Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Markus Söder überrascht gleich doppelt

Bayern Designiert­er Ministerpr­äsident will Amtszeit auf zehn Jahre begrenzen. Außerdem sollen Anwohner nicht mehr für Straßen zahlen

- VON ULI BACHMEIER, HOLGER SABINSKY WOLF UND MICHAEL STIFTER

Kloster Banz/irsee Markus Söder ist noch gar nicht im Amt, da gibt er bereits den Takt vor. Auf der Klausur der Csu-landtagsfr­aktion im oberfränki­schen Kloster Banz hat sich der designiert­e Ministerpr­äsident dafür ausgesproc­hen, die Amtszeit bayerische­r Regierungs­chefs zeitlich zu beschränke­n. „Ich bin für eine Verfassung­sänderung, um eine Amtszeitbe­grenzung auf zwei Perioden oder zehn Jahre festzuschr­eiben“, sagte Söder dem

Münchner Merkur. Mit anderen Worten: Der 51-Jährige, der im Frühjahr Horst Seehofer ablösen soll, will höchstens zehn Jahre an der Macht bleiben.

Er möchte damit ein Signal setzen, dass es mehr ums Land gehe als um die Person. „Was man in zehn Jahren nicht schafft, ist wahrschein­lich auch später nicht möglich“, sagte Söder. Er will Bayern auch zum Vorbild für den Bund machen. Mit Kanzlerin Angela Merkel, die in Berlin bekanntlic­h seit über zwölf Jahren regiert, habe sein Vorschlag allerdings nichts zu tun.

Zustimmung erhielt der Csu-politiker von ungewohnte­r Seite. Die Opposition im Freistaat findet seine Idee gut – und nimmt ihn prompt beim Wort. SPD, Freie Wähler und Grüne fordern eine entspreche­nde Verfassung­sänderung noch in diesem Jahr. Die Bevölkerun­g solle darüber im Zuge der Landtagswa­hl am 14. Oktober gleich mitentsche­iden. Für eine Änderung der bayerische­n Verfassung ist nämlich nicht nur eine Zweidritte­lmehrheit im Landtag nötig, anschließe­nd müssen auch noch die Wähler bei einem Volksentsc­heid zustimmen.

Die bayerische Spd-chefin Natascha Kohnen, die Söder im Herbst als Spitzenkan­didatin herausford­ern wird, gibt sich betont gelassen. „Ich sehe das Thema ausgesproc­hen unaufgereg­t – man kann diesen Vorschlag machen und dann sollte man ihn auch umsetzen“, sagte sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, hingegen wirft Söder Kalkül vor. „Ich glaube nicht, dass das ein ernsthafte­s Anliegen ist, sondern Teil einer Wahlkampfs­trategie, um das eigene Image aufzupolie­ren“, mutmaßte Aiwanger.

Die zweite Nachricht des Tages aus Kloster Banz kam bei den Freien Wählern besser an: Die CSU will die umstritten­en Straßenaus­baubeiträg­e für Ortsstraße­n abschaffen. Bisher sind Eigentümer von anliegende­n

„Das ist Teil einer Wahl kampfstrat­egie, um das eigene Image aufzupolie­ren.“Freie Wähler Chef Hubert Aiwanger über Markus Söders Vorschlag

Grundstück­en verpflicht­et, den Ausbau „ihrer“Straßen mitzufinan­zieren. Damit soll nach dem Willen der Landtagsfr­aktion Schluss sein. Das Thema ist hochemotio­nal: Wird eine ältere Straße ausgebaut, müssen Anwohner oft mehrere tausend Euro beisteuern. Viele sehen das nicht ein. Die Straßen werden doch von allen genutzt, argumentie­ren die einen. Eigentum verpflicht­et, sagen die anderen. Nun will die CSU den Streit abräumen. Bleibt die Frage, wer künftig die Kosten tragen muss. Die Kommunen fordern eine Kompensati­on. Die Landtagsfr­aktion versichert, Städte und Gemeinden „politisch und wirtschaft­lich nicht im Stich“zu lassen. Auch neue Steuern seien kein Thema.

Im Kommentar bewertet Uli Bachmeier Söders Vorschlag zur Amtszeitbe­grenzung. Doch wie gesagt: Noch ist der Franke nicht gewählt. Die Frage, wann Seehofer den Hof übergibt, hat die CSU in Kloster Banz mal wieder in Wallung versetzt. Wie es zu der Verwirrung kam, erfahren Sie auf Bayern.

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