Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das Ende des Yetis?
Wissenschaft Seit Jahrhunderten berichten Menschen davon, in den Schneehöhen Tibets und Nepals Schneemenschen gesichtet zu haben. Doch Forscher haben etwas anderes herausgefunden
Buffalo Es sieht nicht gut aus für den Yeti – und für alle, die an die Existenz des mysteriösen Schneemenschen in der Himalaya-region glauben: Us-forscher haben Dna-proben von angeblichen Yeti-überbleibseln unter die Lupe genommen. Acht der neun untersuchten Proben – gewonnen aus Knochen, Zähnen, Haaren oder Exkrementen – stammen demnach absolut nicht von einem Schneemenschen. Sondern von Asiatischen Schwarzbären, Himalaya-braunbären oder Tibetischen Braunbären. Die neunte Probe ordneten sie einem Hund zu.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die biologische Untermauerung für die Yeti-legende in lokalen Bärenarten gefunden werden kann“, betont die Biologin Charlotte von der University of Buffalo. „Und unsere Studie zeigt, dass die Genetik in der Lage sein sollte, auch andere, ähnliche Rätsel zu lösen.“
Die Studie, veröffentlicht in der Zeitschrift der britischen Royal Society, ist wohl die bisher gründlichste Dna-analyse angeblicher Yeti-relikte. Die Forscher gelangten über eine britische Filmproduktionsfirma, die 2016 in einem Film die Herkunft der geheimnisvollen Yetis lüften wollte, an die jetzt untersuchten Überbleibsel. Sie stammen ursprünglich aus Museen oder Privatbesitz. Ein Stück behaarter Haut von einer Hand oder Pranke, die in einem Kloster aufbewahrt worden war, gehört dazu. Ebenso ein Stück Oberschenkelkno- chen, das in einer Höhle auf dem Tibetanischen Hochplateau in 4500 Meter Höhe gefunden wurde.
Doch Lindqvist und ihr Team gingen noch einen Schritt weiter: Sie analysierten die DNA weiterer asiatischer Bären – insgesamt von 23 Tieren – und verglichen sie dann mit derjenigen von Bären in anderen Teilen der Welt. Es zeigte sich, dass Tibetische Braunbären mit denen in Nordamerika und Europa relativ eng verwandt sind.
Himalaya-braunbären hingegen haben sich evolutionär schon wesentlich früher, vor etwa 650 000 Jahren, abgespalten. In der damaligen Eiszeit hätten die Himalayabraunbären vermutlich über längere Zeit hinweg durch Gletscher abgetrennt und isoliert von den andelindqvist ren gelebt, vermuten die Forscher. „Die Himalaya-braunbären sind vom Aussterben bedroht. Ihre Bevölkerungsstruktur und genetische Vielfalt zu klären kann auch helfen, ihre Bestände zu schätzen und Management-strategien zu entwerfen“, hofft Lindqvist. Auch die Untersuchung weiterer „Yeti-relikte“könne dazu beitragen. Der Begriff Yeti geht auf die Sprache des Himalaya-volkes der Sherpa zurück. Das Wort „Ye“bedeutet demnach Fels und „The“bedeutet Tier. Je nach Schilderung ist das affenartige Wesen zwei bis drei Meter groß und soll über 200 Kilogramm wiegen. Angeblich wurden Fußabdrücke mit einer Länge von über 40 Zentimetern gefunden. Doch der konkrete Nachweis gelang nie.