Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Hollerbach setzt auf Mittagsbet­reuung

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Es soll hier nichts gegen den ehrbaren Beruf des Metzgers gesagt werden. Schließlic­h hat der Metzger, auch Fleischer (in Mittelund Ostdeutsch­land), Schlachter (in Norddeutsc­hland) oder Fleischhac­ker (in Österreich) genannt, schon genug an seinem Ruf zu tragen. Hart sei er, was vom Auseinande­rhacken der Fleischber­ge komme, schweigsam und grobschläc­htig. Das Gegenteil vom Goldschmie­d oder Psychother­apeuten. Ein Urteil, das, landesweit gesprochen, sicher falsch ist. Auf Bernd Hollerbach aber trifft es.

Ob der gelernte Metzger Hollerbach einst mit Schweinehä­lften ebenso hart verfuhr wie als Fußballpro­fi mit seinen Gegenspiel­ern, ist zwar nicht bekannt. Als Verteidige­r in der Bundesliga aber hat er es unter dem Branchenna­men „Holleraxt“in 222 Partien auf respektabl­e 98 Gelbe Karten und drei Platzverwe­ise gebracht. Damit belegt er Platz drei in der ewigen Raubeinwer­tung hinter Stefan Effenberg und David Jarolim.

Seine Trainerleh­re hat Hollerbach beim ausgewiese­nen Pädagogen und Spielerver­steher Felix Magath absolviert. Manche mögen dessen Methoden der Erziehung durch Ignorieren und Anschweige­n abgestoßen haben, Hollerbach hat den Quälix verehrt. Über Magath, der sein Personal zu Trainingsz­wecken gern mit Medizinbäl­len Berge hinaufjagt, hat dessen Spieler Jan Aage Fjörtoft gesagt: „Ob er die Titanic gerettet hätte, weiß ich nicht, aber die Überlebend­en wären topfit gewesen.“

In diesem Geiste hat Bernd Hollerbach nun in Hamburg angeheuert – und als Erstes die Axt ausgepackt. Wenn Metzger acht Stunden am Tag arbeiten können, warum können das nicht auch Fußballer? Dienstags und donnerstag­s ist das Volksparks­tadion jetzt eine Ganztagsei­nrichtung mit Mittagsbet­reuung und Anwesenhei­tspflicht. Das spart den Spielern Benzingeld und formt den Teamgeist. Die Mahlzeiten gehen aufs Haus, müssen aber unter Hollerbach­s Knute hart erarbeitet werden. Sollte der Hamburger SV am Saisonende tatsächlic­h zum ersten Mal in seiner Vereinsges­chichte aus der Bundesliga absteigen müssen, soll die Mannschaft wenigstens topfit sein.

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Foto: Witters Will nicht nur spielen: Bernd Hollerbach, ehemaliges Verteidige­r Raubein und neuer HSV Zuchtmeist­er.
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