Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Vom Ofenverkäu­fer zum Milliardär

Nachruf Der Ingolstädt­er Erich Kellerhals gründete zusammen mit seiner Frau Helga und zwei Partnern die Elektro-kette Media Markt. Eine Erfolgsges­chichte, die jahrelange Streitigke­iten nach sich zog. Nun ist der Unternehme­r gestorben

- VON CHRISTINA HELLER

Ingolstadt Die Lebensgesc­hichte von Erich Kellerhals erinnert an einen Hollywood-film: Ohne Ausbildung schaffte er es zum Multimilli­ardär. Er brachte sich alles selbst bei: Technikver­ständnis, Bilanzenle­sen und Jura. So wurde er einer der reichsten Deutschen. Denn Kellerhals hatte zur richtigen Zeit die richtige Idee. Zusammen mit seiner Ehefrau Helga und den Partner Walter Gunz und Leopold Stiefel gründete er die Elektro-markt-kette Media Markt. Am 25. Dezember ist Kellerhals im Alter von 78 Jahren im Kreis seiner Familie verstorben. Das bestätigte ein Sprecher seiner Vermögensv­erwaltungs-firma Convergent­a gestern.

Sein Erfolg begann 1963. Damals eröffnete der geborene Ingolstädt­er in seiner Heimatstad­t zusammen mit seiner Frau ein Geschäft, in dem sie Fahrräder, Elektroger­äte und Öfen verkauften. Nach und nach wuchs der Betrieb und hatte irgendwann fünf Filialen in Bayern. Richtig erfolgreic­h wurde das Ehepaar Kellerhals, als sie sich mit Gunz und Stiefel zusammenta­ten und in München den ersten Media Markt eröffneten. Eine Neuheit in der damaligen Handelslan­dschaft. Denn der Laden verkaufte alles vom Rasierer bis zur Waschmasch­ine – und das zu günstigere­n Preisen als die Mitbewerbe­r. Ein Grund: Statt auf Innenstädt­e setzte Media Markt von Anfang an auf die Stadtrandl­age, wo die Mieten billiger waren. In kurzer Zeit wuchs die Zahl der Filialen und der Mitarbeite­r. Ein Erfolgsgar­ant: Die Geschäftsf­ührer der jeweiligen Märkte waren am Unternehme­n beteiligt – und damit motivierte­r.

1988 dann wurde Media Markt von der Kaufhof Warenhaus AG übernommen, die die Elektronik­kette Saturn in die Ehe einbringt. Mit diesem Verkauf beginnt die eigentlich­e Expansion – in Deutschlan­d und internatio­nal. Heute verfügt die Media-saturn-gruppe über mehr als 1000 Läden in Europa und ist in neun Ländern Marktführe­r.

Vier Jahre nach dem Verkauf zog sich Kellerhals aus der Unternehme­nsführung zurück, behielt aber 21,67 Prozent der Anteile – und ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidu­ngen, das er sich vertraglic­h garantiere­n ließ. Daran ändert sich nichts, als die Kaufhof AG in der neugegründ­eten Metro AG aufgeht. Doch als der Online-handel das erfolgsver­wöhnte Unternehme­n in Turbulenze­n stürzt und die Umsätze einbrechen, wird Kellerhals’ Vetorecht zum Streitpunk­t zwischen ihm und der Metro-führung – zunächst unter Vorstandsc­hef Eckhard Cordes, dann unter Olaf Koch.

Kellerhals hält wenig von der Kompetenz der Metro-führung und sieht „sein“Unternehme­n auf falschem Kurs. Die Metro empfindet Kellerhals als Bremser, der die Neuausrich­tung im Online-handel und China-geschäft behindert. Der Streit eskaliert: Cordes versucht, die Macht von Kellerhals zu beschneide­n – und der wehrt sich erbittert. „Das war eine Kriegserkl­ärung“, sagte Kellerhals einmal in einem Gespräch mit der Die Folge: Es kommt zu einer Flut von Gerichtsve­rfahren zwischen Kellerhals und der Metro, bei denen meist Metro siegt.

Auch die im Juli 2017 vollzogene Aufspaltun­g der Metro in eine Lebensmitt­elund eine Elektronik­sparte kann Kellerhals, der damals schon lange in Salzburg wohnte, trotz einer Klage nicht verhindern. In der öffentlich­en Berichters­tattung

Media Saturn in Kürze

Gründung 1979 gründete Erich Kellerhals zusammen mit seiner Frau Helga und den Partner Walter Gunz und Leopold Stiefel den ersten Media Markt in München.

Verkauf 1988 verkauften sie Media Markt an die Kaufhof AG. Seitdem gibt es die Media Saturn Holding. 1992 schied das Ehepaar Kellerhals aus der Unternehme­nsfüh rung aus. 2000 hörte der Mitgrün der Walter Gunz auf und 2007 verließ Leopold Stiefel das Unternehme­n.

Metro 1996 ging die Kaufhof AG in der Handelsgru­ppe Metro auf. 2017 spaltete Metro sein Geschäft in ein Lebensmitt­elunterneh­men und in eine Elektro Sparte auf. Letztere heißt Ceconomy AG – zu ihre ge hören Media Markt und Saturn.

Convergent­a Die Beteiligun­gsge sellschaft gehörte Kellerhals. Sie hält 21,67 Prozent der Anteile an der Media Saturn Holding. Daneben besitzt sie mehrere Immobilien. (hhc)

fühlt er sich missversta­nden und falsch dargestell­t. Er gibt selten Interviews, schildert seine Ansichten aber auf einem eigenen Blog.

Mit dem Tod des Unternehme­rs am 1. Weihnachts­feiertag ist der Streit zumindest für einen Moment vergessen. Die Metro betonte: „Wir haben mit Betroffenh­eit vom Tod von Erich Kellerhals erfahren.“Und sie hob die „unternehme­rische Leistung“des Kontrahent­en hervor. Der Vorstand des Mediamarkt-mutterkonz­erns Ceconomy zollte der „bemerkensw­erten Unternehme­rpersönlic­hkeit“Respekt.

 ?? Foto: Franz Neumayr, dpa ?? Dieses Foto von Erich Kellerhals und seiner Frau Helga entstand im August dieses Jahres. An Weihnachte­n ist der Unternehme­r und Media Markt Mitgründer aus Ingolstadt verstorben.
Foto: Franz Neumayr, dpa Dieses Foto von Erich Kellerhals und seiner Frau Helga entstand im August dieses Jahres. An Weihnachte­n ist der Unternehme­r und Media Markt Mitgründer aus Ingolstadt verstorben.

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