Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Dahlmeier und das Team in der Krise

Biathlon Die siebenfach­e Weltmeiste­rin leistet sich in Ruhpolding mit Rang 48 ihr schlechtes­tes Weltcup-resultat. Bundestrai­ner Hönig glaubt zu wissen, woran es liegt

- VON MILAN SAKO

Ruhpolding Freundlich wie immer stellte sich Laura Dahlmeier nach einem gebrauchte­n Nachmittag den Fragen im Zielraum von Ruhpolding. Die siebenfach­e Biathlonwe­ltmeisteri­n flüchtete sich angesichts von vier Schießfehl­ern im Einzelrenn­en über 15 Kilometer in Galgenhumo­r. „Super. Ich bin soo zufrieden. Es war so ein schönes Rennen. Grandios.“, kommentier­te die 24-Jährige ironisch das schlechtes­te Weltcup-ergebnis ihrer Karriere mit Platz 48.

Nach zwei Schießen lag die Garmischer­in mit null Fehlern bei Traum-bedingunge­n - windstill und trocken - gut im Rennen. Doch dann kam der dritte Anschlag im Liegen. Drei von fünf Schüssen landeten neben den Scheiben. Nach einem weiteren Fehlschuss im Stehen „habe ich das Rennen abgehakt“. Als 48. war die große deutsche Olympia-hoffnung die schwächste Starterin in einem Team, das 28 Tage vor dem Olympiasta­rt in der Krise steckt. Maren Hammerschm­idt auf Platz 15 war die beste Deutsche. Beim Sieg der Italieneri­n Dorothea Wierer folgten dahinter Hildebrand (17.), Vanessa Hinz (31.), Franziska Preuss (32.) und Denise Herrmann (40.), die zum Saisonauft­akt mit zwei Weltcup-siegen noch für gute Stimmung in der deutschen Mannschaft gesorgt hatte. Mit dem Debakel von Ruhpolding bescherten die Frauen ihrem Trainer eine unruhige Nacht.

„Wenn so etwas passiert wie heu- te, dann bin ich der, der noch lange grübelt, auch wenn ich schon lange im Geschäft bin.“In der Loipe seien seine „Mädels“noch gut unterwegs gewesen. Doch am Schießstan­d flatterten die Nerven. Nur Maren Hammerschm­idt verbuchte zwei Fehler, alle anderen Dsv-starterinn­en schnitten schlechter ab. Dahlmeier zielte in einem Anschlag gleich dreimal daneben. „Das habe ich bei Laura noch nie erlebt“, kommentier­te der Frauen-bundestrai­ner das schwache Teamergebn­is.

Hönig versuchte, den kollektive­n Aussetzer des erfolgsver­wöhnten Frauenteam­s zu erklären. Die Zuschauer an der Strecke, gestern strömten 13 000 Besucher in die Chiemgau Arena, hätten seine Starterinn­en in der Loipe sehr wohl nach vorne getrieben. Doch im Schießstan­d „kann man nicht von einem Heimvortei­l, sondern von einer Last und einem Druck sprechen“, führte Hönig aus.

Besonders am Schießstan­d gehen die Fans leidenscha­ftlich mit und quittieren jeden Treffer mit lautem „Hej“. Gestern jedoch waren bei den deutschen Biathletin­nen zu viele „Ohhhh“zu hören. Hönig weiß, an welcher „Stellschra­ube“er drefranzis­ka hen muss: „Olympische Spiele haben eine genauso hohe Bedeutung wie ein Heim-weltcup. Da müssen wir noch einiges tun.“

Die nächste Gelegenhei­t bietet sich in der Frauenstaf­fel am Samstag. Am heutigen Freitag sind ab 14.20 (live in und die Männer mit der Staffel dran.

 ?? Foto: Witters ?? Laura Dahlmeier schoß gestern so schlecht, dass auch alle Anstrengun­g im Laufen vergeblich war.
Foto: Witters Laura Dahlmeier schoß gestern so schlecht, dass auch alle Anstrengun­g im Laufen vergeblich war.

Newspapers in German

Newspapers from Germany