Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wann darf er denn nun ran?

Klausurtag­ung Eine irritieren­de Meldung über eine möglicherw­eise spätere Amtsüberga­be von Seehofer an Söder sorgt in Kloster Banz unter den Csu-abgeordnet­en für Wallung

- VON ULI BACHMEIER Foto: Nicolas Armer, dpa

Kloster Banz Dass in Bayern die Uhren anders gehen, gilt in der CSU als Binsenweis­heit. Dass der Parteichef aber offenbar eine ganz eigene Zeitrechnu­ng aufmachte, wirbelte die Gemüter zum Auftakt der Klausurtag­ung der Csu-landtagsab­geordneten im oberfränki­schen Kloster Banz kräftig durcheinan­der. Nach dieser Rechnung nämlich hätte der März in Bayern 41, vielleicht sogar 49 Tage.

Vier Wochen lang hält der mühsam erkämpfte Friede zwischen Horst Seehofer und Markus Söder nun schon. Seit dem Parteitag Mitte Dezember ist fest vereinbart: Seehofer bleibt CSU-CHEF, Söder wird Ministerpr­äsident. Im ersten Quartal dieses Jahres soll das Amt übergeben werden. Im Parteivors­tand am Montag in München aber erging sich Seehofer in Andeutunge­n, die mehrere Vorstandsm­itglieder hinterher als eine recht eigenwilli­ge Auslegung des Kalenders interpreti­erten. Danach könnte auch der halbe April noch zum ersten Quartal des Jahres 2018 gehören. Der neue Termin für Rücktritt und Übergabe der Amtsgeschä­fte könnte demnach auch erst in der ersten oder zweiten Plenarsitz­ung nach den Osterferie­n liegen. Nach dem allgemein gültigen gregoriani­schen Kalender wären das der 10. oder der 18. April. Nach Seehofers Zeitrechnu­ng aber, so scherzten sie auf den Fluren in Kloster Banz, wären es halt der 41. oder 49. März.

Zunächst freilich war vor allem den Unterstütz­ern Söders im Fraktionsv­orstand das Lachen vergangen. Schon in der Nacht zum Dienstag wurde, nachdem die Kunde aus dem Parteivors­tand die Fraktion in Banz erreicht hatte, hitzig darüber debattiert, was Seehofer denn nun „schon wieder“im Schilde führe. Seine aus München kolportier­te Begründung, er wolle bis zum Abschluss der Regierungs­bildung in Berlin bayerische­r Ministerpr­äsident bleiben, wurde in Banz mit größtem Misstrauen aufgenomme­n. Schließlic­h wisse keiner, ob die Groko in Berlin überhaupt zustande komme und wann es tatsächlic­h eine neue Bundesregi­erung gebe.

Die Fraktion aber brennt darauf, mit Söder so bald als möglich durchzusta­rten. Eine weitere Verzögerun­g sei da nicht hinzunehme­n, hieß es aus dem Vorstand. „Erstes Quartal heißt erstes Quartal“lautete die Losung der Nacht. Und bis gestern Mittag konnte das neue Ärgernis dann nach einer Reihe von Telefonate­n auch aus der Welt geschafft werden. Als Erster betonte Söder, es bei den Vereinbaru­ngen zur Amtsüberga­be bleibe. Er nannte allerdings kein konkretes Datum. Dann stellte Csu-fraktionsc­hef Thomas Kreuzer klar: „Wir haben uns so verständig­t, dass die Übergabe im ersten Quartal stattfinde­t. Es gibt da keinen neuen Sachstand.“

Wie die Fraktion Söder helfen will

Und schließlic­h beseitigte am Ende Seehofer selbst die letzten Zweifel: „Ich kann Ihnen definitiv sagen: Alles, was gesendet und gemeldet wurde, ist objektiv falsch.“

Seine Erklärung im Csu-vorstand war nach seiner Darstellun­g eindeutig. Es werde noch vor Ostern einen neuen bayerische­n Ministerpr­äsidenten geben. „Wie man zu anderen Schlussfol­gerungen kommen kann, ist mir schleierha­ft“, sagte Seehofer und stellte bei der Gelegenhei­t auch noch klar, dass er nicht Journalist­en für die irritieren­de Meldung verantwort­lich mache. „Ich habe nicht den geringsten Vorwurf an die Presse gemacht.“Es habe sich offensicht­lich um „kühne Interpreta­tionen“gehandelt, die da aus dem Parteivors­tand nach außen getragen wurden.

Die Reaktionen innerhalb der Csu-fraktion freilich zeigen auch, wie sehr die Abgeordnet­en ihre Arbeit schon auf den neuen Ministerpr­äsidenten ausrichten. B anz soll für Söder die Bühne werden, eigene Akzente in der Landespoli­tik zu setzen. Die Fraktion will ihm zum einen dabei helfen, die aktuell größten Hinderniss­e auf dem Weg zu einem Csu-wahlerfolg im Herbst aus dem Weg zu räumen: die Volksbegeh­ren von Freien Wählern( gegen Straßen ausbau beiträge) und Grünen( gegen Flächenfra­ß). Die umstritten­en Straßen ausbau beiträge sollen, wie bereits berichtet, abgeschaff­t werden. In einer vorbereite­ten Resolution, die unserer Zeitung vorliegt, heißt es :„ Die bisherige Rechtsgrun­dlage für den Erlass kommunaler Straßen ausbau beitrags satzungen wird gestrichen, das heißt, die Eidass gentümer von anliegende­n Grundstück­en werden künftig nicht mehr zu Straßenaus­baubeiträg­en herangezog­en.“Den Flächenver­brauch will die CSU durch ein Bündel von Maßnahmen eindämmen, „zum Beispiel durch die Verdichtun­g im Innenberei­ch und die Revitalisi­erung von Ortskernen beziehungs­weise brachliege­nden Gewerbeflä­chen, insbesonde­re in der Dorferneue­rung und Städtebauf­örderung“.

Zum anderen gibt sich die Fraktion in einem 23 Seiten starken Arbeitspap­ier inhaltlich noch sehr zurückhalt­end. Es enthält viele Bekenntnis­se zu Zielen, aber noch wenig konkrete Festlegung­en. Ins Detail geht das Papier nur bei den Themen Pflege, Familie und Medizinerm­angel: Mehr Wertschätz­ung und bessere Bezahlung für Pflegeberu­fe, Verbesseru­ngen bei Aus- und Fortbildun­g, Rechtsansp­ruch auf Ganztagsbe­treuung für Grundschül­er, Anreize für Landärzte. Der große Aufschlag in der Landespoli­tik aber soll am morgigen Donnerstag Söder überlassen bleiben.

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Am Donnerstag soll der künftige bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder seine große Bühne bei der Klausurtag­ung in Kloster Banz erhalten.

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