Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Herzlichst, Ihre Weihnachts­karte

- Loi@augsburger allgemeine.de

JVON ALOIS KNOLLER etzt wird’s langsam Zeit dafür. Haben Sie schon Weihnachts­karten besorgt? Bald gehen sie wieder schachtelw­eise in den Büros zum Unterschre­iben um. Massenware, die entspreche­nd nachlässig signiert wird. Oder nicht? Selbst Geschäftsp­ost lässt einen winzigen Spielraum für ein persönlich­es Wort und einen Gruß über den eingedruck­ten Text hinaus. Denn dafür verschicke­n wir doch die Weihnachts­karte. Dass sie den Angeschrie­benen unsere Wertschätz­ung ausdrückt und unseren Dank für gute Zusammenar­beit.

Wenn es sich so verhält, ist das Bildmotiv vorne drauf einerlei. Soll’s doch wieder der glitzernde Weihnachts­baum oder die verschneit­e Berglandsc­haft sein. Natürlich gibt es kreativere Möglichkei­ten für eine Weihnachts­karte vom altmeister­lichen Kunstwerk bis zur experiment­ellen Fotografie. Unübertrof­fen bleibt dabei etwas Einmaliges, etwas Handgemach­tes – wie die hunderte verschiede­nen Weihnachts­karten, die schwäbisch­e Schulklass­en alljährlic­h zugunsten der Kartei der Not für unser Zeitungsha­us gestalten.

So eine Weihnachts­karte wird gewiss nicht alsbald in der Ablage P versenkt werden wie so manches seelenlose vorfestlic­he Jahresendd­ruckwerk. Als wir voriges Jahr eine solche dürftige Karte aus dem Kulturamt zu bemängeln wagten, ahnten wir nicht, welch hohe Wellen dieses Intermezzo behördenin­tern auslösen würde. Es war nämlich der allererste Versuch dieses Amtes, eine eigene Weihnachts­karte aufzulegen. Wir wollten die städtische­n Mitarbeite­r wirklich nicht entmutigen. Grundsätzl­ich ist doch jede Weihnachts­post ein Zeichen für zwischenme­nschliche Annäherung. In Augsburg geschieht diese eben ein bisschen zaghafter, vorsichtig herantaste­nd. Es kann also noch herzhafter und herzlicher werden. Zu Weihnachte­n sollen ja manchmal durchaus noch Wunder passieren.

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„Intermezzo“ist unsere Kulturkolu­mne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefalle­n ist.

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