Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
New Yorker Attentäter wollte viele Menschen töten
Terror Der Anschlagsversuch in Manhattan mitten im Berufsverkehr heizt die Debatte über islamistische Extremisten an
Washington Akayed Ullah mischte sich unter die tausenden Pendler, die am frühen Montagmorgen in Manhattan auf dem Weg zur Arbeit waren. Offenbar wollte er sich und möglichst viele andere Menschen töten: In seiner Jacke verbarg der 27-Jährige aus Bangladesch eine selbst gebaute Rohrbombe von etwa 13 Zentimeter Länge. Der Sprengsatz detonierte in einem Fußgängertunnel zwischen den U-bahnstationen am Times Square und unter dem Busbahnhof Port Authority.
Die undeutlichen Bilder einer Überwachungskamera zeigen den Moment der Explosion: ein Blitz, Rauch, rennende Menschen, eine Person, die am Boden liegt. Wenige Wochen nach dem Tod von acht Menschen durch den Kleinlasteranschlag auf einem Radweg in Manhattan von Ende Oktober ist New York erneut von Terror erschüttert.
Laut Polizei explodierte die Bombe vorzeitig; über Ullahs eigentliches Ziel war in den Stunden nach der Detonation gegen 7.30 Uhr Ortszeit (13.30 Uhr MEZ) noch nichts bekannt. Mehr als 200000 Menschen passieren jeden Tag den Busbahnhof Port Authority. Der verletzte Attentäter, der vor sieben Jahren in die USA gekommen sein soll und im Stadtteil Brooklyn wohnt, wurde festgenommen. Drei weitere Menschen erlitten Verletzungen, doch Lebensgefahr bestand für keinen von ihnen.
Ullahs Motiv war laut der New Yorker Polizei rasch klar: Er wollte im Namen des Islamischen Staates töten. Bürgermeister Bill de Blasio sprach von einem Terroranschlag. Ullah sagte laut Medienberichten in einer ersten Vernehmung, er habe die Bombe an seiner Arbeitsstelle gebaut, einer Elektrofirma. Nach einer ersten Analyse von Experten explodierte nur ein Teil des Sprengstoffs; wenn alles nach Ullahs Plan gegangen wäre, hätten viele Menschen sterben können, zitierte die Online-ausgabe des Boulevardblattes einen Beamten der Anti-terror-polizei am Explosionsort.
Sollten sich die Annahmen der Behörden bestätigen, wäre Ullahs Aktion die zweite Is-gewaltaktion in New York innerhalb kurzer Zeit. Am 31. Oktober hatte der aus Usbekistan in die USA gekommene Sayfullo Saipov einen gemieteten Pickup-truck über einen Radweg im Süden Manhattans gesteuert und acht Menschen getötet. Saipovs Todesfahrt endete nach der Kollision mit einem Schulbus – ohne den Zusammenstoß wären möglicherweise noch wesentlich mehr Menschen gestorben, weil die Schüler aus einer nahen Oberschule gerade nach dem Ende ihres Unterrichts auf die Straße strömten.
Auch Saipov sagte nach seiner Festnahme, er habe sich vom IS zu der Gewalttat inspirieren lassen; auf seinem Handy wurden 90 Propaganda-videos der Dschihadisten gefunden. Ullahs Aktion verstärkt nun die Sorge, dass Extremisten versuchen könnten, zum Weihnachtsfest oder zum Jahreswechsel, wenn besonders viele Besucher in New York sind, einen Anschlag zu verüben.
Der Anschlagsversuch in der U-bahn heizt zudem die heftige Debatte über die Gefahr durch den islamistischen Extremismus in den USA nun noch weiter an. Der konservative Ex-abgeordnete und Radio-moderator Joe Walsh fragte auf Twitter: „Wann werden die Leute aufwachen und erkennen, dass der Islamismus ein Problem ist?“
Präsident Donald Trump begründet mit dem Hinweis auf den islamistischen Extremismus sein Einreiseverbot für Menschen aus bestimmten muslimischen Staaten. Erst kürzlich sorgte er für einen Sturm der Empörung, als er auf seinem offiziellen Twitter-konto antimuslimische Propagandaclips einer rechtsradikalen Gruppe aus Großbritannien verbreitete. Das Weiße Haus erklärte, Trump habe damit auf die Bedeutung einer funktionierenden Grenzsicherung hinweisen wollen. Allerdings stehen bisher weder Bangladesch noch Usbekistan auf seiner Schwarzen Liste. Auf Twitter wurde nach dem jüngsten Anschlagsversuch die Erweiterung der Liste um Bangladesch gefordert.