Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Seebär als Weihnachts­botschafte­r

Siegfried Rauch war lange Zeit „Traumschif­f“-kapitän. Dieser Tage tourt er als Vorleser durch die Lande, um den Leuten eine frohe Kunde zu überbringe­n

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Montag Dillingen, Mittwoch Günzburg, nächste Woche Coburg – das sind Stationen auf Siegfried Rauchs aktueller Weihnachts­tournee. Wie manch andere seiner Kollegen mit ebenfalls sonorer Stimme liest er zu festlicher Musik beschaulic­he Texte vor. Das ist ein Geschäft, das sich für beide Seiten lohnt. Der beliebte Schauspiel­er ist sozusagen eine Art moderner Weihnachts­botschafte­r. Nur muss er nicht wie der Nikolaus von Haus zu Haus tingeln, sondern sammelt die Menschen in geheizten Stadthalle­n um sich.

Diese sind meist ausverkauf­t und die Leute gehen am Ende beseelt nach Hause. Dagegen ist nichts einzuwende­n, denn der gebürtige Landsberge­r macht seine Sache dem Vernehmen nach sehr gut. Im Gegenteil, in einem Alter, in dem andere nur mehr die Ruhe des Lebensaben­ds genießen, ist Rauch noch ziemlich agil. Seine Kraft schöpft er daheim, im Bauernhaus bei Murnau, wo er mit seiner Frau Karin lebt. Mit ihr ist der 85-Jährige bereits seit 1964 verheirate­t, eine Zeitspanne, die in der Filmbranch­e selten ist. Und der Vater zweier Söhne pflegt die Kunst des Mittagssch­lafs, die ihn offensicht­lich fit hält.

Wer die Karriere des Lieblings ungezählte­r Fernsehser­ien verfolgt hat, könnte eine schlüssige Entwicklun­g in sein Leben hineininte­rpretieren. Denn begonnen hat alles am Theater. Bald schon aber wurde Rauch für die Leinwand entdeckt.

Zu seinen erfolgreic­hsten Kinorollen gehörte 1970 die des Hauptmann Oskar Steiger in „Patton – Rebell in Uniform“, der mit sage und schreibe sieben Oscars ausgezeich­net wurde. 1971 dann verkörpert­e er an der Seite von Steve Mcqueen den Rennfahrer Erich Stahler in „Le Mans“. Steve Mcqueen, mit dem Rauch eine enge Freundscha­ft verband, wurde sogar Taufpate seines ersten Sohnes. Doch den meisten ist er wohl als Kapitän des „Traumschif­fs“in Erinnerung. Von 1999 bis 2013 spielte Rauch in dem Zdf-dauerbrenn­er den väterliche­n Kapitän Jakob Paulsen. Und genauso ruhig und gelassen wie der ist Rauch auch privat. Die Wandlungsf­ähigkeit des Bayern spiegeln auch die Auftritte in unterschie­dlichsten Rollen wider, darunter die als Mediziner. Darum ist es wenig verwunderl­ich, dass Rauch erst vor drei Jahren zum beliebtest­en Schauspiel­er und zum beliebtest­en Tv-arzt in Deutschlan­d gewählt wurde. Im Jahr 2016 wurde er – es sei der Ordnung halber hinzugefüg­t – zum Botschafte­r der Bayerische­n Seenschiff­fahrt ernannt.

Insgesamt spielte Rauch bis heute in über 500 Filmen und Serien mit. Und Botschafte­r könnte er für alles Mögliche sein, warum also nicht auch für die Heilige Nacht, zu der er passenderw­eise das Buch „Meine schönsten Weihnachts­geschichte­n“herausgebr­acht hat. Seine Kollegin Monika Baumgartne­r sagt über ihn: „Der Sigi, der gehört zu denen, die nicht aufhören wollen, weil sie so viel Spaß am Beruf haben.“Rente mit 85? Das ist für Rauch bestimmt kein Thema.

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Foto: dpa

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