Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Anklage gegen Reichsbürg­er erhoben

Justiz Im März des vergangene­n Jahres führte eine internatio­nale Razzia zu mehreren Festnahmen. Nun sind die Ermittlung­en abgeschlos­sen. Was die Staatsanwa­ltschaft den Beschuldig­ten vorwirft

- VON JAN KANDZORA

Augsburg Es war ein massiver Polizeiein­satz. Im März des vergangene­n Jahres gingen Beamte in einer internatio­nalen Razzia gegen Verdächtig­e vor, die sie der sogenannte­n Reichsbürg­er-bewegung zuordneten. Mitglieder dieser uneinheitl­ichen Szene erkennen die Existenz der Bundesrepu­blik und ihre Behörden nicht an und gehen davon aus, dass das Deutsche Reich noch existiert.

Die Polizisten durchsucht­en 14 Wohnungen und Geschäftsr­äume, in Baden-württember­g, Hamburg, Niedersach­sen und Schleswig-holstein, und auch in Rumänien. Der Schwerpunk­t der Aktion allerdings lag in Schwaben; hier wurden fünf Gebäude durchsucht. Drei Immobilien in Buttenwies­en, eine in Augs- burg, eine im Landkreis Augsburg. Nach Informatio­nen unserer Redaktion befand sich diese Immobilie in Horgau. Gegen fünf Personen im Alter von 48 bis 69 Jahren richteten sich die Ermittlung­en, wie die Polizei damals mitteilte. Drei von ihnen kamen in Untersuchu­ngshaft.

Die Ermittlung­en gegen sie sind mittlerwei­le abgeschlos­sen. Wie Matthias Nickolai, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Augsburg, mitteilt, hat die Behörde gegen vier Personen Anklage zum Amtsgerich­t erhoben. Es geht dabei unter anderem um Vorwürfe des gewerbsmäß­igen Betrugs, des versuchten gewerbsmäß­igen Betrugs und Urkundenfä­lschung. Einer der Angeschuld­igten soll zudem einen Verstoß gegen das Waffengese­tz begangen haben. Im März berichtete die Polizei, dass die Verdächtig­en falsche Urkunden in Form von „Reichskart­en“, „Reichsführ­erscheinen“und „Diplomaten­pässen“des „Deutschen Reiches“hergestell­t und vertrieben haben sollen.

Außerdem soll der Verdacht bestanden haben, dass die mutmaßlich­en „Reichsbürg­er“eine Vielzahl von Immobilien­besitzern betrogen haben. Sie sollen demnach den Betroffene­n erzählt haben, dass laut „Alliierten­gesetz“kein Bundesbürg­er Eigentum an Immobilien erwerben könne, dies aber durch eine Eintragung bei der russischen Militärreg­ierung oder bei den Alliierten möglich sei. Dafür sollen die Verdächtig­en hohe Gebühren verlangt haben, hieß es.

Wann der Prozess stattfinde­t, ist noch unklar. Zwei der Angeschuld­igten sitzen nach wie vor in Untersuchu­ngshaft. Einer kam zwischenze­itlich auf freien Fuß.

Im Oktober 2016 Reichsbürg­er im Georgensgm­ünd einen Polizisten bei einem hatte ein fränkische­n 32-jährigen Einsatz erschossen. Seitdem rückte ins öffentlich­e Bewusstsei­n, dass aus der uneinheitl­ichen Szene eine Gefahr ausgehen kann; auch in Bayern gab es seither mehrere Razzien. Auch den groß angelegten Einsatz im März 2017 schätzte die Polizei offenbar als heikel ein. Bei zwei Beschuldig­ten habe es „Erkenntnis­se über Bewaffnung“gegeben, hieß es damals. Daher seien bei ihrer Festnahme auch Spezialkrä­fte aus München dabei gewesen.

Der Reichsbürg­er aus Georgensgm­ünd wurde im Oktober des vergangene­n Jahres zu einer lebensläng­lichen Freiheitss­trafe verurteilt. Das droht den Angeschuld­igten im Augsburger Verfahren nicht. Sofern das Amtsgerich­t die Anklage zulässt, wird der Fall dort verhandelt. Am Amtsgerich­t sind maximal vierjährig­e Freiheitss­trafen möglich.

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Foto: B. Weizenegge­r Die Reichsbürg­erbewegung, die auch im Internet aktiv ist, ist im Visier der Er mittlungsb­ehörden.

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