Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ringen um den Freihandel

Weltwirtsc­haftsforum Mit einer flammenden Rede für freie Märkte eröffnet Indiens Regierungs­chef das Treffen. Donald Trump denkt da ganz anders

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Davos Mit einem flammenden Plädoyer für freien Welthandel und internatio­nale Zusammenar­beit hat Indiens Regierungs­chef Narendra Modi das Weltwirtsc­haftsforum in Davos eröffnet. „Die Kräfte des Protektion­ismus heben das Haupt“gegen die Globalisie­rung, warnte Modi am Dienstag in dem Skiort in den Schweizer Alpen – und stellte sich damit klar gegen die „America first“-politik von Us-präsident Donald Trump, der zum Abschluss des viertägige­n Treffens in Davos erwartet wird.

„Es fühlt sich so an, als ob gerade das Gegenteil von Globalisie­rung passiert“, sagte Modi. Die negativen Folgen dieser Entwicklun­g seien „nicht weniger gefährlich als der Klimawande­l oder der Terrorismu­s“. Isolationi­smus und Handelsbes­chränkunge­n seien aber keine Lösung für die „besorgnise­rregende Lage“, sagte der indische Premier. Lösung ist, den Wandel zu verstehen und anzunehmen und lebendige und flexible Strategien für die veränderte­n Zeiten zu entwickeln.“Indien gehe mit der Förderung ausländisc­her Investitio­nen und neuer Technologi­en mit gutem Beispiel voran, sagte Modi. Schon Staatsgrün­der Mahatma Gandhi habe gesagt, dass er kein Haus mit verschloss­enen Türen und Fenstern wolle, rief Modi in Erinnerung. „Ich

In Davos kämpft man noch für die Globalisie­rung

will, dass die Winde der Kulturen aller Länder durch mein Haus wehen“, zitierte ihn Modi. „Ich werde aber nicht akzeptiere­n, dass diese Winde meine Füße entwurzeln.“

Modis Worte erinnerten stark an eine Rede von Chinas Präsident Xi Jinping, die dieser vor einem Jahr in Davos gehalten hatte. Xi hatte das Streben nach Protektion­ismus damit verglichen, „sich in einem dunklen Raum einzuschli­eßen“. Wind und Regen bleiben vielleicht draußen, Licht und Luft aber auch, sagte der chinesisch­e Präsident damals.

Der kanadische Regierungs­chef Justin Trudeau gab in Davos den Abschluss eines neuen Freihandel­sabkommens für den Pazifikrau­m bekannt. „Es wird zum Nutzen aller Partner sein“, sagte Trudeau. Die USA sind bei der CPTPP genannten Vereinbaru­ng nicht dabei. Trump hatte das fertig ausgehande­lte Abkommen für eine Transpazif­ische Partnersch­aft (TPP) gleich nach seinem Amtsantrit­t aufgekündi­gt. „Wir sehen viel Skepsis gegenüber dem freien Handel weltweit“, sagte Trudeau. Mit Blick auf das Nordamerik­anische Freihandel­sabkommen Nafta, das Trump neu verhandeln will, sagte der kanadische Re„die gierungsch­ef: „Wir bemühen uns, unseren Nachbarn im Süden zu überzeugen, wie gut Nafta ist.“

Der Schweizer Präsident Alain Berset betonte am Dienstag, wer sich vor Zusammenar­beit fürchte, ziehe sich aus der Welt zurück – auch mit Blick auf die „America first“-politik Trumps, den er in diesem Zusammenha­ng aber nicht namentlich nannte. „Furcht ist kein Treibstoff für Innovation­en.“

Trump hat sich wiederholt für einen Kurs der wirtschaft­lichen Abschottun­g starkgemac­ht. Eben erst ließ er Strafzölle verhängen

Trumps protektion­istische Handelspol­itik steht im Kontrast zu dem von vielen Davosteiln­ehmern favorisier­ten Kurs der Globalisie­rung und des Freihandel­s. Trotzdem reist Trump in diesem Jahr nach Davos – als erster Us-präsident seit Bill Clinton im Jahr 2000. Seine Rede am Freitag wird mit großer Spannung erwartet.

Zum Weltwirtsc­haftsforum haben sich heuer 3000 Teilnehmer angemeldet, darunter 70 Staats- und Regierungs­chefs und rund 1900 Konzernche­fs. Aus Europa reisen Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron, die britische Premiermin­isterin Theresa May und Italiens Ministerpr­äsident Paolo Gentiloni an.

 ?? Foto: Peter Klaunzer, dpa ?? Für den freien Handel: Indiens Premiermin­ister Narendra Modi (Mitte), der Schweizer Bundespräs­ident Alain Berset (rechts) und der Gründer des Weltwirtsc­haftsforum­s, Klaus Schwab, in Davos.
Foto: Peter Klaunzer, dpa Für den freien Handel: Indiens Premiermin­ister Narendra Modi (Mitte), der Schweizer Bundespräs­ident Alain Berset (rechts) und der Gründer des Weltwirtsc­haftsforum­s, Klaus Schwab, in Davos.

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