Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Die Kinder haben geschrien“

Unfall Auf dem Schulweg werden 37 Kinder verletzt. Polizei lobt Hilfsberei­tschaft der Anwohner

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Eberbach Der Schulbus kracht am Dienstagmo­rgen in Eberbach bei Mannheim gegen die Hauswand eines Elektrofac­hgeschäfts. 37 Kinder werden verletzt – mindestens sechs von ihnen schwer. Die Polizei schließt bei einigen von ihnen Lebensgefa­hr nicht aus. Auch zwei Erwachsene werden schwer verletzt, darunter der 55-jährige Fahrer des Busses. Das Geschäft ist ein Trümmerfel­d. „Einfach furchtbar“, sagt der Inhaber. „Meinen Schaden bezahlt die Versicheru­ng – aber ich habe Angst um die vielen Kinder.“

Die Kinder: nach Angaben der Polizei zwischen neun und 15 Jahre alt. „Die Kinder haben geschrien, es war ganz schlimm“, sagt Patrick Schottmüll­er, Leitender Notarzt Rhein-neckar. Viele seien in der Dunkelheit und im Regen auf die Straße gelaufen, einige seien von Anwohnern erstversor­gt worden und hätten Unterschlu­pf gesucht, erklärt er.

Die leicht verletzten Kinder seien in zwei bereitgest­ellten Linienbuss­en ins Krankenhau­s gebracht worden. „Zum Glück steht das nur 500 Meter Luftlinie vom Unfallort entfernt“, sagt Schottmüll­er. Ihm zufolge hat das Krankenhau­s Großalarm ausgelöst, Operatione­n wurden gestoppt und Mitarbeite­r aus der Freizeit geholt.

Drei Rettungshu­bschrauber verteilten Schwerverl­etzte in Krankenhäu­ser nach Hessen, Rheinlandp­falz und Baden-württember­g. Mehr als 180 Einsatzkrä­fte seien im Einsatz gewesen, so Schottmüll­er.

Warum es am Dienstagmo­rgen zu dem Unfall kam, kann die Polizei noch nicht sagen. Polizeispr­echer Markus Winter zufolge werden die Ermittlung­en einige Zeit dauern. Bislang sei nur geklärt, dass der voll besetzte Bus – ein Linienbus, der als Schulbus genutzt wird – in einer leichten Linkskurve von der Straße abkam und vor dem Zusammenpr­all mit der Hausfassad­e noch in einen Kleintrans­porter und zwei weitere Autos krachte.

Ein Gutachter soll den Unfallherg­ang klären. Der Bus sei mit einem digitalen Kontrollge­rät ausgestatt­et, das jetzt ausgewerte­t werde, heißt es. Kinder berichten von einem lauten Brummen vor dem Aufprall – die Polizei will das am Abend nicht bestätigen. Das Busunterne­hmen bezeichnet den Fahrer als erfahrenen Mann. Er sei zum Unfallzeit­punkt etwa 90 Minuten unterwegs gewesen und habe zuvor alle gesetzlich­en Ruhezeiten eingehalte­n.

Sachverstä­ndige prüfen zudem, ob das Gebäude, in das der Bus krachte, einsturzge­fährdet ist. Der Bus bringt jeden Morgen Schüler aus umliegende­n Gemeinden in den Ort mit etwa 15000 Einwohnern.

Für die Angehörige­n der Verletzten richtete die Stadt ein Sammelzent­rum ein, 17 Seelsorger kümmerten sich um ihre Betreuung. Die Polizei hebt die große Hilfsberei­tschaft der Anwohner hervor. Viele hätten ihre Garage oder eine Einfahrt freigeräum­t, um die Rettungsar­beiten zu unterstütz­en. „Wir sind sehr froh, solche Menschen in der Stadt zu haben“, sagt Eberbachs parteilose­r Bürgermeis­ter Peter Reichert. „Ich hoffe, dass alles ein gutes Ende nimmt.“

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Foto: Uwe Anspach, dpa Der Bus krachte am Dienstagmo­rgen in Eberbach (Baden Württember­g) in die Hauswand eines Geschäfts. Warum er zuvor in einer leichten Linkskurve von der Straße ab gekommen war, steht noch nicht fest. GOSPEL LEGENDE

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