Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Überwintern im Kühlschrank
Natur Auch wenn einige Zootiere die kalte Jahreszeit verschlafen, können die Pfleger nicht Däumchen drehen
Im Weinkühlschrank kann es sehr gemütlich sein. Zumindest für heimische Schlangen, Molche und Frösche, die im Augsburger Zoo leben. In der kalten Jahreszeit werden sie bei null Grad Celsius in einem großen Kühlschrank mit Glasscheibe untergebracht. Sicher verwahrt, überwintern sie dort bis zum nächsten Frühjahr. Dann dürfen sie wieder hinaus in ihre Tümpel und Terrarien.
Im Zoo werden über 1300 Tiere aus aller Welt gehalten. Wenn man Direktorin Barbara Jantschke fragt, wie viele von ihnen in den Winterschlaf gehen, erhält man eine überraschende Antwort. „Wir haben kein einziges Tier, das Winterschlaf im eigentlichen Sinn hält.“Echte Winterschläfer können ihre eigene Körpertemperatur stark senken. Ihr Herzschlag wird ganz langsam, auch andere Funktionen werden heruntergefahren. Das ist beispielsweise bei Igeln, Fledermäusen oder Murmeltieren der Fall.
Allerdings gibt es auch unter den 258 Arten im Zoo einige, die die Wintermonate mehr oder weniger verschlafen. Bisher gehörten die Braunbären dazu. Sie senken ihre eigene Körpertemperatur nicht so stark wie echte Winterschläfer, wachen häufiger auf und suchen gelegentlich nach Nahrung. In diesem Jahr macht die letzte Augsburger Bärin Raetia aber noch keine Anstalten, sich in ihrer kühlen, mit Stroh und Laub gepolsterten Winterhöhle zur Ruhe zu begeben. Was der Grund dafür ist, darüber kann man nur spekulieren. Raetia sei mit ihren fast 30 Jahren schon sehr alt, sagt Jantschke. Vielleicht fürchtet die Bärenoma, im Frühjahr nicht mehr aufzuwachen. Möglicherweise ist der Bärin auf ihre alten Tage aber auch die normale warme Schlafbox einfach lieber.
Die Schildkröten im Zoo verbringen die kalte Jahreszeit ganz unterschiedlich. Die großen afrikanischen Spornschildkröten legen sich bei Minustemperaturen draußen am liebsten im Stall unter eine der Rotlichtlampen. Dort ist es kuschelig warm, fast so warm wie in der Sahelzone südlich der Wüste Sahara, dem natürlichen Lebensraum dieser Art. Andere Schildkröten aus gemäßigten Klimazonen haben sich dagegen ein kühles Ruheplätzchen gesucht. Wenn es sehr kalt wird, erstarren ihre Körper und sie wachen erst wieder auf, wenn es draußen wärmer wird. Im Zoo haben sie sich in einem gläsernen Gewächshaus ins Erdreich eingegraben. Dort sind sie weitgehend vor der Witterung geschützt.
Wenn es einige Tiere im Zoo im Winter ruhiger angehen lassen, was machen dann eigentlich die Tierpfleger? Einfach länger Pause? „Nein, sie arbeiten deshalb nicht weniger“, sagt Direktorin Jantschke. Auch wenn manche Arten im Winter weniger Betreuung und Kontrolle brauchen, haben sie mit anderen mehr zu tun. Beispielsweise die Schimpansen verbringen im Winter viel mehr Zeit im Innengehege. Das muss dann öfter gereinigt werden. Andere Tiere müssen bei Kälte täglich öfter aus dem Stall heraus und wieder hinein gelassen werden. Und dann sind da noch viele andere Arbeiten, die im Zoo erledigt werden müssen. Wenn es schneit, helfen die Tierpfleger beim Schneeschaufeln. Und wenn es auf den Wegen glatt ist, muss gestreut werden.
Zookalender Viele schöne Tierbilder gibt es im neuen Zookalender für 2018. Er wurde vom Freundeskreis des Augsburger Zoos produziert und ist für zwölf Euro an der Zookasse und in der Zoogaststätte zu haben. Der Erlös fließt in den Bau der neuen Elefantenanlage.