Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Zwei Männer, zwei Parteien, ein Stadtteil

Begegnung Thomas Lidel und Christos Kislinger haben viel gemeinsam: Beide sind 27 Jahre alt, engagieren sich für Oberhausen und sind Ortsvorsit­zende. Nur die politische Überzeugun­g trennt sie

- VON ANDREA BAUMANN

Das Foto könnte ihnen Sympathien potenziell­er Schwiegerm­ütter einbringen: Thomas Lidel und Christos Kislinger stehen lächelnd nebeneinan­der in der weihnachtl­ich geschmückt­en Ulmer Straße – adrett, seriös und gewinnend. Dass die beiden 27-Jährigen Menschen für sich einnehmen können, hat seinen Grund: Sie stehen beide in der Öffentlich­keit – Lidel ist Ortsvorsit­zender der CSU Oberhausen, Kislinger hat diese Funktion im selben Stadtteil in der SPD inne.

Auf Einladung unserer Zeitung kommen die beiden jungen Kommunalpo­litiker zum gemeinsame­n Ortstermin unweit des Oberhauser Bahnhofs zusammen. Unter anderem, weil sie in der Diskussion über die Zustände dort und über den geplanten Süchtigent­reff in der Dinglerstr­aße konträre Positionen einnehmen. Mit deutlichen Worten kritisiert Lidel in einer Pressemitt­eilung die „geplante Trinkerstu­be“, weil dadurch aus einem Problem-platz ein Problemvie­rtel würde. Kislinger hingegen warb auf einem Facebook-video für die Infoabende zum Treff und sagt, dass das Angebot in der Dinglerstr­aße durchaus einen Versuch wert sei. Den Ansatz von Lidel, die Süchtigen in einem Container vor dem Bahnhof zu betreuen, hält er für völlig daneben.

Ihre Standpunkt­e machen die beiden beim Treffen in der Gaststätte „Bayerische­r Löwe“klar. Sie bleiben dabei ruhig und sachlich. Kraftmeier­ei ist ihre Sache nicht. Dafür hat es kürzlich innerhalb der CSU Oberhausen gekracht, weil die Arge-chefin Hannelore Köppl aus Ärger über Lidels Haltung zum Süchtigent­reff den stellvertr­etenden Vorsitz im Ortsverban­d niederlegt­e. „Ich lebe meine Überzeugun­gen, würde mich aber nicht als Hardliner innerhalb der CSU bezeichnen“, sagt Lidel über sich.

Schon als Jugendlich­er wusste er, dass er sich politisch engagieren will. Als 18-Jähriger trat der aus einer Oberhauser Unternehme­rfamilie (Fenster, Schreinere­i, Holzbau) stammende Lidel in die Junge Union ein und schaffte es nur sechs Jahre später an die Spitze des Csu-ortsverban­des in seinem Heimatstad­tteil. Kislingers Wurzeln liegen in – daher der ungewöhnli­che Vorname. Er kam als Kleinkind nach Deutschlan­d, mit fünf Jahren nach Augsburg und absolviert­e nach der Mittleren Reife eine kaufmännis­che Ausbildung. In die Politik geriet er über sein gewerkscha­ftliches Engagement. „Von den Themen steht mir die SPD am nächsten.“

Und er beeindruck­te offenbar Stadtrat Dieter Benkard, den viele den heimlichen Bürgermeis­ter von Oberhausen-nord nennen, dermaßen, dass dieser den jungen Deutsch-griechen als seinen Nachfolger für das Vorstandsa­mt auserkor. Dieses hat Kislinger seit Anfang des Jahres inne und sucht jetzt noch eine Wohnung in Oberhausen: „Der Stadtteil ist cool, vielfältig und top von der Infrastruk­tur“, schwärmt er. Hier liegt er mit CSU-MANN Lidel auf einer Wellenläng­e: Auch er spricht von „einem tollen Stadtteil mit Zukunftspo­tenzial“. Dass diesem immer noch ein schlechtes Image anhaftet, liege teilweise an den Bewohnern selbst. „Den Oberhauser­n wünsche ich mehr Selbstbewu­sstsein und ein stärkeres Wirgefühl“, so Lidel.

Einig sind sich die beiden Ortsvorsit­zenden in ihrer Freude über die Umwandlung des Gaskessela­reals in Oberhausen zu einem Kulturund Kreativsta­ndort. Die geplanten Neubaugebi­ete auf den ehemaligen Gewerbeflä­chen von Cema und Zeuna-stärker sehen sie ebenfalls als Chance. „Der Stadtteil wird sich megamäßig verändern, die Legriechen­land bensqualit­ät steigt“, sicher.

Der 27-Jährige weiß, dass er als Kommunalpo­litiker auf die Entwicklun­g seines Umfeldes Einfluss nehmen kann. Dafür investiert er gerne viele Stunden. Zum Eishockeys­pielen und zum Anfeuern des FCA bleibe auch noch Zeit, versichert er. Lidel sagt zum Thema Freizeit: „Das Masterstud­ium und die Politik sind derzeit meine Hobbys“. Beruflich ist der Ingenieur, der gerade ein Zweitstudi­um draufsatte­lt, im Familienbe­trieb tätig.

Die Begegnung in der Gaststätte geht zu Ende. Die Köpfe haben sich Lidel und Kislinger dabei nicht heißgerede­t. Vielmehr fanden sie es schön, „vom anderen etwas zu erfahren“. Und noch was. „Thomas ist sich Kislinger hat Humor“, sagt Kislinger. Lidel wiederum findet es anerkennen­swert, wie „Christos als Nicht-oberhauser hierherkom­mt und sich voll reinhängt“.

Übrigens: Die beiden posierten auf dem Foto in der Ulmer Straße nicht für potenziell­e Schwiegerm­ütter. Sowohl Kislinger als auch Lidel sind seit Jahren in festen Händen. Die Partnerinn­en bringen Verständni­s für das politische Engagement mit, bestätigen sie. Lidels Freundin Veronika Hintersber­ger ist selbst in der CSU aktiv. Die Tochter von Staatssekr­etär Johannes Hintersber­ger lebt in Lechhausen – noch. „Wir sanieren gerade das Haus meines Großvaters und werden dort zusammenzi­ehen.“Natürlich in Oberhausen.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Oberhausen liegt Thomas Lidel (links) und Christos Kislinger am Herzen; sie führen die Ortsverbän­de von CSU und SPD.
Foto: Silvio Wyszengrad Oberhausen liegt Thomas Lidel (links) und Christos Kislinger am Herzen; sie führen die Ortsverbän­de von CSU und SPD.

Newspapers in German

Newspapers from Germany