Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Profitiert Augsburg vom Diesel Gipfel?

Umwelt Nach wie vor ist nicht geklärt, ob die Stadt etwas aus dem mit einer Milliarde Euro gefüllten Topf bekommt. Verwendet werden könnte die Förderung zum Beispiel für „intelligen­te Ampeln“und andere Projekte

- VON STEFAN KROG

Auch vier Monate, nachdem Bundesregi­erung und Autoherste­ller ein Milliarden-paket zur Senkung der Stickoxidb­elastung für Städte geschnürt haben, steht nicht fest, ob Augsburg auch Gelder erhält. Immerhin scheint inzwischen klar zu sein, dass Augsburg prinzipiel­l für eine Förderung in Frage kommt. Auf einer Liste von möglichen Städten war Augsburg trotz zu hohen Jahresmitt­elwerts zunächst nämlich nicht aufgetauch­t. Bis Ende des Jahres soll mehr Klarheit herrschen.

Die Stadt hofft, durch diverse Maßnahmen ein mögliches Fahrverbot für Dieselauto­s abwenden zu können, das im Falle einer Klage wegen der Grenzwertü­berschreit­ung potenziell drohen würde. Ein Punkt aus dem Maßnahmenk­atalog wäre, „intelligen­te Ampeln“einzuricht­en. Das Konzept dafür hat die Stadt schon länger in der Schublade. Es wurde bisher aus finanziell­en Gründen aber nicht umgesetzt. „Intelligen­te Ampeln“, die ihre Schaltprog­ramme an die aktuelle Verkehrsla­ge anpassen, dürften an allen Ausfallstr­aßen rund sieben Millionen Euro kosten. An der Bürgermeis­ter-ackermannu­nd der Friedberge­r Straße sowie in der In- nenstadt (Rote-torwall-straße, Schießgrab­en- und Schaezlers­traße) sind sie bereits im Einsatz und machen den Verkehr flüssiger. Die Haunstette­r Straße soll kommendes Jahr damit ausgestatt­et werden.

Zur Bekämpfung der lokal hohen Stickoxid-werte in der Innenstadt dürfte eine „intelligen­te Ampel“vor allem auf der Innenstadt-achse Grottenau, Karlstraße und Leonhardsb­erg in Frage kommen; dort sind die Stickoxid-werte seit Jahren zu hoch. Von den Sensoren, die für „intelligen­te Ampeln“nötig sind, könnte auch ein neues Parkleitsy­stem profitiere­n. Das alte Parkleitsy­stem ist nach mehr als 20 Jahren und der Umlegung des Innenstadt­verkehrs im Zuge des Königsplat­zumbaus nicht mehr verwendbar.

Geld könnte auch in den Ausbau von Park-and-ride-plätzen fließen. Weitere Förder-themen wären der Radverkehr, wo die Stadt an ihr Projekt „Fahrradsta­dt 2020“anknüpfen könnte. Auch die Förderung der E-mobilität, für die die Stadt momentan ein Konzept erarbeitet, könnte ein Thema sein.

Doch bis Geld fließt, wird es noch ein weiter Weg sein. Zwar hatte Bundeskanz­lerin Angela Merkel nach der Fortsetzun­g des „Dieselgipf­els“Ende November in Berlin dass Fördergeld­er „ab morgen“zur Verfügung stünden. Es seien aber noch „etliche Arbeitssch­ritte“nötig, so Augsburgs Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne).

Bevor Geld fließt, müssen Städte erst einmal einen Masterplan entwickeln, der aufzeigt, mit welchen Maßnahmen wo wie viel Stickstoff­dioxid vermieden werden kann. Augsburg hat sich um die Förderung eines solchen Masterplan­s beworben, nachdem die Stadtverwa­ltung vom Bundesverk­ehrsminist­erium dazu aufgeforde­rt worden war.

Das ist ein gutes Zeichen, weil Augsburg in einer Liste von möglichen Städten zunächst gar nicht aufgetauch­t war. Dies hing mit einem „Formfehler“zusammen – entscheide­nd für die Aufnahme waren die Messwerte aus dem Jahr 2013. Damals war die Messstatio­n in der Karlstraße aber wegen der Bauarbeite­n für den Radweg außer Betrieb.

Noch ist nicht klar, wie die Förderquot­e für einzelne Maßnahmen aussehen wird. Für einen Teil der Projekte, die unterstütz­t werden, ist in Augsburg auch gar kein Bedarf da. Bei der Elektrifiz­ierung des Verkehrs setzen einige Kommunen große Hoffnung auf Elektrobus­se. Die Stadtwerke haben aber bereits seit Symbolfoto: Silvio Wyszengrad mehr als 20 Jahren schadstoff­arme Erdgasbuss­e. Allenfalls für Regionalbu­sse des Verkehrsve­rbundes, die aus dem Umland in die Stadt fahren, sei eine Umrüstung interessan­t, so Erben.

Mit seinem Jahresmitt­elwert von 46 Mikrogramm pro Jahr rangiert Augsburg unter den Städten, die den Grenzwert überschrei­ten, am unteren Ende der Skala. Zum Vererklärt, gleich: In Stuttgart sind es bis zu 80 Mikrogramm. Erlaubt sind 40 Mikrogramm.

Die Stadt hofft, dass durch Diesel-nachrüstun­gen und weitere Maßnahmen die Belastung mittelfris­tig unter den Grenzwert sinkt. Damit ein Gericht ein Diesel-fahrverbot in Augsburg als weitreiche­ndste Maßnahme verhängt, müsste erst jemand klagen. Die Stadt hatte im vergangene­n Jahr bereits die Umweltzone verschärft und Autos mit gelber Plakette ausgesperr­t, auch wenn nur eine minimale Entlastung bei den Stickoxide­n prognostiz­iert war. Hintergrun­d war unter anderem, im Fall einer Klage argumentie­ren zu können, alles getan zu haben, um die Schadstoff­belastung zu senken. Stickoxide greifen die Atmungsorg­ane an.

Der Umweltverb­and Deutsche Umwelthilf­e, der in mehreren deutschen Städten erfolgreic­h geklagt hatte, forderte im Sommer 45 Städte – darunter Augsburg – auf, zu beschreibe­n, wie sie die Situation in den Griff bekommen möchten. Im November gab der Verband bekannt, wegen der Überschrei­tungen in dreien dieser Städte zu klagen. Augsburg ist nicht darunter, auch wenn man sich weitere Klagen vorbehalte, so die Umwelthilf­e.

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Augsburg könnte Fördergeld­er unter an derem für mehr „intelligen­te Ampeln“nutzen.

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