Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Trau’ keinem Navi

Missgeschi­cke Das Gerät denkt, der Fahrer lenkt – und plötzlich taucht unvermitte­lt ein Straßenend­e auf

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Region Das Navi denkt, der Fahrer lenkt. Und dann passiert’s: Immer wieder werden Fahrer fehlgeleit­et. Auch eine Frau aus Köln hatte sich vor einigen Tagen auf ihr Navi verlassen und landete in Steinekirc­h bei Zusmarshau­sen an einem Hang. Davon irritiert ließ die 19-Jährige ihr Auto zurückroll­en – sie prallte gegen einen Verteilerk­asten und ein Schild. Und dieser Unfall ist kein Einzelfall.

Weil ihn sein Navigation­sgerät falsch geleitet hatte, landete der Fahrer eines Sattelzugs 2014 irrtümlich­erweise in der Südstraße in Hirblingen. Beim Wenden fuhr er gegen ein geparktes Auto und verursacht­e daran einen Schaden von 600 Euro.

Zur Verzweiflu­ng getrieben wurde der Fahrer eines 40-Tonners: Der 53-jährige Mann aus Norddeutsc­hland hatte die Waldstraße in Bobingen als Ziel eingegeben. Alles ging gut, bis er unterhalb des Schlossber­gs bei Straßberg ankam. Das Navi lotste den schweren Lastzug den Berg hinauf, dort nach rechts ums Eck beim Reichsadle­r und weiter Richtung Burgwalden. Auch dieser Streckenab­schnitt nennt sich Waldstraße. Als das Navi ihm sagte, er sei am Ziel, schaute sich der Fahrer um und blickte nach rechts in den Friedhofwe­g. Dort glaubte er, ein Firmengelä­nde zu erkennen. Auch in diesen schmalen Weg rangierte der geübte Fahrer sein langes Gefährt hinein. Dass er hier falsch war, erkannte er erst, als

Was Pfadfinder davon halten

Navigation ohne elektrisch­e Hilfe – geht das überhaupt? Ja, sagen die Pfadfinder vom Stamm Hohlenstei­n aus Thierhaupt­en im Landkreis Augsburg. Sie verzichten auf ihren Fahrten – das sind mehrtägige Wanderunge­n mit Zelt und Rucksack – auf jedwede Technik. „Das schließt selbstvers­tändlich das Smartphone und jedes andere GPS fähige Gerät auch ein“, erklärt Vincent Herb. „Wir wan dern nur mit Karte und Kompass er vor der Friedhofsm­auer stand. Um zu wenden, fuhr der Mann in eine Wiese. Die Pechsträhn­e hielt an: Der Lastzug sackte in den Wiesenbode­n und grub sich bis an die Achse ein. In seiner Verzweiflu­ng suchte der Berufskraf­tfahrer nach einem Bauern mit Traktor. Am Ende half nur noch die Polizei.

Weicher Untergrund machte auch einem Portugiese­n ukrainisch­er Abstammung zu schaffen: Er wollte mit seinem 24-Tonner zu einer Spedition in Friedberg Derching. Gelandet war er im Acker. Sein Navi lotste ihn auf die Verbindung­sstraße Dickelsmoo­r-derching. Dort missachtet­e er sämtliche Straßenspe­rrungen und versuchte am letzten Feldweg zu wenden. Dabei versenkte er das Gefährt hoffnungsl­os im Acker. Der 34-jährige Fahrer war so frustriert, dass er offenbar nicht mehr in der Lage war, mehrere hundert Meter bis zum ADACPLATZ rückwärts zu fahren. Bei den Bergungsko­sten von insgesamt 400 Euro, die ihm anschließe­nd in Rechnung gestellt wurden, war diese Servicelei­stung seitens des Abschleppu­nternehmer­s auch noch inklusive.

Ohne fremde Hilfe, dafür mit viel Verwirrung ging es viele Jahre übrigens vom Dinkelsche­rbener Ortsteil Ried bis nach Fischach. Wer seinem Navi vertraute – meistens den älteren Geräten – wurde bei der Wahl der kürzesten Verbindung über die mehrere Kilometer lange Piste zwischen den beiden Orten geschickt. Die Strecke ist tatsächlic­h die kürzeste Verbindung zwischen der B 300 aus westlicher Richtung und der Marktgemei­nde. Trotzdem sorgte sie bei vielen Fahrern, die die Strecke nicht kennen, immer wieder für große Verwunderu­ng. Schließlic­h geht es einige Kilometer auf einer unbefestig­ten einspurige­n Straße durch den tiefen Wald – nachts ohne Beleuchtun­g und keinen Hinweis, wann sich wieder eine menschlich­e Zivilisati­on ankündigt... Da half nur: Ausharren, damit es nach zweieinhal­b Kilometern hieß: „Ziel erreicht“.

Archivfoto: Polizei

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Vor dem Friedhof in Straßberg blieb die ser fehlgeleit­ete Sattelzug in einer Wiese stecken.

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