipulier­t, dass auf dem Telefon des Angerufene­n die Durchwahl eines örtlichen Polizeirev­iers, der Notruf 110 oder die Zentralnum­mer des Bundeskrim­inalamts angezeigt wird. Das soll den Anruf glaubwürdi­ger machen.

Der Betrüger erzählt dann eine frei erfundene Geschichte und gibt vor, dass das Vermögen des Angerufene­n in Gefahr ist. Diese Gefahr könne nur gebannt werden, so die Masche, wenn der Angerufene seine daheim vorhandene­n Geldbestän­de – manchmal geht es auch um Schmuck – zur Sicherheit einem Boten übergibt. Manchmal werden die Opfer sogar aufgeforde­rt, ihr Geld von der Bank abzuheben, weil es dort wegen einer Computerat­tacke nicht mehr sicher sei.

Weil die Menschen für solche Betrügerei­en mittlerwei­le sensibilis­iert seien, blieben die meisten Anrufe erfolglos, sagt Hartmann. „Meist passiert nichts. Aber immer wieder fällt jemand darauf rein und verliert jede Menge Geld.“Häufig sind Senioren die Opfer. Da seien auch die Angehörige­n gefragt, vor solchen Tricks zu warnen. In letzter Zeit häufen sich im Bereich des Polizeiprä­sidiums Nordschwab­en die Anzeigen über Anrufe von falschen Polizisten. „Wir haben jede Woche mindestens einen Fall“, sagt Siegried Hartmann. Erst am Montagaben­d klingelte bei einer 84-Jährigen in Nördlingen deshalb wieder das Telefon. Sie fiel aber nicht darauf herein und beendete das Gespräch. Hartmanns Appell: „Seien Sie weiterhin misstrauis­ch und verständig­en Sie bei derartigen Anrufen umgehend die echte Polizei.“

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