Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Weihnachtliche Sturmfahrt
Eisbrecher Die Rocker um den Augsburger Alex Wesselsky verbreiten zunächst festliche Stimmung, bevor es dann ans Eingemachte geht
Das Spectrum in Augsburg ist eine feine, aber leider auch eine kleine Location. Zumindest wenn eine Band wie „Eisbrecher“dort aufschlägt. Die Rockband um den Augsburger Sänger Alex Wesselsky füllt mittlerweile auch größere Hallen. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, als das Konzert im März angekündigt wurde, bereits nach 65 Minuten ratzfatz ausverkauft war. 800 Menschen quetschten sich am Freitag in das Kultlokal. Für Wesselsky ist der Auftritt in sei- ner Heimatstadt immer auch eine Herzensangelegenheit: „Das Spectrum ist so ein schöner Laden und dahoim is dahoim.“
Wesselsky und seine vier Mitstreiter lieferten auf der Bühne auch eine große Show ab. Das sogenannte „Adventssingen“zum Abschluss des Jahres ist im Gegensatz zu anderen Auftritten auch immer etwas Besonderes, zumal diese Veranstaltung mit nennen wir es mal besinnlichem Klamauk beginnt. Im ersten Teil des Abends erscheint nur Wesselsky mit seinem Gitarristen Jürgen Plangger. Dass dieses Duo dann bei „Kling, Glöckchen, klingelingeling“oder bei „Stille Nacht“auf der festlich dekorierten Bühne nicht immer die richtigen Töne trifft – geschenkt. Wesselsky hat bei seinen Fans Narrenfreiheit und der Abend soll ja auch Spaß machen. Im Hauptteil wird dann schließlich deutlich ersichtlich, warum die Formation für ihre beiden Alben „Die Hölle muss warten“und „Schock“mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet wurde.
Die Band spielt feinen Rock mit teilweise hervorragenden Harmonien. „Eisbrecher“werden ja in den großen Musikmagazinen und bei den Fans immer wieder mit „Rammstein“verglichen. Ein Vergleich, der ehrt, aber man kann auch behaupten, dass „Eisbrecher“rein musikalisch vielleicht sogar noch flexibler ist. Jedenfalls kommen sie den Berlinern sehr nahe. Spitzenreiter in den Charts war in den ersten Wochen nach Erscheinen auch ihr jüngstes Album „Sturmfahrt.“Es wummert und rumst, als die Gruppe mit dem gleichnamigen Titel die Hauptshow eröffnet. Im Lokal gibt es kaum einen, der nicht mit einem Eisbrecher-shirt bekleidet ist oder nicht zumindest ein Schiffermützchen mit dem Logo der Band ziert. Fast 15 Jahre „Eisbrecher“sind auch am Publikum nicht spurlos vorbeigegangen. Die Fans der ersten Stunde sind mittlerweile erwachsen geworden. Aber auch das Repertoire der deutschen Hardrocker hat Ausmaße angenommen. Und schließlich hat Wesselsky mit Jürgen Plangger, der zugleich Boss der Gruppe „A life Divided“ist, mit Leadgitarrist „Noel Pix“Seibert, mit Bassist Rupert Keplinger (spielte auch schon in der Band von Peter Maffay) oder Schlagzeuger Achim Färber ein starkes Quartett in der Hinterhand. „Eisbrecher“machen Laune. Logisch, dass seine Kundschaft bei älteren Songs wie „Miststück“lauthals mitgrölt. Die weihnachtliche Sturmfahrt setzt sich fort mit Hits wie „Verrückt“, dem Protestsong „Was ist hier los?“und natürlich darf auch „This is deutsch“, bei dem Wesselsky dem deutschen Michel den Spiegel vorhält, nicht fehlen.
Nach fast zweieinhalb Stunden verabschieden sich die Jungs verschwitzt zum alten Freddy-quinnschlager „Junge, komm bald wieder“. Davon darf man ausgehen. Wesselsky und seine „Eisbrecher“werden im Spectrum auch vor dem nächsten Weihnachten auf Sturmfahrt gehen. Das lässt sich Alex Wesselsky nicht nehmen.