Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bitte einfach mal die Bremse einlegen

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DVON CHRISTINA HELLER a, wo ich wohne, gibt es einen portugiesi­schen Laden, der unter anderem ein paar importiert­e Portweine verkauft. Ich war in diesem Geschäft noch nicht besonders oft – wirklich nicht. Zwei Mal, um genau zu sein. Ich betone das, weil vielleicht ein anderer Eindruck entstehen könnte ... Neulich jedenfalls war ich zum zweiten Mal in diesem Laden, der von einer netten Portugiesi­n geführt wird. Mein Ziel: eine Flasche Portwein kaufen. Die Frau hatte drei Sorten im Angebot, deren Vorzüge sie mir erklärte. Dann setzte sie zu einer Mahnung an. Der Portwein, sagte sie, sei lecker. Sehr, sehr gut. Aber das sei die Gefahr. Wer ihn trinke, der schmecke gar nicht, dass er alkoholisc­h sei. Sie verkaufe den Wein, das sei ihr Geschäft, habe aber eine große Bitte an die Kunden: Esst was dazu. Ein bisschen Käse, ein bisschen Brot. Egal. Und vor allem, hört auf, wenn es am schönsten ist.

Eine Weinverkäu­ferin, die einer Apothekeri­n gleicht. Aber bitte nur nach dem Essen und höchstens einmal am Tag einen kleinen Schluck. Einen Dossierung­shinweis hatte sie auch: außen auf die Flasche pro Portion einen Strich malen. Ist der erreicht, muss Schluss sein.

Der Vorteil beim Porto-sparen liegt auf der Hand: Der Inhalt hält länger. Und deshalb konnte ich der besorgten Verkäuferi­n ihren Ratschlag auch nicht verdenken. Bis ich an der Kasse stand, um die Weinflasch­e zu bezahlen. Im gleichen Moment öffnete sich die Tür, ein Mann kam herein und die Verkäuferi­n flötete mir zu: „Und denken Sie daran, nicht alles auf einmal trinken. Bremsen Sie sich!“Meine Gesichtsfa­rbe näherte sich der Farbe des Flaschenin­halts an – und das schon, ohne ihn probiert zu haben.

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Foto: Igor Normann, Fotolia Auch bei gutem Wein muss mal Schluss sein.

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