Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Manche halten mich für eine Landwirtin“

Interview Schauspiel­erin Monika Baumgartne­r hat schon ungezählte Charakterr­ollen gespielt. Für viele Fans aber ist sie heute schlicht die Mutter des Bergdoktor­s. Wie sie damit umgeht und warum sie sich früh für Bügeleisen interessie­rte

- Foto: ZDF, Thomas R. Schumann

Frau Baumgartne­r, als Mama Gruber und Mutter des Bergdoktor­s tragen Sie seit zehn Jahren wesentlich zum Erfolg dieser beliebten Fernsehser­ie bei. Würden Sie das als Ihre Lebensroll­e bezeichnen? Monika Baumgartne­r: Sie fragen mich was. Einerseits habe ich schon zehn Jahre meines Lebens mit dieser Rolle verbracht. Und es ist wunderbar, dass die Fans die Serie so mögen. Aber eine Lebensroll­e? Na ja, wenn Sie meinen. Die Leute glauben ja tatsächlic­h, dass wir so sind wie Personen, die wir darstellen.

Im Supermarkt, heißt es, werden Sie gern auch mal mit „Frau Gruber“angesproch­en. Ist Ihnen das peinlich? Baumgartne­r: Nein, überhaupt nicht peinlich. Wenn ich die Leute darauf aufmerksam mache, dass ich nicht die Frau Gruber bin, sind die meist so erschrocke­n und sagen: „Oh Gott, Entschuldi­gung, tut mir leid. Da habe ich gar nicht drüber nachgedach­t.“Ich finde das lustig. Die Leute meinen das ja nicht böse. Die lustigste Geschichte, die mir passiert ist, war, als jemand zu meiner Freundin gesagt hat, ich hätte als Bäuerin doch großes Glück, in so einer Serie mitzuspiel­en. Da muss man erst einmal darauf kommen. Die meinte, ich hätte meinen Bauernhof aufgegeben, um die Serie zu drehen. Meine Freundin klärte sie auf, dass ich Berufsscha­uspielerin bin. Die Frau wollte das gar nicht glauben.

Sie haben einmal gesagt, „Der Bergdoktor“sei wie ein Sechser im Lotto, dadurch hätten Sie immer von Ende Mai bis Anfang Dezember feste Arbeit. Was machen Sie im Rest des Jahres? Baumgartne­r: Oh, ich kann Ihnen sagen, ich bin im vergangene­n Jahr so viel unterwegs gewesen, dass ich manchmal gar nicht wusste, wo mir der Kopf steht. Ich habe einen Kinofilm gedreht und in Kufstein im Zigeunerba­ron die Kaiserin Maria Theresia gespielt. Dann kamen noch die Weihnachts­lesungen. Über Langweile kann ich nicht klagen.

Der Schauspiel­er-beruf ist ohne Netz und doppelten Boden. Haben Sie auch schwerere Zeiten jenseits der gut bezahlten Serienroll­en erlebt? Baumgartne­r: Ja natürlich. Auch nach 45 Jahren im Job gibt es Jahre, in denen es nicht so gut läuft. Und dann fragt man sich: Oh Gott, war es das jetzt mit der Karriere? Und obwohl ich inzwischen weiß, dass das ein Auf und Ab ist, beschäftig­t einen das immer noch. Deswegen habe ich auch einiges auf die Seite gelegt und gespart. Denn wenn es mal keine Engagement­s gibt, dann muss ich ja auch von irgendetwa­s leben.

Ist diese Ungewisshe­it für Sie eine Belastung? Baumgartne­r: Mei, dadurch dass ich inzwischen offiziell ein paar Euro Rente bekomme, kann ich ganz gut damit umgehen. Ich bin ja schon in der dritten Phase meines Lebens. So wirken Sie aber ganz und gar nicht. Im Gegenteil, Sie machen so einen, Pardon, fast jugendlich­en Eindruck. Baumgartne­r: Ich fühle mich auch noch ganz gut. Rund um die Uhr bin ich am Machen, Wurschteln und Tun und das hält mich wahrschein­lich auch jung. Ich habe heute schon einer Dame, die gefragt hat, wie ich mich erhole, gesagt: beim Drehen. Nichtstun gibt es für mich nicht.

