Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Ich bin clean von der ,Droge‘ Volleyball“

Was macht eigentlich … ? Augsburg war in den 1980ern eine Volleyball-hochburg, die Frauen der TG Viktoria holten das Triple. Um die Jahrtausen­dwende gab es noch einmal einen Bundesligi­sten. Beide Male war Peter Götz Trainer (Serie/2)

-

In unserer neuen Serie Was macht ei gentlich … ? fragt die Az-sportredak­tion bei Menschen nach, die den Sport in Augsburg geprägt haben. Das können ehemalige Aktive sein, aber auch Funktionär­e oder Trainer. Wie ist es ihnen ergangen, nachdem Sie aus dem Rampenlich­t getreten sind? Heute: Peter Götz.

Herr Götz, als Trainer haben Sie den Volleyball­sport in Augsburg geprägt wie kein anderer. Jetzt sind Sie 68 und im Ruhestand. Wie sieht Ihr Leben heute aus? Götz: Ich mache sehr viel Sport für mich selbst. Ich gehe Laufen, ich mache Fitness, ich bin mit dem Mountainbi­ke unterwegs, ich spiele Golf. Ich verbringe meine Zeit sehr viel mit Sport.

Sie schreiben sich inzwischen also nur noch selbst die Trainingsp­läne? Götz: Nein, nein. Die Zeit der Trainingsp­läne ist vorbei. Ich mache das, was mir guttut und was mir Spaß macht.

Götz: Ich glaube schon kann zumindest noch Jüngerem mithalten.

(lacht). Ich mit manch

In der Liste Ihrer Volleyball. Haben mehr zu tun? Götz: Mit Volleyball habe ich eigentlich nur noch zwei-, dreimal im Jahr zu tun. Dann werde ich von einem guten Freund zu Champions-league-spielen nach Friedrichs­hafen eingeladen. Da fahre ich dann hin und schaue zu – und sofort sind die alte Euphorie und die alte Begeisteru­ng wieder da. Aber wenn ich aus der Halle gehe, ist das auch wieder vorbei.

Sie zieht es also nicht mehr zurück auf die Trainerban­k? Götz: Nein, auf keinen Fall. Da war ich fast 30 Jahre und habe eigentlich alles erlebt, was man erleben kann. Ich brauch da nix mehr. Ich habe drei deutsche Meistersch­aften gewonnen, zweimal den Pokal, einmal den Europapoka­l. Als Juniorenbu­ndestraine­r haben wir zum ersten Mal gegen die Mannschaft der damaligen DDR gewonnen. Das sind schöne Erinnerung­en. Aber es ist Vergangenh­eit, da kann man nicht runter beißen. Irgendwann gehören die alten Leute weg aus dem Ganzen und die Jungen sollen das machen.

Also nebenher eine unterklass­ige Mannschaft zu betreuen kam für Sie nicht in Frage? Götz: Nein. Ich habe das mal versucht, war da dann aber nur zweimal. Das war nichts für mich. Entweder gescheit oder gar nicht.

Haben Sie noch Kontakte zu ehemaligen Spielerinn­en oder Kollegen? Götz: Ganz sporadisch. Wir Augs- burger waren in dieser Szene ja immer so ein bisschen die Außenseite­r, die den anderen gezeigt haben, dass es so auch geht. Die Kontakte schlafen dann irgendwann ein. Von Zeit zu Zeit meldet sich mal jemand und wenn man sich mal trifft, ist das schön. Dann kann man über alte Zeiten ratschen, aber das war es dann auch. Volleyball war eine schöne Zeit, aber ich bin jetzt in einem anderen Lebensabsc­hnitt. Ich mach jetzt den Sport für mich und nicht mehr für andere.

Was war das sportliche Highlight Ihrer Trainer-karriere? Götz: Das absolute Highlight war die Saison 1984/85 mit Viktoria. Damals haben wir das Triple aus Meistersch­aft, Pokal und Europapoka­l geholt. Das haben später auch andere geschafft, aber so weit ich weiß, waren wir die Ersten. Das war eine überragend­e Saison mit einer traumhafte­n Mannschaft. Wir haben teilweise in der ausverkauf­ten Sporthalle vor tausenden Menschen gespielt. Es gibt eine uralte Videoaufna­hme, da wird mir angst und bang, wenn ich die heute anschaue. Da hat man keine Aufgänge mehr gesehen, die Leute standen bis ans Spielfeld. Und wir gewinnen auch noch gegen das übermächti­ge Lohhof, das nahezu komplett aus der Nationalma­nnschaft bestand. Damals hat in Augsburg fast schon eine Volleyball-begeisteru­ng geherrscht. Da kam alles zusammen, auch eine Portion Glück, die du immer brauchst.

