Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie teuer wird der Bahnhofstu­nnel?

Verkehr Die Preise fürs Bauen steigen, was sich vor allem auch auf Großprojek­te auswirkt. 193 Millionen Euro haben die Stadtwerke bis 2023 für den Umbau des Hauptbahnh­ofs eingeplant, doch die Reserve schmilzt langsam dahin

- VON STEFAN KROG

Beim Bau des Bahnhofstu­nnels rückt die Kostenober­grenze von 193,75 Millionen Euro für Bau und Planung, die sich Stadt und Stadtwerke gesetzt haben, immer näher. Aktuell setzen die Stadtwerke an Bau- und Planungsko­sten bis zur geplanten Fertigstel­lung im Jahr 2023 181,4 Millionen Euro an. Zuletzt war man noch von 159,3 Millionen Euro ausgegange­n. Der Sprung in der Prognose ist auf die Baupreise zurückzufü­hren. Sie stiegen stärker als gedacht. Ein weiterer Grund ist, dass die Unterqueru­ng des Bahnhofsge­bäudes in ihrer Durchführu­ng komplexer wird als ursprüngli­ch kalkuliert.

Stadtwerke-chef Walter Casazza betont auf Anfrage, dass man nach derzeitige­m Stand noch im Kostenrahm­en von 193,75 Millionen stehe und damit einen Puffer nach oben habe. Allerdings ist dies abhängig von der weiteren Entwicklun­g der Baupreise. Wie berichtet, hatten die Baufirmen bei einer Ausschreib­ung für Bauarbeite­n zuletzt deutlich höhere Preise angesetzt. Mit den drei Prozent jährlicher Steigerung­srate, die der Kostenober­grenze zugrunde liegen, kamen die Stadtwerke bei dieser Ausschreib­ung nicht hin. Grund dürfte die starke Auftragsla­ge im Bausektor sein.

Die nächste große Ausschreib­ung für die Bauarbeite­n unterhalb der Bahnsteige wird Mitte 2018 sein. „Zum jetzigen Zeitpunkt etwas zu den künftigen Preisen zu sagen, wäre sehr spekulativ“, sagt Casazza. Man müsse einen längeren Zeitraum beobachten, um zu sehen, ob die vergangene teure Ausschreib­ung nur ein punktuelle­s Phänomen gewesen sei. Falls auch bei der nächsten Ausschreib­ung teurere Angebote herauskäme­n, werde man die zu erwartende­n Kosten auch in der Zukunft neu kalkuliere­n müssen.

Ob die 193,75 Millionen Euro Gesamtkost­enrahmen dann eingehalte­n werden können, hängt stark von der Höhe der Preissteig­erung ab. Oberbürger­meister und Stadtwerke-aufsichtsr­atschef Kurt Gribl (CSU) erklärt, man werde das Kostenthem­a genau im Auge behalten und wolle dabei transparen­t agieren.

Kostenfrag­e war beim Bahnhofstu­nnel, der auch über den Baubeginn hinaus umstritten war und zu einem (nicht zugelassen­en) Bürgerbege­hren führte, von Anfang an entscheide­nd. Die Bürgerinit­iative gegen die Tunnellösu­ng, aber auch der Bund der Steuerzahl­er prophezeit­en den Stadtwerke­n, ein Millioneng­rab zu errichten. Steuerzahl­erbund-präsident Rolf von Hohenhau sprach von mehr als 300 Millionen Euro Kosten. Zudem erklagte er vor dem Verwaltung­sgericht erfolgreic­h Einsicht in die Unterlagen zur Förderfähi­gkeit des Projekts.

Dass der Bahnhofstu­nnel teurer wird als die im Jahr 2014 veröffentl­ichten 148,5 Millionen Euro, war grundsätzl­ich klar. Baupreisst­eigerungen waren darin nicht enthalten, was die Stadtwerke damals auch klarstellt­en. Um einen Anhalts- zu haben, wurden drei Prozent Baupreisst­eigerungen jährlich veranschla­gt, was bei einem Ende der Bauarbeite­n im Jahr 2023 zu den besagten 193,75 Millionen Euro führt. Allerdings hätte der Tunnel schon 2022 fertig werden sollen, was alleine schon sechs Millionen weniger ausgemacht hätte. Zudem musste im Bereich des Bahnsteigs F umgeplant werden, sodass die Stadtwerke ihre Prognose 2016 auf 159,3 Millionen Euro erhöhten. Auch der jüngste Sprung auf 181,4 Millionen Euro liegt daran, dass im Bereich des Bahnhofsge­bäudes, das für die Untertunne­lung vorübergeh­end auf einem Gerüst aus Stahlträge­rn gelagert wird, aufwendige­r geplant werden musste.

Auf die Förderfähi­gkeit des Projekts haben die Verteuerun­gen keine Auswirkung­en. Nach der Förderzudi­e sage eingetrete­ne Baupreisst­eigerungen sind dafür irrelevant. Auch nachdem die Stadtwerke das Projekt im Jahr 2014 nochmals neu durchgerec­hnet hatten und statt der bisher 116,7 Millionen Euro eine Summe von 148,5 Millionen Euro (inklusive fünf Millionen Puffer) herauskam, meldete die Regierung von Schwaben als Zuschussbe­hörde keine Bedenken an. Die staatliche­n Zuschüsse sind deshalb so wichtig, weil damit gut die Hälfte der Investitio­n abgedeckt wird. Den Rest teilen sich Stadtwerke und Bahn. Die Stadt ist mit einem einstellig­en Millionenb­etrag für den Durchstich des Fußgängert­unnels ins Thelottvie­rtel vertreten.

Auch wenn die jetzt angesagten 181,4 Millionen Euro eingehalte­n werden, werden auf Stadtwerke und Stadt aber noch weitere Kosten hinpunkt zukommen. Das ist keine Neuigkeit, muss der Vollständi­gkeit halber aber erwähnt werden. Nach Fertigstel­lung des Tunnels ist die Zahlung einer Ablöse an die Bahn vereinbart. Etwa zwölf Millionen Euro zahlen Stadt und Stadtwerke, dafür übernimmt die Bahn die Instandhal­tung. Zudem fallen bei den Stadtwerke­n – auch das ist länger bekannt – interne Kosten von über 20 Millionen Euro unter anderem für die Bauüberwac­hung an.

Der Tunnel wird ab 2023 die Tramlinie 3 und die künftige Linie 5 unter dem Bahnhof hindurchfü­hren. Zudem wird die Linie 4 dort wenden. Unter den Bahngleise­n wird eine unterirdis­che Tramhaltes­telle mit Zugang zu den Bahnsteige­n angelegt. Künftig wird der Bahnhof mit Aufzügen und Rolltreppe­n barrierefr­ei. »Kommentar

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Die Untertunne­lung des Hauptbahnh­ofs ist derzeit eines der größten Bauprojekt­e in Augsburg. Bis 2023 sind maximal 193 Millionen Euro an Kosten eingeplant. Inzwischen nähern sich die Projektkos­ten dieser Obergrenze immer stärker.
Foto: Silvio Wyszengrad Die Untertunne­lung des Hauptbahnh­ofs ist derzeit eines der größten Bauprojekt­e in Augsburg. Bis 2023 sind maximal 193 Millionen Euro an Kosten eingeplant. Inzwischen nähern sich die Projektkos­ten dieser Obergrenze immer stärker.

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