Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Schlagermä­rchen aus der Provinz Porträt

Cindy Berger schwärmt immer noch von den 70er Jahren. Als Teil eines Pop-duos hatte sie damals großen Erfolg. Bis heute wollen die Fans ihre Hits hören

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Achtung, Ohrwurm: „Immer wieder sonntags ... kommt die Erinnerung“, schmettert­en Cindy & Bert in den 70er Jahren. Damit haben die beiden Musikgesch­ichte geschriebe­n. Mehr als 20 Jahre waren Cindy & Bert das Traumduo der deutschen Schlagerwe­lt und Stammgast in den Fernsehsho­ws. Dann trennten sie sich, bevor mit dem Schlager-revival das musikalisc­he Comeback kam.

Cindy Berger wird am kommenden Freitag 70 Jahre alt. Rente sieht aber anders aus: Am Geburtstag ist sie auf Tour im brandenbur­gischen Wittenberg­e. Für ein Interview hat sie erst am Nachmittag Zeit, vorher betreut sie noch Senioren. An Bert Berger, der 2012 starb, erinnert sie sich gern. Die 70er waren für sie unbeschwer­t. „Das waren gute Zeiten“, sagt Cindy Berger. „Der Spaßfaktor war immer sehr hoch.“

Ihr Leben könnte als Schlagermä­rchen aus der Provinz verfilmt werden: Eigentlich hieß sie Jutta Gusenburge­r, geboren wurde sie in Völklingen im Saarland. Bert lernte sie mit 17 kennen. Der Erfolg kam früh: 1969 brachte das Pärchen die erste Single („Saturday Morning“) heraus. Beide besuchten da noch die Handelssch­ule in Völklingen. 1971 gaben Cindy & Bert für die Musik ihre kaufmännis­chen Berufe auf. Sogar beim Grand Prix trat das Paar 1974 an, mit dem Lied „Sommermelo­die“– aber ohne Chance gegen Abba, die mit „Waterloo“gewannen.

1988 kam nach mehr als 20 Jahren Ehe die Trennung von Cindy & Bert, privat und beruflich. 1994 überredete Dieter Thomas Heck das Duo zu einem Neustart. Mit der „Starparade der Volksmusik“feierte das Duo auf Tournee Erfolge. Vielleicht war es wie bei Al Bano und Romina Power: Das Publikum sah sie am liebsten gemeinsam. Cindy & Bert teilen sich sogar einen Eintrag bei Wikipedia und im Munzinger-archiv. „Wir waren immer wie eine Person“, sagt Cindy Berger. Nach der Geburt von Sascha (heute 41) entwickelt­e sich das Paar aber auseinande­r, wie sie erzählt. Bert wollte gerne unterwegs sein, sie war häuslicher. Heute kann sie ihn besser verstehen als früher. „Die Gefühle werden eigentlich immer besser.“Sie hatte nach Bert noch eine weitere lange Beziehung mit einem Musiker. Heute ist sie zufriedene­r Single.

Cindy Berger stand auch ohne Duo-partner viel auf der Bühne. Sie machte bei „Let’s Dance“und bei „Promi Shopping Queen“mit. Ein spätes Album nannte sie ironisch „Mindestens haltbar bis...“. Sie weiß, dass die Fans die alten Hits wie „Immer wieder sonntags“hören wollen. „Wenn ich sie singe, singe ich sie auch gerne.“

Nach dem Tod ihrer Mutter wollte sie nach Asien auswandern, dann zog sie vor einem Jahr aber nach Berlin, überredet von ihrer Tochter Nina, 36. Sie mag das Großstadtl­eben, geht gerne in Musik-kneipen oder ins Theater. „Ich will gut sein zu anderen, aber ich will auch gut sein zu mir.“

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Foto: dpa

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