Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ich seh dir in die Augen, Großer
Ruanda Den Gorillas ganz nah. Auf Expedition im Gebiet der Virunga-vulkane zu einer bedrohten Art, die uns Staunen macht. Denn sie strahlen eine unerwartet große Ruhe aus
Die Menschenaffen lassen sich durch uns nicht stören
geben: der eine schaut sehr nachdenklich, die andere scheint ein Lächeln auf den Lippen zu haben … .
Irgendwann erscheint der dominante Silberrücken, der „Chef“, auf einer kleinen Anhöhe. Er macht nicht groß auf sich aufmerksam, er schaut nur ganz ruhig in die Runde und geht dann langsam an der Gruppe vorbei ins Unterholz – und schon ist die gesamte Gruppe auf den Beinen und folgt ihm. Alles geschieht ganz ruhig, ohne Hektik, ohne laute Geräusche, aber mit großer Bestimmtheit. Die Hauptdarsteller verlassen zum richtigen Zeitpunkt ihre Bühne. Vielleicht hatten sie aber einfach auch genug von uns.
Auf fünf- bis fünfzehntausend Exemplare haben Bernhard Grzimek und George Schaller im Kapitel über Gorillas in Grzimeks Tierleben, dem bereits erwähnten Standardwerk der 60er Jahre, den Bestand der Berggorillas geschätzt. Heute geht man von 900 bis 1000 Tieren in den Wäldern von Virunga und Biwindi (Uganda) aus. Der Bestand war wohl auch schon deutlich niedriger: Bei rund 600 Tieren lagen die Schätzungen in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Der Trend ist also erfreulicherweise leicht steigend.
Ein paar Stunden später sitzen wir auf der Terrasse des Muhaburahotels in Ruhengeri, ein Hotel, das stolz ist auf seine über 60-jährige Geschichte und darauf, dass schon Dian Fossey hier gelebt hat, wenn sie von ihrer Forschungsstation in den Bergen heruntergekommen ist. „Terrace with nice main road view“steht auf einem der Werbeplakate. Ein anderes Plakat weist darauf hin, dass seit dem Tod von Dian Fossey nichts verändert wurde. Darin liegt viel Wahrheit: Das Hotel hat zwar viel Atmosphäre, ist aber deutlich in die Jahre gekommen. Wir genießen den Garten, schreiben unsere Reiseerlebnisse zusammen und begutachten unsere Bilder … eines davon mit einer starken schwarzen Hand, ein wenig grob, die ein junges Gorillababy hält, gefällt mir besonders gut.