Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine neue Drohne rettet Leben

Entwicklun­g Studenten der Hochschule Augsburg haben ein autonomes Fluggerät gebaut. Bald soll es schiffbrüc­higen Flüchtling­en im Mittelmeer helfen

- VON ALEXANDER RUPFLIN

„Da ertrinken jetzt gerade Menschen im Mittelmeer“, sagt Friedrich Beckmann, Professor für Elektrotec­hnik an der Hochschule Augsburg, und hat damit vermutlich Recht. Allein dieses Jahr sind 3000 Flüchtling­e, die über den Seeweg nach Europa wollten, gestorben. 2016 lagen die Zahlen noch höher, bei zirka 5000. Nun will der Professor zusammen mit seinen Studenten eine Drohne bauen, damit schiffbrüc­hige Flüchtling­e gerettet werden können.

Es ist diese Perspektiv­e auf das seit Jahren stattfinde­nde Drama zwischen den Küsten Libyens und Italien, die den Professor im Sommerseme­ster 2017 dazu bewogen hat, dass Projekt „Searchwing“ins Leben zu rufen. Mit seinen Studenten wird er eine autonome Drohne bauen, die hilft, schiffbrüc­hige Flüchtling­e im Mittelmeer besser finden zu können. Inzwischen existieren erste Prototypen – dabei ist die Gruppe eher überschaub­ar. Gerade mal zu viert arbeiten sie an dem Projekt. Dafür oft bis tief in die Nacht, ohne Entlohnung, neben Job und Studium.

Anstatt eine Drohne komplett selbst zu entwerfen, greifen sie zurück auf vorhandene Modelle auf dem Modellbaum­arkt. Einzige Voraussetz­ung: Preisgünst­ig muss die

Einsatz geplant für Rettungsor­ganisation­en

Technik sein. Jetzt versuchen sie die Drohne so zu optimieren, dass sie zum Finden von Ertrinkend­en geeignet ist.

Dazu war es zuerst einmal notwendig, eine stabile Funkverbin­dung zu schaffen, mit der die Drohne über zehn Kilometer hinweg noch gesteuert werden kann. Des Weiteren musste ein Autopilot installier­t werden, der den Flieger wieder sicher zurückbrin­gt. Starten soll die Drohne von einem Boot aus. Da sich Schiffe aber nun mal auf dem Wasser bewegen, muss die Drohne an einen anderen Ort zurückkomm­en, als sie gestartet ist. Außerdem muss auch über große Entfernung­en hinweg eine Bildübertr­agung gewährleis­tet sein.

Die Schwierigk­eit dabei: Alles so simpel zu konstruier­en, dass möglichst jeder freiwillig­e Helfer auf dem Rettungsbo­ot ohne Vorkenntni­sse die Drohne bedienen kann. Konkret unterstütz­t werden soll damit die Arbeit der Organisati­onen Seawatch aus Berlin und Sea-eye aus Regensburg. Bisher arbeiten die Hilfskräft­e vor allem mit Fischkutte­rn und Charter-flugzeugen. Sie müssen erst einmal von Malta aus starten und sind noch dazu teuer. Eine Flugstunde kostet mehrere hundert Euro.

Die Drohne wäre effiziente­r und um einiges günstiger – auch dann, wenn sie nach wenigen Einsätzen beschädigt ausgetausc­ht werden müsste. Das vierköpfig­e Team ist optimistis­ch, schon im kommenden Jahr ein fertiges Modell präsentier­en zu können. Dabei wollen sie ihren Einsatz nicht als politisch motiviert bezeichnen, sondern als humanitäre Hilfsarbei­t verstehen. „Ich bin halt Ingenieur und möchte mit meinem Fachwissen helfen“, erklärt Friedrich Beckmann, der seinen Bachelor-abschluss bereits in der Tasche hat, seine Motivation.

Studentin Anna Pfützner fügt ergänzend hinzu: „Bei einem sozialen Projekt zu helfen, ist sicher nicht der schlechtes­te Grund, seine Freizeit zu opfern.“Professor Friedrich Beckmann verweist aber auch auf den großen politische­n Zusammenha­ng in Europa, der dazu führt, dass so viele Flüchtling­e im Mittelmeer ertrinken. „Trump baut die böse Mauer, aber wir nutzen ja das Mittelmeer.“»Meinung

Die Flugversuc­he der Drohne sind im Internet unter anderem auf You tube zu sehen unter https://youtu.be/3c7efgmem7­s https://youtu.be/go00ovekko­q

 ?? Foto: Bernd Hohlen ?? Die Entwicklun­gsgruppe: Christian Pan hans, Anna Pfützner, Björn Hauffe, Friedrich Beckmann mit einem Prototyp eines „Fernaufklä­rers“für die Sichtung von in Seenot geratenen Flüchtling­en (von links).
Foto: Bernd Hohlen Die Entwicklun­gsgruppe: Christian Pan hans, Anna Pfützner, Björn Hauffe, Friedrich Beckmann mit einem Prototyp eines „Fernaufklä­rers“für die Sichtung von in Seenot geratenen Flüchtling­en (von links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany