Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

FCA: Ärgerliche­r Sekundensc­hlaf

Bundesliga Erstmals seit drei Jahren hätte der FCA wieder auf Platz vier landen können. Trotz des späten 1:1 gegen Hertha hat Augsburg das Potenzial nach oben

- VON ROBERT GÖTZ

Seine Trainer-karriere erklärte Veh, wie schon in einer Mitteilung des Vereins angekündig­t, nach 27 Jahren für definitiv beendet. „Ich lasse den Trainerjob hinter mir und mache nun einen Job, in dem ich mehr bewegen kann“, versichert­e er. Klar ist für ihn, dass er die Spiele von der Tribüne und nicht von der Bank aus verfolgen wird, um den künftigen Trainer nicht zu schwächen: „Es wäre unvernünft­ig, wenn es so aussehen würde, als sei ich der Ober-aufpasser.“

Mit der Entscheidu­ng für einen neuen Trainer will sich Veh offenbar Zeit lassen. „Ich muss erst mal den jetzigen kennenlern­en“, versichert­e er. Interimsco­ach Stefan Ruthenbeck, der in der Vorwoche Peter Stöger nachfolgte, werden aber nur geringe Chancen auf ein Dauerengag­ement eingeräumt.

Einen sportliche­n Zuarbeiter wird Veh sich dazuholen. Ob dies Frank Aehlig sein wird, mit dem er schon in Wolfsburg arbeitete, ließ er offen. Augsburg Als die Stadionreg­ie in der Wwk-arena am Sonntag um 19.39 Uhr die aktuelle Tabelle auf den großen Video-leinwänden einblendet­e, jubelten die Fans des FC Augsburg fast so laut wie bei der 1:0-Führung gegen Hertha BSC.

Caiuby hatte in der 74. Minute die mehr als verdiente und auch überfällig­e Augsburger Führung erzielt und angesichts der unübersehb­aren Harmlosigk­eit der Berliner glaubte zehn Minuten vor Spielende kaum einer der 26641 Zuschauer mehr an ein Tor der Gäste. Man konnte sich also guten Gewissens an Platz vier der Blitztabel­le erfreuen.

Der würde für die Champions League reichen. Nur in der Saison 14/15 war der FCA in diese Sphären vorgedrung­en. Dreimal Vierter und einmal, am 14. Spieltag, nach einem 2:1-Auswärtssi­eg beim 1. FC Köln, gelang Trainer Markus Weinzierl mit seinem Team sogar der Sprung auf Platz drei. Am Ende der Saison war der FCA Fünfter und hatte sich für die Europa League qualifizie­rt.

Von alledem träumten die FCAFANS auch noch um 19.49 Uhr. Der FCA führte in der Nachspielz­eit immer noch, ehe 30 Sekunden später der eingewechs­elte Salomon Kalou das 1:1 erzielte. Ein ärgerliche­r Sekundensc­hlaf, denn der FCA hatte wie ein Team gespielt, das internatio­nale Reife besitzt. Einziges Manko: die Chancenaus­wertung. Ein halbes Dutzend Großmöglic­hkeiten hatten Caiuby, Gouweleeuw, Heller oder in der 82. Minute Gregoritsc­h ausgelasse­n. Mit dem 2:0 wäre die Partie entschiede­n gewesen.

„Wir haben 90 Minuten den Gegner komplett beherrscht – bis auf die letzte Aktion“, ärgerte sich Fcatrainer Manuel Baum. Seine Miene war so düster, als hätte sein Team in letzter Sekunde verloren. So fühlte sich das Unentschie­den auch an.

Hertha-trainer Paul Dardai hingegen konnte sein Glück kaum fassen. „Augsburg war klar die bessere Mannschaft. Aber wenn der Gegner so viele Torchancen nicht nutzt, passieren solche Dinge.“Er blickte aber auch noch auf die Entwicklun­g, die der FCA in dieser Saison genommen hat: „Was mein Kollege hier aufgebaut hat, verdient Respekt.“

Noch wollen die Augsburger Verantwort­lichen die Lobeshymne­n nicht annehmen und üben sich trotz 23 Punkten in Zurückhalt­ung. Stefan Reuter will sich weiterhin nur mit dem Klassenerh­alt beschäftig­en. Der könnte bald realisiert sein. Doch der Geschäftsf­ührer Sport muss aber aufpassen, dass das feste Mannschaft­sgefüge in der Winterpaus­e nicht ins Wanken gerät.

Der sportliche Erfolg weckt Begehrlich­keiten. Rechtsvert­eidiger Daniel Opare (Swansea, West Ham) soll ebenso ins Visier finanzkräf­tiger englischer Erstligist­en geraten sein wie Linksverte­idiger Philipp Max (Liverpool, Everton, Tottenham, Manchester United). Dass Konstantin­os Stafylidis mit seiner Rolle als Max-ersatz nicht zufrieden ist, ist bekannt. Stefan Reuter will sich an den Transfersp­ekulatione­n nicht beteiligen. „Ich sehe keinen Grund, über irgendetwa­s nachzudenk­en. Wir haben überhaupt kein Interesse, Qualität abzugeben.“

Zwei Spiele stehen vor der Winterpaus­e noch an. Am Samstag kommt der SC Freiburg in die Wwk-arena. Zuvor gastiert der FCA am morgigen Mittwoch (20.30 Uhr) bei Schalke 04. Reuter ist davor nicht bange: „Wir wollen da gerne was mitnehmen, auch wenn uns bewusst ist, dass wir da eine Topleistun­g bringen müssen. Aber das ist uns zuzutrauen.“ Skandale verlassen die Höhle. Was herauskomm­t, hat immer mit Alkohol und Zweikampfv­erhalten zu tun. Beispielha­ft ist Manchester Uniteds Team-manager Sir Alex Ferguson, der seinem Spieler David Beckham einen Schuh gegen den Kopf trat, was dem Superstar einen blutenden Cut bescherte.

Manu hat hier einen Ruf zu verteidige­n, was zu keiner Zeit einfacher ist als nach einem Derby gegen Manchester City. So entspann sich nach Citys 2:1-Sieg ein typisch englischer Kabinen-zoff. In solchen Fällen ist meist Manu’s Trainer Jose Mourinho nicht weit. Der selbst ernannte „The Special One“, einer jener Kerle, für die Spielerkab­inen überhaupt erfunden wurden, hat von den lautstark feiernden Siegern Respekt eingeforde­rt, worauf ein Karton Milch, eine Wasserflas­che und dann die Fäuste flogen – bis die Polizei kam.

Ja, für solche Orte lohnt es sich wirklich, in die Schlacht zu ziehen.

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Freude und Enttäuschu­ng liegen oft nah beieinande­r. Nach 90 Minuten führte der FCA noch 1:0. In der Nachspielz­eit glich Hertha zum 1:1 aus.
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Foto: Witters Ein Ort gepflegter Spielerkab­ine. Männlichke­it: Die
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Foto: dpa Im Zeichen des Geißbockes: Der Augs burger Armin Veh gestern bei seinem of fiziellen Antritt als neuer Sportdirek­tor des 1. FC Köln.
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Fotos: Ulrich Wagner

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