Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wo sich Wünsche frei entfalten können

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Heimat ist für mich ein Gefühl der Geborgenhe­it und der freien Entfaltung meiner Wünsche. Für mich ist Augsburg seit 1983 meine Heimat, der ich mich verbunden fühle. Zum Ausdruck brachte ich dieses, indem ich einen Roman mit „Heimat in der Fremde“betitelte und als Titelbild den Rathauspla­tz wählte. Winfried Bretz, Augsburg

 ??  ?? besteht. Es sind beliebig viele Heimaten möglich (z. B. der Wohnort, der Lieblingsu­rlaubsort, die Stammkneip­e, Opas Garten, ...). Im Zeitablauf können neue Heimaten entstehen und alte wegfallen, wenn der Bezug zum Ort schwindet. Heimat muss sich entwickeln, muss sich etablieren.Heimat ist niemals exklusiv, sie schließt niemanden aus im Sinne „Du gehörst nicht zu meiner Heimat, also bist Du fremd, gehörst nicht hier her“. Wenn die Politik den Heimatbegr­iff verwendet, wird er korrumpier­t. Denn er wird auf räumliche Gegebenhei­ten eingeschrä­nkt und dient zur Abgrenzung Fremder von Heimischen. und wurde 1946 vertrieben. Mit einem Rucksack und einem Koffer musste sie von heute auf morgen weg. Etwa drei Viertel der Einwohner gelangten in Viehwagen nach Bad Honnef am Rhein, sie strandete mit ihrer Mutter allein in Pirna an der Elbe. Sehr oft hörte ich deren Geschichte­n von daheim und wie schön es da gewesen sein musste. Nachdem ich meine Frau kennengele­rnt und ich mein Maschinenb­au-studium beendet hatte, beschlosse­n wir 1976, unsere Heimat zu verlassen und stellten einen Ausreisean­trag. Wir fühlten uns in Sachsen zwar sehr wohl, wollten aber nicht unser Leben in Unfreiheit verbringen.Dass die DDR einmal pleitegehe­n würde, war uns klar, aber dass wir das erleben würden, hätten wir nicht zu träumen gewagt. Da man nicht gewillt war, uns ziehen zu lassen, ging ich im Mai 1980 zur Maidemonst­ration und wurde mit meinem Plakat „Es steht jedem frei, sein Land zu verlassen! Auch uns“verhaftet. Es war ein schwerer Schritt, bewusst Frau, Kinder, Eltern, die Familie und die Umgebung zu verlassen und freiwillig ins Gefängnis zu gehen.Als ich am 22. Juli 1981 um 18.05 Uhr im Gefängnisb­us die Ddrgrenze Richtung Gießen überfuhr, war mir bewusst, dass ich meine Heimat für die Freiheit eingetausc­ht hatte. Der Anfang im Westen war nicht einfach, keiner erwartete mich, keiner war um meine Integratio­n bemüht. Das habe ich mit der Frau, die nachkam, selbst erledigt. Die Probleme Arbeit, Wohnung, Kinderbetr­euung usw. ließen Günter Weinhold
besteht. Es sind beliebig viele Heimaten möglich (z. B. der Wohnort, der Lieblingsu­rlaubsort, die Stammkneip­e, Opas Garten, ...). Im Zeitablauf können neue Heimaten entstehen und alte wegfallen, wenn der Bezug zum Ort schwindet. Heimat muss sich entwickeln, muss sich etablieren.Heimat ist niemals exklusiv, sie schließt niemanden aus im Sinne „Du gehörst nicht zu meiner Heimat, also bist Du fremd, gehörst nicht hier her“. Wenn die Politik den Heimatbegr­iff verwendet, wird er korrumpier­t. Denn er wird auf räumliche Gegebenhei­ten eingeschrä­nkt und dient zur Abgrenzung Fremder von Heimischen. und wurde 1946 vertrieben. Mit einem Rucksack und einem Koffer musste sie von heute auf morgen weg. Etwa drei Viertel der Einwohner gelangten in Viehwagen nach Bad Honnef am Rhein, sie strandete mit ihrer Mutter allein in Pirna an der Elbe. Sehr oft hörte ich deren Geschichte­n von daheim und wie schön es da gewesen sein musste. Nachdem ich meine Frau kennengele­rnt und ich mein Maschinenb­au-studium beendet hatte, beschlosse­n wir 1976, unsere Heimat zu verlassen und stellten einen Ausreisean­trag. Wir fühlten uns in Sachsen zwar sehr wohl, wollten aber nicht unser Leben in Unfreiheit verbringen.Dass die DDR einmal pleitegehe­n würde, war uns klar, aber dass wir das erleben würden, hätten wir nicht zu träumen gewagt. Da man nicht gewillt war, uns ziehen zu lassen, ging ich im Mai 1980 zur Maidemonst­ration und wurde mit meinem Plakat „Es steht jedem frei, sein Land zu verlassen! Auch uns“verhaftet. Es war ein schwerer Schritt, bewusst Frau, Kinder, Eltern, die Familie und die Umgebung zu verlassen und freiwillig ins Gefängnis zu gehen.Als ich am 22. Juli 1981 um 18.05 Uhr im Gefängnisb­us die Ddrgrenze Richtung Gießen überfuhr, war mir bewusst, dass ich meine Heimat für die Freiheit eingetausc­ht hatte. Der Anfang im Westen war nicht einfach, keiner erwartete mich, keiner war um meine Integratio­n bemüht. Das habe ich mit der Frau, die nachkam, selbst erledigt. Die Probleme Arbeit, Wohnung, Kinderbetr­euung usw. ließen Günter Weinhold
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Winfried Bretz

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