Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
So schmeckt Heimat
Von A wie Aalsuppe bis Z wie Zwetschgendatschi – Deutschlands Küche ist vielfältig und lohnt zum Nachkochen Einfach nachzukochen, schön anzuschauen Eine kulinarische Reise durch die Region PRO A bissle Allgäu für jeden Tag Wenn Erinnerung durch den Magen
Deutschlands Küche ist viel besser als ihr Ruf, findet der prominente Fernsehkoch Tim Mälzer nach seiner Kulinarik-reise kreuz und quer durchs Land, seine kulinarische Heimat. Sein Fazit: absolut vielseitig und lecker. Den Beweis liefert er in seinem Kochbuch „Heimat“. Darin gibt es viele neu interpretierte Klassiker aus allen Ecken Deutschlands, die einfach nachzukochen sind. Außerdem ist das Buch ein Augenschmaus: wunderbare Bilder und Illustrationen, dazu skurrile Typen, nette Geschichten. Heimat pur für alle Sinne. » Tim Mälzer: Heimat. Mosaik Verlag, 304 Seiten, 19,99 Euro Augsburg ist für seinen Zwetschgendatschi bekannt, im Kochbuch der Sophia Weiler wurde er bereits im Jahr 1830 erwähnt. Doch zwischen Lech und Ammersee gibt es natürlich noch viel mehr kulinarische Besonderheiten. Heike Hoffmann, Food-journalistin und gebürtige Augsburgerin, reiste herum, um Landwirte, Gastwirte, Metzger und andere Menschen zu treffen, deren Liebe zur Heimat durch den Magen geht. Entstanden ist ein Buch mit schönen Geschichten und tollen Rezepten. » Ammerseerenke bis Zwetschgendatschi: Rezepte von unterwegs. Heike Hoffmann, Wißner Verlag, 218 Seiten, 32,50 Euro
WMICHAEL SCHREINER ir können es kurz machen. Der Papst selbst hat das Stillen in der Kirche nicht nur abgesegnet. Er ermunterte jetzt in der Sixtinischen Kapelle auch ausdrücklich dazu. O-ton Franziskus: „Geht voran und stillt ohne Angst.“Noch Fragen? Also. Stillen in der Kirche? Ja. Si. Oui. Yes. Klare Ansage vom Chef, der ja weltweit das Hausrecht ausübt in den Kirchen, den katholischen mindestens. Gehet hin und stillet!
Aus, Ende, Amen? So einfach wollen wir uns hier nicht davonmachen, erstens. Und zweitens fehlen noch 31 Zeilen. Im Windschatten des Papstes lässt sich gut argumentieren. Kirchen sind intime, geschützte Räume – insofern sind sie geradezu natürlich geeignet für das Stillen. In der christlichen Ikonografie ist das Stillen (Maria!) eine zentrale Botschaft. Es wäre also schon sehr merkwürdig, wenn ausgerechnet in Kirchen unerwünscht wäre, was zum Kern der Glaubensvorstellung gehört. Es gibt, außerhalb von Kirchen, in schöner Regelmäßigkeit Probleme mit dem Stillen in der Öffentlichkeit – Aufregung in Cafés, Restaurants, in öffentlichen Verkehrsmitteln. Wahrscheinlich erregt das sichtbare Stillen deshalb Anstoß, weil es so „exotisch“ist – anders als das Herumgeschreie an Telefonen, das allgegenwärtige Selfie-gedöns zum Stillen narzisstischer Gelüste oder das allgegenwärtige ungenierte Kauen und Kaffeeschlürfen.
Man hat nicht den Eindruck, dass Mütter sich danach drängen, öffentlich oder halb öffentlich zu stillen. Es muss halt manchmal sein – und da ist es nicht nur erste Christenpflicht, sondern selbstverständliche Bürgertugend, das diskret zu dulden bzw. sich um eine entspannte, am besten einladende Atmosphäre zu bemühen. Wer’s nicht aushält, kann sich ja im Beichtstuhl verkrümeln. Stillende Mütter jedenfalls gehören da nicht hin. Dieses Kochbuch ist so wie seine Rezepte: bodenständig, übersichtlich, ohne „Graffl“, alltagstauglich, einfach gut. Einige Landfrauen aus dem Allgäu haben sich dafür in die Töpfe schauen lassen – und sie verraten Geheimrezepte, die sie aus einfachen Zutaten zaubern können. Die meisten Rezepte sind kurz und nicht aufwendig. Außerdem sind sie so einfach erklärt, dass der Laienkoch sogar die Angst vor Dampfnudeln oder allen Arten von Knödeln verliert. » Geassa wiard dahoim – Das Kochbuch Allgäuer Landfrauen. Ars Vivendi, 176 Seiten, 14,90 Euro. Weitere Bücher der Reihe führen in andere süddeutsche Regionen. » (lea) Heimwehküche – Lieblingsessen aus Omas Küche. Heimat ist nicht nur ein Ort – Heimat kann auch ein Stück geschmackliche Erinnerung und Geschichte sein. Das zeigt dieses Kochbuch mit Rezepten von Deutschen aus dem östlichen Europa: zum Beispiel Königsberger Klopse, Pommerscher Gänsebraten, Masurischer Wildpfeffer. Als durch den Zweiten Weltkrieg zwölf Millionen Menschen ihre Heimat verloren, nahmen sie diese Rezepte mit für den Neuanfang. » Kann Spuren von Heimat enthalten – Typische Rezepte der Deutschen aus dem östlichen Europa. Andreas Otto Weber, Patricia Erkenberg, Brigitte Steinert, Volk Verlag München, 156 Seiten, 19,90 Euro