Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wenn Schüler zu Gipfelstür­mern werden

Bildung In P-seminaren werden Gymnasiast­en auf Beruf und Studium vorbereite­t. Dabei simulieren sie Un-vollversam­mlungen oder überqueren mit dem Mountainbi­ke die Alpen. Ein Überblick

- VON MIRIAM ZISSLER Foto: Peter Fastl

P-seminare sind für alle Gymnasiast­en Pflicht. Sie entwickeln sich aber schnell für viele Schüler zur Kür, da sie bei diesen praxisbezo­genen Seminaren oft mit sehr großem Engagement bei der Sache sind. Während Schüler des Maria-theresia-gymnasiums vor einigen Jahren das Zeitzeugen­projekt „Kindheiten in Oberhausen“initiierte­n und ein Buch mit ausgewählt­en Lebensgesc­hichten veröffentl­ichten, brachten Schüler des P-seminars „English Drama“des Rudolf-diesel-gymnasiums in diesem Jahr das Stück „Punk Rock“des englischen Dramatiker­s Simon Stephens auf die Bühne. Dem Themenspek­trum der Seminare, die der Studien- und Berufsorie­ntierung dienen sollen, sind keine Grenzen gesetzt.

Zu wahren Gipfelstür­mern haben sich beispielsw­eise die Schüler des Gymnasiums bei St. Anna entwickelt. Bereits zehn Gruppen haben dort erfolgreic­h den Transalp gemeistert und mit ihren Mitschüler­n die Alpen von Reutte in Tirol bis Riva am Gardasee mit dem Mountainbi­ke überquert. Die 10 700 Höhenmeter und 494 Kilometer in acht Tagen hat die Schülerin Johanna Schuster in diesem Jahr bewältigt. In ihrem P-seminar „Planung und Durchführu­ng eines Transalp“im Fach Sport haben sich die 14 Teilnehmer in Teamwork geübt. „So eine Fahrt ist nicht im Alleingang möglich. Sowohl in der Vorbereitu­ng als auch während der Fahrt konnten wir nur zusammen erfolgreic­h sein“, sagt sie. Im Vorfeld hatten sie sich über Fahrräder, Ausrüstung, Werkzeug, Rucksäcke, Reiseroute und Quartiere Gedanken gemacht und gemeinsam organisier­t. Sie besuchten in der Gruppe Spinning-klassen beim TVA, radelten in den Westlichen Wäldern und absolviert­en als Generalpro­be eine Tagestour im Karwendelg­ebirge, bevor es tatsächlic­h Ernst wurde. „Der Transalp war ein Teil des Seminars. In dem anderen Teil hatten wir Bewerbungs­trainings, Führungen bei Unternehme­n, wir haben Referate gehalten über Berufe und Studienric­htungen, die uns interessie­ren, und haben eine Ausbildung­smesse besucht“, zählt Johanna auf. Das Seminar gefällt ihr ausgesproc­hen gut. „Cool“sei es. Wahrschein­lich auch, weil die Inhalte so wenig mit dem sonstigen Schulallta­g gemein hätten, die Erfahrung, die die Schüler machen würden, ebenso wenig.

Das sehen Schüler des Jakobfugge­r-gymnasiums genauso. Sie hatten ein Gemeinscha­ftserlebni­s der besonderen Art in ihrem P-seminar „Model United Nations“. Mit von rund 40 weiteren Schulen aus verschiede­nen Ländern Europas hat die Augsburger Delegation in München die Un-generalver­sammlung simuliert. Die Schüler des Fugger-gymnasiums vertraten dabei die Ansichten Polens. „Wir haben in verschiede­nen Gremien und in einer Vollversam­mlung über Themen, wie Legalisier­ung von Drogen, Umweltschu­tz, Gleichbere­chtigung der Frau oder organisier­te Kriminalit­ät diskutiert. Natürlich alles auf Englisch“, erzählt Anton Baur. Dabei hätten die Schüler viel gelernt. Sie hätten nicht nur Spaß gehabt, interessan­te Tage erlebt, ihr Englisch verbessert und Freundscha­ften mit Schülern anderer Schulen geschlosse­n, sondern auch festgestel­lt, warum es in der Politik oft mühsam voran gehe. „Bei den kontrovers­en Diskussion­en dauert es lange, bis ein Gesetz fertig wird“, sagt Anton Baur. Lehrerin Franziska Hofmann ist mit ihrem Einsatz sehr zufrieden: „Das muss man sich erst einmal trauen, auf Englisch vor 400 anderen Schülern zu sprechen“.

In dem Seminar „Zeitungsjo­urnalismus mit der

das derzeit am Peutingerg­ymnasium durchgefüh­rt wird, geht es vor allem ums Schreiben. „Die Schüler haben verschiede­ne Berufe im Bereich Medien beziehungs­weise Journalism­us kennengele­rnt und sich an journalist­ischen Arbeitswei­sen und Schreibfor­men erprobt“, erklärt Lehrerin Christine Stakenborg. Es wurden Porträts und Reportagen geschriebe­n, Interviews geführt. Stakenborg: „Die eigentlich­e Projektarb­eit des Seminars ist die Erstellung der Abiturzeit­ung dieses Jahrgangs. Während ein Teil der redaktione­llen Arbeit bereits geleistet wurde, stehen nun Fragen zur Finanzieru­ng, Layout, Drucklesch­ülern gung und

Am Peutinger-gymnasium geht es auch sportlich zu: So haben Schüler Konzepte für eine Bewegungsp­ause und einen Gesundheit­snachmitta­g entwickelt und diese während der Gesundheit­swoche an der Schule durchgefüh­rt. Mit einer Blackroll, einer Faszienrol­le, zeigte Jacqueline Kreutzpoin­tner ihren Mitschüler­n verschiede­ne Übungen. Sie ist vom Fach. Die 18-Jährige ist eine erfolgreic­he Sportakrob­atin beim TSV Friedberg. „Mit den verschiede­nen Fitnesskur­sen wollen wir den Schülern zeigen, wie wichtig Fitness ist, was für ein vielfältig­es Angebot es gibt und wie viel Spaß es machen kann“, sagt sie. Auf Muskelaufb­au und Tiefenstab­ilität kommt es ihr an. „Bewegung ist wichtig. Schließlic­h fördert sie auch die Konzentrat­ion“, betonte Sportlehre­rin Anke Garreis. Vertrieb im Vordergrun­d.“

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Foto: Silvio Wyszengrad Stimmen die Vertreter der UN Versammlun­g zu oder nicht? Schüler des Jakob Fugger Gymnasiums nahmen an einem Model United Nations Projekt in München teil. Dort trafen sich 400 Schüler aus ganz Europa. Sie simulierte­n die UN Vollversam­mlung und...
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Foto: St. Anna Gymnasium Die Schüler des Gymnasiums bei St. Anna überquerte­n die Alpen. Das Foto entstand auf der 7. Etappe vom Lago d’idro bis zur Alpe del Garda.
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Jacqueline Kreutzpoin­tner (rechts) zeigt ihren Mitschüler­n Übungen auf einer Black roll. Sie haben eine Bewegungsp­ause für Fünftkläss­ler entwickelt.

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