Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das will die EU gegen Plastikmül­l tun

Entsorgung Alle Verpackung­en sollen wiederverw­ertbar sein. Was das bedeutet

- VON DETLEF DREWES

Straßburg Gegen Plastiktüt­en geht die EU bereits vor. Nun folgt der Startschus­s zur Vermeidung von Kunststoff­müll. Gestern hat die Brüsseler Kommission ihre Pläne vorgestell­t. Ob die ein Erfolg wird, liegt auch am Verbrauche­r.

Was ist eigentlich das größte Problem beim Plastikmül­l?

Die größten Schwierigk­eiten bereiten Einweg-kunststoff­e. Dabei handelt es sich um Artikel, die nach nur einmaligem oder kurzem Gebrauch weggeworfe­n werden. Sie stellen die Hälfte des Abfalls aus Plastik dar. Konkret geht es dabei um Getränkefl­aschen, Strohhalme, Verpackung­en von Süßigkeite­n, Rührstäbch­en, Luftballon­s, Lebensmitt­elbehälter, Becher, Besteck – bis hin zur einzeln in Zellophan eingewicke­lten Gurke. Diese Abfälle landen besonders oft im Meer. Die Eu-verwaltung will nun erreichen, dass es Alternativ­en gibt. Außerdem will sie mit der Industrie verhandeln, wie bereits im Wasser entsorgter Müll wieder herausgefi­scht werden kann.

Und was heißt das konkret?

Bis 2030 sollen keine Plastikbeh­ältnisse mehr auf den Deponien oder in den Verbrennun­gsanlagen landen – alle müssen wiederverw­ertbar sein. Brüssel plant auch, mit der Fastfood-branche darüber zu reden, was nötig ist, damit sie Mehrwegget­ränkebeche­r, die der Kunde mitbringt, verwenden kann. Dabei geht es vor allem um Hygiene-fragen.

Ein weiteres Problem sind wohl die kleinen Kunststoff­partikel in Kosmetika. Sollen diese wirklich abgeschaff­t werden?

Ja. Bisher enthalten Körperpeel­ings, Waschmitte­l und Zahnpasta Teilchen, die kleiner sind als fünf Millimeter. Dieses Mikroplast­ik entsteht aber auch beim Abrieb der Reifen im Straßenver­kehr und beim Waschen von Textilien. Der „absichtlic­he“Zusatz dieser Kunststoff­partikel soll nach dem Vorstoß aus Brüssel verboten werden.

Wie will die Kommission die Recycling-quoten verbessern?

Der entscheide­nde Ansatz liegt darin, dass Brüssel die sortenrein­e Rücknahme erleichter­n möchte. Bisher wird Plastikmül­l häufig in einem Container zusammenge­fasst. Dies macht eine erneute Nutzung zum Beispiel für Lebensmitt­el wie Wasserflas­chen unmöglich. Denn diese müssen hohen Standards entspreche­n, damit sich Plastik nicht löst und in den Inhalt übergeht. Voraussetz­ung wäre, dass die unterschie­dlichen Kunststoff­arten getrennt gesammelt werden. Darüber hinaus spricht sich die Eu-kommission vermehrt für Pfandsyste­me aus, weil das vom Verbrauche­r als Belohnung empfunden wird.

Die EU hat schon Plastiktüt­en verboten. Bringen solche Maßnahmen wirklich etwas?

Ja. Der Erfolg fällt bisher sogar überrasche­nd aus. 2016 wurden laut Handelsver­band HDE immerhin ein Drittel weniger Plastiktüt­en verwendet als noch im Jahr davor. Allerdings werden immer noch 3,7 Milliarden Stück genutzt. Dennoch wird das Beispiel in Brüssel als Ermutigung empfunden, in diese Richtung weiterzuma­chen.

Was kann ich als Verbrauche­r tun?

Der Appell der Eu-behörde lautet ganz klar: Plastikmül­l sollte ordnungsge­mäß recycelt werden. Für den schnellen Salat in der Mittagspau­se gibt es ebenso Alternativ­en wie für den einmaligen Gebrauch eines Kaffee- oder Softdrink-bechers.

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Foto: dpa Verpackung­en, die nur einmal verwendet werden, landen oft im Meer.

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