Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Klinikum denkt über Prämien für Pflegepers­onal nach

Medizin Nach den Pflegestre­iks im Herbst ist etwas Ruhe eingekehrt, doch bis konkrete Verbesseru­ngen greifen, dauert es. 2017 wird das Krankenhau­s Gewinn machen – vor einem Jahr hieß es noch, dass gespart werden muss

- VON STEFAN KROG Foto: Pattilabel­le, Fotolia

Augsburg Operatione­n mussten abgesagt werden, tageweise waren 200 Betten nicht belegbar: Die Pflegewarn­streiks am Klinikum im Herbst schlugen hohe Wellen. Ende Oktober einigten sich Klinikum und Gewerkscha­ft Verdi darauf, ein Sofortprog­ramm zu erarbeiten. Zudem kündigte das Klinikum an, 30 zusätzlich­e Stellen aufzubauen und eine Million Euro in Maßnahmen zu stecken, die die angespannt­e Lage verbessern sollen. Inzwischen hat eine interne Arbeitsgru­ppe mehrmals getagt, um Lösungen zu finden. „Wir schauen uns an, wie Abläufe vereinfach­t werden können und wo es mehr oder anderen Arbeitsmat­erials bedarf“, sagt Jörg Roehring, stellvertr­etender Vorstand Pflege am Klinikum. Die Ergebnisse der Arbeitsgru­ppe, in der auch der Personalra­t vertreten ist, flössen nach und nach in die tägliche Arbeitsorg­anisation ein.

Offenbar ist auch nicht mehr daran gedacht, die zeitweise Schließung von Stationen im Rochadepri­nzip weiterzuve­rfolgen. Wie berichtet war im Oktober die Vip-station bis Jahresende dichtgemac­ht worden, um das dortige Personal an Brennpunkt­en des Hauses einzusetze­n. Statt Stationen reihum für zwei Monate zu schließen, soll nun ein Konzept erarbeitet werden, das für jede Station eine Mindestbes­etzung sicherstel­lt und gegebenenf­alls die Sperrung von Betten vorsieht, wo das möglich ist. Im Alltag sind die Entlastung­en aber noch nicht richtig spürbar, ist von Pflegenden zu hören. „Man braucht einen langen Atem, um so etwas umzusetzen“, sagt auch Personalra­tsvorsitze­nde Hildegard Schwering.

Geplant ist für 2018 neben der Schaffung von 30 Pflegestel­len auch die Aufstockun­g des Personals im Wirtschaft­s- und Versorgung­sbereich. Eine Überlegung dabei ist, dass Pflegende sich so auf die Arbeit am Patienten konzentrie­ren können. Nach wie vor suche man Personal, sagt Pflege-vize Roehring. „Es darf nicht verschwieg­en werden, dass es nicht einfacher wird, für Gesundheit­seinrichtu­ngen qualifizie­rtes und motivierte­s Personal zu finden.“Offenbar wird daran gedacht, eine Art „Werbeprämi­e“und ein „Begrüßungs­geld“für neue Mitarbeite­r einzuricht­en.

Dass das Klinikum im Herbst aufgrund von Druck aus der Politik eine Million Euro als Sofortprog­ramm locker machte, kam auf den ersten Blick überrasche­nd. Das Haus hatte zuletzt eher mit der Ankündigun­g von Stellenstr­eichungen und prognostiz­ierten Verlusten Schlagzeil­en gemacht. Die wirtschaft­liche Situation scheint aber so schlecht nicht zu sein. Trotz des Sonderprog­ramms rechnet das Klinikum für 2018 mit rund vier Millionen Euro Gewinn. Das geht aus dem Wirtschaft­splan hervor, den Vorstandsv­orsitzende­r Alexander Schmidtke jetzt vorgelegt hat. Auch für das ablaufende Jahr rechnet das Klinikum mit rund 3,5 Millionen Euro Überschuss. Vor einem Jahr waren für 2017 noch ein Defizit von 1,7 Millionen Euro prognostiz­iert und die Streichung von insgesamt 30 Stellen angekündig­t worden.

„Diese Entwicklun­g hat vor allem damit zu tun, dass wir in den vergangene­n Monaten mehr schwere behandlung­saufwendig­e Fälle zu versorgen hatten. Denn mit dem Schweregra­d der Erkrankung oder Verletzung erhöht sich auch die Vergütung durch die Krankenkas­sen“, so Schmidtke. Man sei sehr erleichter­t, dass man in der Lage sei, Stellen aufzubauen. Für 2018 ist dies nicht nur im pflegerisc­hen Bereich und den Wirtschaft­sdiensten wie Reinigung und Servicekrä­ften geplant, sondern auch bei den Ärzten. In einer Langfristp­lanung ist hingegen speziell bei den Ärzten ein Abschmelze­n von Stellen geplant, was in der Vergangenh­eit zu massivem Protest geführt hatte.

Das Jahreserge­bnis 2017 sei deutlich besser als das, welches im Sanierungs­konzept niedergele­gt ist, so Schmidtke. Das Klinikum muss zusehen, keine allzu großen Miesen einzufahre­n. Das ist der Wunsch der Träger Stadt und Landkreis Augsburg – und Voraussetz­ung des Freistaats, das Klinikum in einem Jahr zur staatliche­n Uniklinik zu machen. Einsparung­en werde es 2018 nur bei den Materialko­sten geben. Die Qualität solle erhalten bleiben, man setze aber auf Kostenvort­eile durch stärkere Standardis­ierung.

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Auch am Klinikum Augsburg gibt es der zeit noch leere Betten, weil zuwenig Pfle gekräfte da sind.

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