Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
E Winterdienst von gestern
s begab sich zu der Zeit, als noch heftig darüber spekuliert wurde, ob Joachim Herrmann sich nun um das Ministerpräsidentenamt bewirbt oder nicht, dieser (Kampfname: Balu) aber wohl selbst noch nicht so genau wusste, ob er sich nun trauen wollen soll und deswegen in seiner Eigenschaft als Innenminister lieber eine Pressekonferenz zu „Neuerungen beim Winterdienst“absolvierte. Zu dieser Zeit also, noch vor dem ersten Schnee und Söder, fiel auf besagter Konferenz der rückblickend aufschlussreiche Satz: „Einfach rausfahren und streuen – das ist Schnee von gestern.“
Ja, genau, das glaubt man sofort, vor allem, wenn man im Schnee vom Sonntagnachmittag unterwegs war. Auf knapp 100 Kilometern zweispuriger Bundesstraße (B17 und B2) begegnete einem in den gut zwei Stunden Fahrt nämlich gerade mal ein Räumfahrzeug – auf der Gegenfahrbahn. Ansonsten: nichts, außer einer immer höher werdenden Schneedecke und ein paar Autos im Graben. Kollegen berichteten von ähnlichen Erfahrungen, sodass kurz überlegt wurde, mal beim Ministerium nachzufragen, was da denn los sei. Überraschender Wintereinbruch? Weil den Wetterdiensten, die schon vormittags gewarnt haben, generell zu misstrauen ist? Sonntagsfahrverbot? Probier’s mal mit Gemütlichkeit?
Wahrscheinlich wäre was von Einsatzplänen geredet worden, davon, nicht überall gleichzeitig sein zu können usw. und im Übrigen die Lage aber im Griff sei. Immerhin habe man ja auch 650 000 Tonnen Streusalz gebunkert, die, wie dereinst Herrmann betonte, locker reichen würden. Seit dem Wochenende weiß man nun auch, warum.