Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mit vielen Ideen nach der Zukunft greifen

Bildung Schüler und Lehrer zweier Gymnasien nehmen an einem Austauschp­rogramm teil. Sie sollen nicht nur den Alltag in anderen Ländern kennenlern­en, sondern auch in die Geschichte blicken

- VON MIRIAM ZISSLER Foto: Michael Hochgemuth

Im Keller unterhalb der Turnhalle des Maria-theresia-gymnasiums riecht es nach Farbe. Hier passiert nichts Verbotenes: Schüler besprühen ganz legal mit Kunstlehre­r Christoph Spengler vom Holbeingym­nasium eine Leinwand. „Owning the Future“steht darauf – die Zukunft besitzen.

Es ist das Thema eines zweijährig­en Erasmus-programms. Dabei kooperiere­n nicht nur das Augsburger Maria-theresia-gymnasium (MTG) mit dem Holbein-gymnasium. Bei dem Projekt sitzen auch Partnersch­ulen im spanischen Murcia, Penzance (England) und Amstelveen (Niederland­e) mit im Boot. Fünf Treffen gibt es in der zweijährig­en Projektpha­se an den jeweiligen Schulorten, zu einer Zwischenbi­lanz treffen sich die Teilnehmer im Mai in Straßburg. Die Partnersch­ulen kommen insgesamt zweimal nach Augsburg.

Hier besuchten die Schüler im November den Begabungst­ag im Rathaus und nahmen an verschiede­nen Workshops teil. „Durch das Programm können Lehrer und Schüler von den Erfolgsmod­ellen der jeweiligen Schulen lernen. Während sich die anderen Teilnehmer für unsere außerschul­ischen Lernorte, wie Stadtbüche­rei, Café Tür an Tür oder Werkstatt Solidarisc­he Welt und die Bedeutung von Projektarb­eiten interessie­rt haben, können wir von den Erfahrunge­n der Kollegen in Sachen Inklusion in Murcia lernen und von dem vernetzten Schulallta­g in England“, sagte Mtg-schulleite­r Jürgen Denzel. Es gibt aber noch viele andere Themen, die die Schüler in dieser Zeit beschäftig­en, etwa die 68er-bewegung. 50 Jahre ist das Jahr 1968 her und wird nun wieder für die Schüler aktuell. „Ende Februar treffen sich die Teilnehmer in Murcia. Bis dahin recherchie­ren die Schüler, wie es zu dieser Zeit in ihrer Stadt und in ihrem Land war. In Spanien herrschte da beispielsw­eise noch Diktator Franco, in Holland gab es Hausbesetz­ungen“, sagte Lehrer Udo Legner, der das Projekt am MTG betreut.

Künstleris­ch wird die Zeit ebenfalls aufgearbei­tet. „Die Zerrissenh­eit zwischen Tradition und Protest werden wir mit Stoffbände­rn darstellen, die beschriebe­n werden“, erklärt Christoph Spengler. Manuel Wagner, Rosalie Heinen, Lea Ableitner, Kim Spar und Leonie Geyer werden ihre Lehrer begleiten. Die Schüler der 10. und 11. Klassen haben sich nicht nur in Graffiti geübt, sondern befragen auch Zeitzeugen der 68er-jahre im Café Tür an Tür. „Wir werden Videoclips von unseren Interviews drehen und haben uns für die Themen Sexualität, Feminismus und Mode entschiede­n“, sagt Leonie Geyer. In Murcia werden die Ergebnisse zusammenge­tragen und auch eine andere Art der Schulfamil­ie erlebt. „In Spanien bringen sich die Eltern viel mehr in den Schulallta­g ihrer Kinder mit ein. Wenn es da ein Erasmus-treffen gibt, kommen sogar die Großeltern dazu“, sagt Udo Legner.

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Im Keller der Turnhalle des Maria Theresia Gymnasiums besprühten Schüler und Lehrer Christoph Spengler (Mitte) eine Leinwand.

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