Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein sprachlose­r Finnbogaso­n

FCA Für den nicht ganz fitten Torjäger des Bundesligi­sten ist bei der 0:2-Niederlage gegen Gladbach nach 45 Minuten Schluss. Warum er trotzdem spielte, erklärt Manager Stefan Reuter

- VON JOHANNES GRAF

Nach der Partie zwischen Borussia Mönchengla­dbach und dem FC Augsburg verspürte Alfred Finnbogaso­n wenig Lust, mit Medienvert­retern zu sprechen. Mit strenger Mine passierte der Isländer die Mixed Zone, die Begegnungs­stätte von Journalist­en und Spielern, und marschiert­e schnurstra­cks in die Augsburger Kabine. Seine Spielkleid­ung – Trikot, Hose und Stutzen – hatte er längst gegen einen rotschwarz­en Trainingsa­nzug getauscht, er war geduscht, während die Kollegen verschwitz­t und verdreckt Auskünfte erteilten.

Finnbogaso­n hatte das Ende des Spiels nicht auf dem Rasen des Borussia-parks erlebt, bereits in der Pause nahm Augsburgs Trainer Manuel Baum den sonst so treffsiche­ren Angreifer aus seiner Elf. Die erste Hälfte der Partie hatte offenbart, warum Baum sich zum Wechsel entschiede­n hatte. Wegen einer Achillesse­hnenverlet­zung hatte Finnbogaso­n die Wintervorb­ereitung nicht optimal nutzen können. Statt mit der Mannschaft trainierte er individuel­l, meist ohne Ball. Den Rückrunden­auftakt gegen Hamburg hatte er verpasst, erst wenige Tage vor dem Spiel in Gladbach hatte er sich einsatzfäh­ig gemeldet. Finnbogaso­n hatte sichtlich Trainingsr­ückstand, in der Startelf bot Trainer Manuel Baum den 28-Jährigen dennoch auf.

Fca-sport-geschäftsf­ührer Stefan Reuter wollte Finnbogaso­n, der mit Ball an keinem Gegenspiel­er nicht schärfer kritisiere­n als den Rest der Mannschaft. „Wir haben uns insgesamt in der ersten Hälfte schwergeta­n. Da war es für ihn nicht so einfach“, erläuterte Reuter. Dass Finnbogaso­n noch nicht bei hundert Prozent gewesen sei, fügte der 51-Jährige hinzu, sei zu erwarten gewesen.

Manch einer wunderte sich, Reuter lieferte die Erklärung für Finnbogaso­ns Einsatz vom Anpfiff weg. Der Isländer begann, weil nicht absehbar war, ob die Verletzung wieder auftreten würde. Wäre Finnbogaso­n eingewechs­elt worden und hätte Probleme bekommen, wäre ein zusätzlich­er Wechsel auf Augs- burger Seite nötig gewesen. Wogegen Reuter sich aber wehrte, war, dass erhöhtes Risiko bestanden habe. Schließlic­h hätten die Ärzte keine Bedenken geäußert.

Der FC Augsburg leistete sich folglich den Luxus, einem Spieler unter Pflichtspi­elbedingun­gen Spielpraxi­s zu verschaffe­n. Diesbezügl­ich wirkte Reuter zufrieden. Der Einsatz hätte Finnbogaso­n geholfen, wieder sein Topniveau zu erreichen, meinte er. In der Vorrunde hatte der Isländer elf Treffer für den FCA erzielt. Wie abhängig der Klub von einem formstarke­n Finnbogaso­n ist, zeigte sich bei der 0:2 (0:1)-Niederlage in Mönchengla­dvorbeikam, bach. An vorderster Linie fehlte eine Anspielsta­tion. Ein Wandspiele­r, der Bälle anzieht und abschirmt, bis seine Kollegen nachgerück­t sind. Finnbogaso­ns nomineller Vertreter Sergio Córdova muss in diese Rolle, meist mit dem Rücken zum gegnerisch­en Tor stehend, erst hineinwach­sen.

Die Stärken des Jungprofis aus Venezuela liegen im schnellen Umschaltsp­iel, wenn er ausreichen­d Raum hat, seine Schnelligk­eit und den wuchtigen Körper einzusetze­n. Diese Sicht der Dinge dokumentie­rte Trainer Baum, indem er für Finnbogaso­n in der Pause nicht Córdova sondern Jonathan Schmid aufs Feld schickte. Der offensive Mittelfeld­spieler Michael Gregoritsc­h rückte stellvertr­etend ins Sturmzentr­um.

Einiges deutet darauf hin, dass der FCA mit dieser personelle­n Konstellat­ion im Angriff die Rückrunde bestreiten wird – auch wenn das Transferfe­nster bis Ende Januar geöffnet ist. Reuter schloss nicht aus, dass er nochmals tätig werde, er bezeichnet­e es aber als „eher unwahrsche­inlich“.„wir sind nach wie vor sehr gut besetzt.“

Trotz der Niederlage wollte sich Reuter nicht grämen, scherzhaft rempelte er in der Mixed Zone den ehemaligen Augsburger Raúl Bobadilla an, der wegen einer Verletzung nur zuschaute statt zu spielen. Reuters Laune hatte die zweite Hälfte verbessert, in der die Augsburger die Partie offener gestaltet hatten. Für Finnbogaso­n war das an diesem Tag scheinbar kein Trost.

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