Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Eine neue Drohne rettet Leben
Entwicklung Studenten der Hochschule Augsburg haben ein autonomes Fluggerät gebaut. Bald soll es schiffbrüchigen Flüchtlingen im Mittelmeer helfen
„Da ertrinken jetzt gerade Menschen im Mittelmeer“, sagt Friedrich Beckmann, Professor für Elektrotechnik an der Hochschule Augsburg, und hat damit vermutlich Recht. Allein dieses Jahr sind 3000 Flüchtlinge, die über den Seeweg nach Europa wollten, gestorben. 2016 lagen die Zahlen noch höher, bei zirka 5000. Nun will der Professor zusammen mit seinen Studenten eine Drohne bauen, damit schiffbrüchige Flüchtlinge gerettet werden können.
Es ist diese Perspektive auf das seit Jahren stattfindende Drama zwischen den Küsten Libyens und Italien, die den Professor im Sommersemester 2017 dazu bewogen hat, dass Projekt „Searchwing“ins Leben zu rufen. Mit seinen Studenten wird er eine autonome Drohne bauen, die hilft, schiffbrüchige Flüchtlinge im Mittelmeer besser finden zu können. Inzwischen existieren erste Prototypen – dabei ist die Gruppe eher überschaubar. Gerade mal zu viert arbeiten sie an dem Projekt. Dafür oft bis tief in die Nacht, ohne Entlohnung, neben Job und Studium.
Anstatt eine Drohne komplett selbst zu entwerfen, greifen sie zurück auf vorhandene Modelle auf dem Modellbaumarkt. Einzige Voraussetzung: Preisgünstig muss die
Einsatz geplant für Rettungsorganisationen
Technik sein. Jetzt versuchen sie die Drohne so zu optimieren, dass sie zum Finden von Ertrinkenden geeignet ist.
Dazu war es zuerst einmal notwendig, eine stabile Funkverbindung zu schaffen, mit der die Drohne über zehn Kilometer hinweg noch gesteuert werden kann. Des Weiteren musste ein Autopilot installiert werden, der den Flieger wieder sicher zurückbringt. Starten soll die Drohne von einem Boot aus. Da sich Schiffe aber nun mal auf dem Wasser bewegen, muss die Drohne an einen anderen Ort zurückkommen, als sie gestartet ist. Außerdem muss auch über große Entfernungen hinweg eine Bildübertragung gewährleistet sein.
Die Schwierigkeit dabei: Alles so simpel zu konstruieren, dass möglichst jeder freiwillige Helfer auf dem Rettungsboot ohne Vorkenntnisse die Drohne bedienen kann. Konkret unterstützt werden soll damit die Arbeit der Organisationen Seawatch aus Berlin und Sea-eye aus Regensburg. Bisher arbeiten die Hilfskräfte vor allem mit Fischkuttern und Charter-flugzeugen. Sie müssen erst einmal von Malta aus starten und sind noch dazu teuer. Eine Flugstunde kostet mehrere hundert Euro.
Die Drohne wäre effizienter und um einiges günstiger – auch dann, wenn sie nach wenigen Einsätzen beschädigt ausgetauscht werden müsste. Das vierköpfige Team ist optimistisch, schon im kommenden Jahr ein fertiges Modell präsentieren zu können. Dabei wollen sie ihren Einsatz nicht als politisch motiviert bezeichnen, sondern als humanitäre Hilfsarbeit verstehen. „Ich bin halt Ingenieur und möchte mit meinem Fachwissen helfen“, erklärt Friedrich Beckmann, der seinen Bachelor-abschluss bereits in der Tasche hat, seine Motivation.
Studentin Anna Pfützner fügt ergänzend hinzu: „Bei einem sozialen Projekt zu helfen, ist sicher nicht der schlechteste Grund, seine Freizeit zu opfern.“Professor Friedrich Beckmann verweist aber auch auf den großen politischen Zusammenhang in Europa, der dazu führt, dass so viele Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken. „Trump baut die böse Mauer, aber wir nutzen ja das Mittelmeer.“»Meinung
Die Flugversuche der Drohne sind im Internet unter anderem auf You tube zu sehen unter https://youtu.be/3c7efgmem7s https://youtu.be/go00ovekkoq