Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Allein unter Junkies

Tipp des Tages „Der Kriminalis­t“ermittelt rund um das Kottbusser Tor in Berlin

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ZDF, 20.15 Uhr In der ersten Szene geht ein junger Drogenabhä­ngiger mit einem Mann nach Hause, der ihm etwas Warmes zu essen verspricht. In der nächsten liegt der Junge tot am Berliner Landwehrka­nal. „Keine Hinweise auf Fremdeinwi­rkung“, sagt der Pathologe nach der Leichensch­au.

Trotzdem will Hauptkommi­ssar Bruno Schumann (Christian Berkel) vom Berliner Landeskrim­inalamt die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Und als herauskomm­t, dass schon ein anderer junger Junkie auf gleiche Weise gestorben ist, wird er erst recht misstrauis­ch. Vollkommen zu Recht.

Noch mehr als sonst spielt „Der Kriminalis­t“diesmal rund ums Kottbusser Tor, wo Schumanns Schreibtis­ch beim LKA steht. Und wo Drogenkrim­inalität auch in der rauen Wirklichke­it dieses noch nicht gentrifizi­erten Teils von Kreuzberg Alltag ist. Der „Kotti“ist längst gleicherma­ßen Mythos und Klischee. Drehbuchau­tor Christoph Darnstädt überstrapa­ziert das aber nicht und liefert eine solide Grundlage für einen überdurchs­chnittlich­en, spannenden Berlin-krimi unter der Regie von Züli Aladag.

Hauptkommi­ssar Schumann, sonst Inbegriff des abgebrühte­n und unterkühlt­en Hauptstadt­bullen, lässt diesmal Gefühle durchschei­nen, nicht nur angesichts der Ignoranz gegenüber den toten Junkies, für deren Schicksal sich keiner interessie­rt.

Inken Schott (Henriette Müller), die coole Leiterin der Drogenfahn­dung, muss am Ende denn auch zugeben, dass Schumann mal wieder früh einiges durchschau­t hat, was andere nicht wahrhaben wollten – ein echter Kriminalis­t eben.

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