Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Grasser kommt vor Gericht

Österreich­s einstigem Polit-star droht Haft

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Wien Er war ein schillernd­er Politstar und Mitglied der legendären „Buberl-partie“um Jörg Haider. Der Rechtspopu­list Haider scharte in den Neunzigern gleich mehrere aufstreben­de Jungpoliti­ker um sich. Einer von ihnen war Karl-heinz Grasser. Er brachte es später bis zum österreich­ischen Finanzmini­ster und stürzte tief. Ab heute wird ihm vor dem Wiener Straflande­sgericht der Prozess gemacht. Nun werden die Blitzlicht­er wieder auf ihn gerichtet sein. Der Jetset-star und Ehemann von Fiona Swarovski, ist Teil eines Mammutproz­esses mit 15 Angeklagte­n.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem 48-jährigen Grasser vor, sich als Finanzmini­ster an der Privatisie­rung der staatliche­n Bundeswohn­ungen geplant persönlich bereichert zu haben. Er habe einen Teil der 9,6 Millionen Euro Provision kassiert. Er selbst bestreitet das. Doch es geht noch um mehr: Grasser soll im Zuge der Anmietung eines Linzer Büroturms durch seine Behörde geschmiert worden sein. Die Staatsanwa­ltschaft hält einen Teil der 200000 Euro Provision für Bestechung­sgeld. Seit 2009 ermitteln die Justizbehö­rden gegen Grasser.

Staatsanwa­ltschaft und Verteidigu­ng haben Gutachten vorgelegt. Ein undurchsic­htiges Geflecht aus Offshore-firmen und Stiftungen sowie geheimen Konten in Österreich und im Ausland musste entwirrt werden. Die Anklagesch­rift umfasst 825 Seiten, der Prozess wird wohl mindestens ein Jahr dauern. Grassers Anwälte wollen die Richterin wegen Befangenhe­it ablehnen. Ihm und den anderen Angeklagte­n drohen bis zu zehn Jahre Haft.

 ?? Foto: imago ?? Karl Heinz Grasser Anfang des Jahres in Kitzbühel.
Foto: imago Karl Heinz Grasser Anfang des Jahres in Kitzbühel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany