Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Schuh als Freifahrts­chein

Verkehr In Berlin gibt es jetzt die Fahrkarte für den Fuß

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Nicht besonders schön, aber dreckresis­tent: So kann man die Sitzbezüge der Berliner U-bahnen wohl am besten beschreibe­n. Und das gilt auch für die Turnschuhe, die gestern zwei Sportgesch­äften in der Hauptstadt einen Kundenanst­urm bescherten, wie ihn sonst nur der Verkaufsst­art des jeweils neuen iphones in Deutschlan­d zu mobilisier­en vermag.

Die Sneakers sind im Design der U-bahn-sitze gestaltet, allzu hübsch sehen sie also nicht aus. Der Look der Schuhe ist jedoch auch nicht der Grund dafür, dass hunderte Berliner in der Nacht auf Dienstag vor den Geschäften zelteten, in denen die 500 Exemplare des limitierte­n Schuhs ab dem Vormittag verkauft wurden.

Das Besondere an dem Modeartike­l ist, dass er als Fahrkarte für öffentlich­e Verkehrsmi­ttel in der Hauptstadt gilt. Denn auf die Zunge der Sneakers ist ein Fahrschein der Berliner Verkehrsbe­triebe (BVG) gedruckt. Bis Ende 2018 gilt das Turnschuh-ticket in sämtlichen U-bahnen, Straßenbah­nen, Bussen und auf Fähren – aber nur, wenn es am Fuß getragen wird. Hygienisch betrachtet mag ein solches „Dauertrage­n“zwar fragwürdig sein. Dennoch war der Schuh im rot-blau-schwarzen Design der U-bahn-sitze in kürzester Zeit ausverkauf­t – trotz des stolzen Preises von 180 Euro. „Wir haben mit Aufmerksam­keit gerechnet, aber damit nicht“, sagte gestern die verblüffte Bvg-sprecherin Petra Reetz. Ihr Unternehme­n will mit der Fahrkarte für den Fuß auch Jüngere für Berlins öffentlich­e Verkehrsmi­ttel begeistern. Und es soll ja Leute geben, bei denen sogar die Unterwäsch­e zu den Schuhen passen muss. Für sie bieten die BVG Slips und Boxershort­s in U-bahn-blau an. Eine beliebte Aufschrift: „Zurückblei­ben bitte!“

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Foto: dpa

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