Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Berufswunsch: Irgendwas mit Bundesliga
Ja, will denn wirklich niemand mehr irgendetwas werden? Früher, da hatten die Kinder noch Berufswünsche. Polizist, Lokführer, Feuerwehrmann. Jugendliche heute: Irgendwas mit Medien. Da verblüfft es nicht, dass analog dazu die talentiertesten Kicker nur einen Wunsch zu haben scheinen: Irgendwas mit Bundesliga. Sogar der Hamburger SV gilt als akzeptabler Arbeitgeber.
In welchen Gefilden sich ihre Mannschaft befindet, ist den Fußballern egal. Klar ist nur, was alle nicht wollen: den Abstieg. Das Ziel von zwei Dritteln aller Bundesligisten ist es, bloß nicht nächste Saison in der Zweitklassigkeit anzutreten. Wer aber nur weiß, was er nicht will, bekommt eben oft etwas, das er nicht will. Ein Beispiel: Der FC Bayern gibt jedes Jahr die Meisterschaft als Ziel aus. Selbsterfüllende Prophezeiung. Je ambitionierter die Ziele sind, desto härter wird an der Erfüllung gearbeitet. Die 17 weiteren Vereine wollen mit der Meisterschaft nichts zu tun haben. Und haben es auch nicht. Sie geben den Klassenerhalt und in besonders wagemutigen Fällen das internationale Geschäft als erstrebenswert an. Anstatt, dass auch nur eine Mannschaft halbwegs Schritt mit den Münchnern hält, kämpft die Hälfte der Teams um einen Platz im Mittelfeld. Am Ende landen dann wieder Teams in der Europa League, die darauf gar keine Lust haben und in der Champions League wird ein Weiterkommen wahlweise gegen zypriotische oder portugiesische Teams verdaddelt.
Die Leipziger haben anscheinend auf den zur Königsklasse berechtigenden zweiten Platz ebenso wenig Lust wie die Dortmunder. Am Ende landet dort noch Gladbach oder Frankfurt. Dann heißt es wieder: Wer dort nach 34 Spieltagen steht, der hat es sich auch verdient.
Selbiges gilt auch für die untere Tabellenregion. Da haben die Kölner ein halbes Jahr lang ausschließlich Abstiegssehnsüchte erkennen lassen, ehe sie nun doch auf den Trichter kamen, dass Fahrten nach München vielleicht doch schöner sind als nach Sandhausen. Einen Ausnahmefall stellt der Hamburger SV dar. Die Hanseaten nehmen sich Jahr für Jahr vor, eine sorgenfreie Saison zu absolvieren. Und scheitern permanent an ihrem Ziel. Der Don Quijote der Liga im Kampf gegen die Windmühlen. Nur der absolute Niedergang ist den Hamburgern bislang erspart geblieben. Diesmal aber scheinen sie sich nicht zu retten. Ob Bernd Hollerbach oder Markus Gisdol die Mannschaft nach unten begleitet, ist irrelevant. Es war zwar niemals das Ziel, der nächste Halt lautet trotzdem: Zweite Liga.