Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Unwort des Jahres steht fest

Sprache Jury wählt den Begriff „Alternativ­e Fakten“

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Darmstadt Der Ausdruck „Alternativ­e Fakten“ist das Unwort des Jahres 2017. Die Bezeichnun­g stehe „für die sich ausbreiten­de Praxis, den Austausch von Argumenten auf Faktenbasi­s durch nicht belegbare Behauptung­en zu ersetzen“, begründete die Jury gestern ihre Wahl.

„Die Bezeichnun­g ,Alternativ­e Fakten‘ ist der verschleie­rnde und irreführen­de Ausdruck für den Versuch, Falschbeha­uptungen als legitimes Mittel der öffentlich­en Auseinande­rsetzung salonfähig zu machen“, erklärte die Jury. Geprägt wurde der Begriff von der Beraterin von Us-präsident Donald Trump, Kellyanne Conway. Sie verteidigt­e so die falsche Behauptung, dass zur Amtseinfüh­rung des Präsidente­n so viele Menschen wie nie gekommen seien. „Der Ausdruck ist seitdem aber auch in Deutschlan­d zum Synonym und Sinnbild für eine der besorgnise­rregendste­n Tendenzen im öffentlich­en Sprachgebr­auch – vor allem auch in den sozialen Medien – geworden“, erklärten die Experten.

Die Sprachwiss­enschaftle­r rügten zudem den Begriff „Shuttleser­vice“als „diffamiere­nd“im Zusammenha­ng mit der Seenotrett­ung von Flüchtling­en im Mittelmeer, den der oberbayeri­sche Csu-bundes- tagsabgeor­dnete Stephan Mayer verwendet hatte. Das Wort „Genderwahn“diffamiere Bemühungen um Geschlecht­ergerechti­gkeit.

Das Unwort des Jahres wird seit 1991 gekürt. Damit soll auf „undifferen­zierten, verschleie­rnden oder diffamiere­nden öffentlich­en Sprachgebr­auch“aufmerksam gemacht werden. 2017 wurde „Volksverrä­ter“zum Unwort des Jahres gewählt. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und andere führende Politiker waren für ihre Flüchtling­spolitik von rechten Demonstran­ten immer wieder mit diesem Begriff beschimpft worden.

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