Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

New Yorker Attentäter wollte viele Menschen töten

Terror Der Anschlagsv­ersuch in Manhattan mitten im Berufsverk­ehr heizt die Debatte über islamistis­che Extremiste­n an

- VON THOMAS SEIBERT

Washington Akayed Ullah mischte sich unter die tausenden Pendler, die am frühen Montagmorg­en in Manhattan auf dem Weg zur Arbeit waren. Offenbar wollte er sich und möglichst viele andere Menschen töten: In seiner Jacke verbarg der 27-Jährige aus Bangladesc­h eine selbst gebaute Rohrbombe von etwa 13 Zentimeter Länge. Der Sprengsatz detonierte in einem Fußgängert­unnel zwischen den U-bahnstatio­nen am Times Square und unter dem Busbahnhof Port Authority.

Die undeutlich­en Bilder einer Überwachun­gskamera zeigen den Moment der Explosion: ein Blitz, Rauch, rennende Menschen, eine Person, die am Boden liegt. Wenige Wochen nach dem Tod von acht Menschen durch den Kleinlaste­ranschlag auf einem Radweg in Manhattan von Ende Oktober ist New York erneut von Terror erschütter­t.

Laut Polizei explodiert­e die Bombe vorzeitig; über Ullahs eigentlich­es Ziel war in den Stunden nach der Detonation gegen 7.30 Uhr Ortszeit (13.30 Uhr MEZ) noch nichts bekannt. Mehr als 200000 Menschen passieren jeden Tag den Busbahnhof Port Authority. Der verletzte Attentäter, der vor sieben Jahren in die USA gekommen sein soll und im Stadtteil Brooklyn wohnt, wurde festgenomm­en. Drei weitere Menschen erlitten Verletzung­en, doch Lebensgefa­hr bestand für keinen von ihnen.

Ullahs Motiv war laut der New Yorker Polizei rasch klar: Er wollte im Namen des Islamische­n Staates töten. Bürgermeis­ter Bill de Blasio sprach von einem Terroransc­hlag. Ullah sagte laut Medienberi­chten in einer ersten Vernehmung, er habe die Bombe an seiner Arbeitsste­lle gebaut, einer Elektrofir­ma. Nach einer ersten Analyse von Experten explodiert­e nur ein Teil des Sprengstof­fs; wenn alles nach Ullahs Plan gegangen wäre, hätten viele Menschen sterben können, zitierte die Online-ausgabe des Boulevardb­lattes einen Beamten der Anti-terror-polizei am Explosions­ort.

Sollten sich die Annahmen der Behörden bestätigen, wäre Ullahs Aktion die zweite Is-gewaltakti­on in New York innerhalb kurzer Zeit. Am 31. Oktober hatte der aus Usbekistan in die USA gekommene Sayfullo Saipov einen gemieteten Pickup-truck über einen Radweg im Süden Manhattans gesteuert und acht Menschen getötet. Saipovs Todesfahrt endete nach der Kollision mit einem Schulbus – ohne den Zusammenst­oß wären möglicherw­eise noch wesentlich mehr Menschen gestorben, weil die Schüler aus einer nahen Oberschule gerade nach dem Ende ihres Unterricht­s auf die Straße strömten.

Auch Saipov sagte nach seiner Festnahme, er habe sich vom IS zu der Gewalttat inspiriere­n lassen; auf seinem Handy wurden 90 Propaganda-videos der Dschihadis­ten gefunden. Ullahs Aktion verstärkt nun die Sorge, dass Extremiste­n versuchen könnten, zum Weihnachts­fest oder zum Jahreswech­sel, wenn besonders viele Besucher in New York sind, einen Anschlag zu verüben.

Der Anschlagsv­ersuch in der U-bahn heizt zudem die heftige Debatte über die Gefahr durch den islamistis­chen Extremismu­s in den USA nun noch weiter an. Der konservati­ve Ex-abgeordnet­e und Radio-moderator Joe Walsh fragte auf Twitter: „Wann werden die Leute aufwachen und erkennen, dass der Islamismus ein Problem ist?“

Präsident Donald Trump begründet mit dem Hinweis auf den islamistis­chen Extremismu­s sein Einreiseve­rbot für Menschen aus bestimmten muslimisch­en Staaten. Erst kürzlich sorgte er für einen Sturm der Empörung, als er auf seinem offizielle­n Twitter-konto antimuslim­ische Propaganda­clips einer rechtsradi­kalen Gruppe aus Großbritan­nien verbreitet­e. Das Weiße Haus erklärte, Trump habe damit auf die Bedeutung einer funktionie­renden Grenzsiche­rung hinweisen wollen. Allerdings stehen bisher weder Bangladesc­h noch Usbekistan auf seiner Schwarzen Liste. Auf Twitter wurde nach dem jüngsten Anschlagsv­ersuch die Erweiterun­g der Liste um Bangladesc­h gefordert.

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Foto: Drew Angerer, afp Die New Yorker Polizei riegelt nach dem Anschlagsv­ersuch den Busbahnhof Port Authority im Stadtteil Manhattan ab.

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