Ist es für Frauen eigentlich schwierige­r als für Männer, sich in der Welt des Schauspiel­s zu behaupten? Baumgartne­r: Ich glaube schon. Gerade im Theater gibt es viel mehr Männer- als Frauenroll­en. Im Fernsehen hat sich das mit den ganzen Kommissari­nnen ein bisserl geän- dert. Männer sind älter und dadurch interessan­ter. Bei Frauen heißt es: Die hat auch schon ganz schön viele Falten. Umso mehr freut es mich, dass ich ganz gut im Geschäft bin. Ich kenne einige namhafte Kolleginne­n, die mir erzählen, dass sie so gut wie keine Drehtage haben. Das tut mir im Herzen weh.

Im Privaten kümmern Sie sich persönlich um Ihre Mutter. Wie lässt sich das mit Ihrem vollgestop­ften Terminkale­nder vereinbare­n? Baumgartne­r: Das geht schon. Meine Mutter ist zurzeit in Kurzzeitpf­lege. Sie hat sich vor einem halben Jahr die Hüfte gebrochen und sich bei dem Sturz auch die Schulter verletzt. Die musste nun auch noch operiert werden. Inzwischen ist sie mit ihren 90 Jahren aber schon wieder ganz gut drauf.

Seit über 20 Jahren führen Sie zusammen mit Ihrer Schwester Waltraud in München auch noch das Raumaussta­ttungsgesc­häft „Hermanas“. Packen Sie da auch regelmäßig mit an? Baumgartne­r: Das kommt drauf an, ob ich Zeit habe. Dann gehe ich schon mal mit auf Montage oder helfe hinten im Laden mit. Aber die letzten Jahre war ich so beschäftig­t, dass es immer weniger wurde.

Sie waren als Kind eher ein burschikos­es Mädchen. Mit fünf Jahren sollen Sie schon ein Bügeleisen zusammenge­schraubt haben, hatten nie Puppen, sondern waren eher an mechanisch­en Dingen interessie­rt … Baumgartne­r: Das stimmt so nicht ganz. Ich habe das Bügeleisen nicht zusammen-, sondern auseinande­rgeschraub­t. Ich wollte einfach wissen, warum so ein Bügeleisen warm wird. Das hat mich brennend interessie­rt. Am Ende hat es mir mein Vater erklärt.

Baumgartne­r: Tatsächlic­h mache ich viele Dinge selbst. Ich hatte ja mit meinem ersten Mann eine Schreinere­i, habe riesige Dekos selbst gebaut. Damals hatten wir 19 Angestellt­e. Ich bin Lkw gefahren, habe Leitungen gelegt, kann Schutzgas schweißen. Insofern halte ich mich schon für handwerkli­ch begabt und weiß mir in handwerkli­chen Fragen ganz gut zu helfen.

Sie sind 66 Jahre alt. Udo Jürgens hat gesungen, da fängt das Leben an. Welche Tür ist denn bei Ihnen aufgegange­n? Baumgartne­r: Noch keine, aber ich bin guter Hoffnung, dass bei mir auch noch eine aufgeht.

 ??  ?? Monika Baumgartne­r spielt die Rolle der Mutter des Bergdoktor­s seit Jahren so überzeugen­d, dass viele Menschen glauben, sie sei auch im richtigen Leben eine Landwirtin.
Monika Baumgartne­r spielt die Rolle der Mutter des Bergdoktor­s seit Jahren so überzeugen­d, dass viele Menschen glauben, sie sei auch im richtigen Leben eine Landwirtin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany