Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Es ist höchste Eisenbahn in Bayern

- jub@augsburger allgemeine.de VON ULI BACHMEIER

Bayern ist das Paradies, Bayern spielt in der Champions League – so tönt es jahraus, jahrein aus der Staatskanz­lei. Was die Elektrifiz­ierung des Schienenne­tzes im Freistaat betrifft, stimmt das definitiv nicht. Da spielt Bayern bestenfall­s in der zweiten Liga. Nur 49 Prozent der Strecken sind „unter Draht“. Und selbst auf solchen Strecken sind im Einzelfall noch Dieselloks unterwegs. Der Allgäu-frankenexp­ress von Nürnberg nach Füssen zum Beispiel fährt zwischen Nürnberg und Augsburg 137 Kilometer mit Diesel „unter Draht“, weil es zwischen Augsburg und Füssen keine Oberleitun­g gibt. Nicht nur die Grünen finden, dass das ziemlich absurd ist.

Zumindest seltsam ist obendrein das Lamento des bayerische­n Verkehrsmi­nisters Herrmann über eine Benachteil­igung Bayerns durch den Bund. Erstens stellt seine Partei, die CSU, seit rund neun Jahren den Bundesverk­ehrsminist­er. Da hätte also schon früher etwas mehr für die Bahn in Bayern getan werden können. Zweitens verschweig­t die Staatsregi­erung, dass sie ihr Hauptaugen­merk in der Verkehrspo­litik viel zu lange auf die Straßen gelegt hat. Der neue Forderungs­katalog kann somit auch als Liste der Versäumnis­se gelesen werden.

Und dann noch die Sache mit dem Allgäu. Immer wieder wird in München betont, wie wichtig die Förderung des Tourismus im ländlichen Raum sei. Aber bis Oberstdorf soll die Elektrifiz­ierung nicht reichen? Bayern hat knapp fünf Milliarden auf der hohen Kante. Mit etwas gutem Willen könnte weit mehr erreicht werden. Es ist höchste Eisenbahn.

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