Sie haben später dann mit der DJK Augsburg-hochzoll den Aufstieg aus der Regionalli­ga bis in die Bundesliga geschafft. Später wurde aus der Mannschaft der VCA. Als das Konstrukt aus finanziell­en Gründen zerbrach: War das auch für Sie der Schlusspun­kt in Sachen Volleyball? Götz: Ja, danach war für mich Schluss. Ich habe gesehen, dass man in Augsburg mit Volleyball nicht in der Bundesliga spielen kann. Außerdem hatte ich leichte gesundheit­liche Probleme bekommen, die sich aber wieder gegeben haben.

Wie schwer war es für Sie, dem Sport zurückzuzi­ehen? Götz: Ich habe das radikal gemacht. Mit mir konnte man damals über alles reden, außer über Volleyball. Das ist wie eine Sucht. Als ich damals

sich von noch mal nach Lohhof zurück bin, haben sie mich gefangen, indem sie mich angerufen und gefragt haben, ob ich mir nicht ein Europapoka­lspiel anschauen möchte. Das habe ich gemacht und danach haben sie mich gefragt, ob ich nicht auch Trainer machen wolle. Darum habe ich das so radikal gemacht bis ich clean war von der „Droge“Volleyball.

Klingt nach einem harten Entzug … Götz: Das stimmt. Es war schon so: Sobald ich in der Halle war, kam die Begeisteru­ng oder der Fanatismus oder was das auch war zurück. Mittlerwei­le ist es so, dass ich zwar abgehe wie Schnitzel, wenn ich mir ein Spiel anschaue. Aber danach ist es auch wieder vorbei. Volleyball ist nach wie vor eine tolle Sportart. Aber ich bin clean. Ich kümmere mich um mich selbst und schau zu, dass es mir gut geht. Und das tut es auch im Moment.

Wie intensiv verfolgen Sie noch das Volleyball-geschehen in Augsburg? Götz: Nur aus der Augsburger Allgemeine­n.

Nikolaj Roppel (Trainer des Drittligis­ten DJK Augsburg-hochzoll, war ja mal mein Co-trainer und ich finde toll, was er leistet. Es ist nicht leicht, in diesen Ligen immer super Leistungen zu bringen. Die dritte Liga ist das, was im Moment zu Augsburg passt. Alles andere ist auch im Volleyball mittlerwei­le extrem teuer. Wenn ein Verein keinen wirklich guten Sponsor hat, muss man ihm davon abraten, nach oben zu gehen.

Haben Sie schon DJK gesehen? Götz: Nein. Ich nehme es mir immer vor, aber wenn die am Samstagabe­nd spielen, ist immer irgend was anderes.

der

Mit Peter Götz, 68, sind die großen Zeiten des Augs burger Volleyball­s verbun den. In den 1980ern führte der inzwischen pen sionierte Lehrer die Frau enmannscha­ft der TG Viktoria Augs burg zur deutschen Meistersch­aft, Pokal und Europapoka­lsieg. Ende der 1990er gelang ihm mit der DJK Augsburg Hochzoll der Durchmarsc­h aus der Regionalli­ga in die Bundes liga. (AZ)

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Peter Götz in seinem Element: Als Trainer führte er seine Mannschaft­en zu großen Erfolgen, unter anderem holte er den deutschen Meistertit­el und Pokalsieg. Auf unserem Bild aus dem Jahr 2003 ist er in einer Spielunter­brechung mit den Bundesliga...
Foto: Alexander Kaya Peter Götz in seinem Element: Als Trainer führte er seine Mannschaft­en zu großen Erfolgen, unter anderem holte er den deutschen Meistertit­el und Pokalsieg. Auf unserem Bild aus dem Jahr 2003 ist er in einer Spielunter­brechung mit den Bundesliga...
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany