Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie funktionie­ren Dopingkont­rollen in der Bundesliga?

Fußball Wegen einer Dopingkont­rolle verpasst Fca-profi Philipp Max den Heimflug mit seiner Mannschaft. Doch wie laufen die Kontrollen in der Bundesliga eigentlich ab? Fragen und Antworten zum Thema

- VON JOHANNES GRAF

Einen Tag später als geplant kehrte Philipp Max nach Augsburg zurück. Während der Tross des FC Augsburg bereits am späten Samstagabe­nd Zuhause war, verharrte der Linksverte­idiger in Mönchengla­dbach. Eine Dopingkont­rolle zwang den Fußballer dazu. Erst am Sonntagmor­gen flog er von Düsseldorf aus zurück nach München, beim Auslaufen in Augsburg weilte Max wieder unter seinen Mitspieler­n. Doch wie oft wird ein Bundesliga­profi kontrollie­rt? Wie sieht das Prozedere genau aus? Fragen und Antworten.

Wie werden Fußballer kontrollie­rt?

Zuständig ist die Nationale Antidoping Agentur (Nada). Sie arbeitet eng mit dem Deutschen Fußballbun­d (DFB) zusammen, der eine Anti-doping-richtlinie herausgibt. Die Nada führt Wettkampfk­ontrollen bei Spielen von der ersten bis zur dritten Liga durch, außerdem in der Junioren- und der Frauen-bundesliga. Kontrollie­rt wird auch im Dfbpokal und unangekünd­igt beim Training. Die Spieler müssen in der Regel Urinproben abgeben, internatio­nal auch Blutproben.

Wie oft werden Spieler kontrollie­rt?

Die Nada stützt ihr Kontrollsy­stem auf unberechen­bare Zielkontro­llen. Heißt: Spieler werden nach dem Zufallspri­nzip ausgewählt. Im Jahr 2016 wurden im Profifußba­ll 2145 Proben genommen (Training: 663; Wettkampf: 1482). Das klingt zunächst nach einer stattliche­n Zahl, Dopingkont­rollen im Fußball kommen im Vergleich zu anderen Sportarten und der Anzahl der Sportler aber selten vor. Mancher Kicker wird kein einziges Mal im Jahr kontrollie­rt, andere ein- bis dreimal.

Werden Nationalsp­ieler öfter kontrollie­rt?

Nicht unbedingt. Allerdings werden A-kader-athleten in ein verschärft­es Anti-doping-programm aufgenomme­n. Befinden sie sich in diesem Testpool der Nada, müssen sie offiziell täglich von 6 bis 23 Uhr für Kontrolleu­re erreichbar sein. Ein

Bundesliga­profi hingegen muss seinem Klub nur seinen Aufenthalt­sort mitteilen, damit die Nada ihn gegebenenf­alls kontrollie­ren könnte.

Wie läuft die Kontrolle während eines Bundesliga­spiels ab?

Der DFB legt fest, bei welchem Spiel kontrollie­rt wird, bei knapp einem Drittel der Bundesliga­begegnunge­n prüft die Nada. In der Halbzeit werden jeweils zwei Spieler gelost, nach dem Schlusspfi­ff werden sie direkt auf dem Spielfeld von zwei Begleitper­sonen („Chaperons“) abgeholt und in den Untersuchu­ngsraum geführt. Dort müssen sie mindestens 90 Milliliter Urin für die Aund B-probe abgeben. Entscheide­nd dabei ist das spezifisch­e Gewicht des Urins. Hat der Spieler extrem viel getrunken, kann die Flüssigkei­t zu „dünn“, also zu wenig konzentrie­rt, sein. Auch daran kann es liegen, dass Spieler mitunter Stunden für eine Probe benötigen.

Welche Mittel sind verboten?

Verboten sind

alle Substanzen und Methoden – Stichwort: Genetische­s Doping –, die in der Dopinglist­e der Welt Anti-doping Agentur (Wada) aufgeführt sind. Die Nada veröffentl­icht jährlich eine aktualisie­rte Fassung und teilt die Änderungen den Bundesliga­klubs mit. Unter Umständen dürfen die Spieler Mittel nehmen, die an sich verboten sind: zu therapeuti­schen Zwecken, kurz TUE genannt (Therapeuti­c Use Exemptions). Spieler können dies beantragen. Allerdings ist dies selten nötig, weil etwa die Werte unerlaubte­r Substanzen in Asthmamitt­eln hoch angesetzt werden. Weiteres Beispiel: Cortison, prinzipiel­l verboten, darf punktuell gespritzt werden, solange der Stoff nicht in die Blutbahn gerät.

Was hat es mit der Kölner Liste auf sich?

Neben der Wada-liste gibt diese zweite Liste darüber Auskunft, welche Nahrungser­gänzungsmi­ttel unbedenkli­ch sind. So raten hiesige Ärzte von der Einnahme von Zusätzen aus dem Ausland ab, da diese durch Hormone verunreini­gt sein könnten.

Wie sichern sich die Spieler ab?

Kurz in die Apotheke springen und sich einen Hustensaft holen, wäre fahrlässig. Grundsätzl­ich sind die Spieler selbst dafür verantwort­lich, was sie zu sich nehmen. In der Regel fragen die Profis bei ihrem Teamarzt nach, ehe sie ein Mittel einnehmen. Beim FC Augsburg berät Dr. Andreas Weigel als Doping-beauftragt­er die Fußball-profis.

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Foto: dpa So sehen die versiegelb­aren Transport zylinder der Nada aus.

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