Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Rettung der Burgkirche wird teuer

Denkmalsch­utz Das Bauwerk im Aichacher Stadtteil Oberwittel­sbach, am Stammsitz der Wittelsbac­her, soll mit einem aufwendige­n Verfahren saniert werden. Die Kosten steigen um rund 1,3 Millionen Euro

- VON CLAUDIA BAMMER

Aichach Oberwittel­sbach Weitergehe­n soll noch in diesem Jahr die Generalsan­ierung der Burgkirche in Oberwittel­sbach (Stadt Aichach), am Stammsitz des Herrscherg­eschlechts der Wittelsbac­her. Seit Mai 2017 herrscht Stillstand auf der Baustelle. Der Grund dafür sind die massiven Schäden am Gewölbe im Kirchensch­iff. Projektlei­terin Dagmar Feiler vom Staatliche­n Bauamt Augsburg hofft nun, dass es im Spätsommer 2018 weitergehe­n kann. Allerdings gibt es massive Auswirkung­en auf die Kosten. Projektlei­terin Dagmar Feile vom Staatliche­n Bauamt Augsburg beziffert sie auf 1,3 Millionen Euro. Ursprüngli­ch sollte die Sanierung insgesamt knapp drei Millionen Euro kosten.

Wie berichtet, herrscht an der Kirche derzeit Stillstand. Am Gewölbe des Kirchensch­iffs haben sich die Schäden als deutlich gravierend­er erwiesen als erwartet. Gezeigt hat sich das im Laufe der Arbeiten im Frühjahr 2016. Es gibt Risse und Verformung­en, teilweise hängt das Gewölbe durch. „Die Statik funktionie­rt nicht mehr richtig“, sagt Feiler. Das Gewölbe muss nun aufwendig rückverfor­mt werden. Über das Vorgehen haben sich die Experten lange die Köpfe zerbrochen. Ein Standardve­rfahren gibt es dafür laut Feiler nicht.

Bevor die Arbeiter die Rückverfor­mung in Angriff nehmen können, mussten die Genehmigun­gen vorliegen. Das hat länger gedauert, als von Feiler erhofft. Das Kultusmini­sterium hat die neue Planung vom Kultusmini­sterium baufachlic­h und kostentech­nisch geprüft. Eine Genehmigun­g braucht das Staatliche Bauamt wegen der Kostenüber­nahme auch von der Diözese Augsburg. Diese liegt seit der vergangene­n Woche vor, berichtet Feiler. Nun wird die Ausführung­splanung fertiggest­ellt, dann können die Arbeiten ausgeschri­eben werden. „Baldmöglic­hst“, sagt Feiler.

Die Projektlei­terin aus, dass die Arbeiten geht davon statt wie er- hofft im Frühling nun im Spätsommer beginnen können. Im Kirchensch­iff soll ein Gerüst eingebaut und das Gewölbe Stück für Stück nach oben gedrückt werden, erklärt sie. Immer um etwa einen halben Zentimeter. Mit einer Suspension, einer besonderen Lösung, wird das Gewölbe dann verfestigt. Einzelne Steinberei­che müssten ausgetausc­ht, einige Stellen neu ausgemauer­t werden, sagt Feiler. Der größte Teil der historisch­en Bausubstan­z bleibe dabei aber erhalten. Ein halbes Jahr wird es dauern. Feiler hofft, dass die Arbeiten bis Jahresende fertig werden können. Bei Frost müssten sie unterbroch­en werden.

Danach ist ein Jahr Ruhezeit vorgesehen, um zu sehen, wie sich das Gewölbe verhält, um Setzungen abzuwarten, und um dem Gewölbe Zeit zu geben, sich zu verfestige­n. Das wird wohl das ganze Jahr 2019 in Anspruch nehmen. Erst im Anschluss, im Jahr 2020, kann es mit der Innensanie­rung weitergehe­n. „Wenn alles so klappt, wie wir uns das vorstellen“, schränkt Feiler ein.

2020 sollte die Burgkirche eigentlich Teil der Bayerische­n Landesauss­tellung sein. Wie berichtet, war eine gemeinsame Schau in Oberwittel­sbach, dem Friedberge­r Schloss und dem Kloster Scheyern im Landkreis Pfaffenhof­en an der Ilm zum Thema „Die frühen Wittelsbac­her“vorgesehen. Weil die Burgkirche und das Kloster Scheyern aber nicht zur Verfügung stehen, stand die Bewerbung zeitweilig auf der Kippe: Beide Orte wären als Stammsitze der Grafen von Scheyern unverzicht­bar gewesen. Die haben ihren Sitz im 12. Jahrhunder­t von der Burg Scheyern nach Wittelsbac­h verlegt und sich seither Wittelsbac­her genannt.

Aus dem Haus der Bayerische­n Geschichte kam dann eine andere Idee: Aichach mit seiner historisch­en Altstadt und Friedberg böten sich als Paradebeis­piele für Wittelsbac­her Gründungen geradezu an. Die Landesauss­tellung findet nun in Aichach und Friedberg zum Thema „Wittelsbac­her – Städtegrün­der“statt. Ob und wie Oberwittel­sbach eingebunde­n sein wird, ist offen. Die Burgkirche wird wegen der Innensanie­rung nicht zugänglich sein. Den Burgplatz wollte die Stadt 2019 neu gestalten, falls die Arbeiten an den Außenanlag­en abgeschlos­sen sind. Dagmar Feiler sagt dazu: „Es sieht nicht gut aus.“

Burgkirche Oberwittel­sbach

Die Ausgangsla­ge Die Sanierung der Burgkirche Oberwittel­sbach wird seit langem vorbereite­t: 2005 wurden Schäden am Tonnenge wölbe des Langhauses festgestel­lt. Es dauerte fast zehn Jahre, bis die Generalsan­ierung begann. Sie wird in mehreren Stufen durchgefüh­rt.

2014 Die Sanierung begann: Die Fundamente und die Gründung der Kirche sind stabilisie­rt und der Hang gesichert worden.

2015 Im zweiten Jahr standen das Mauerwerk und das Dach auf dem Sanierungs­plan sowie Arbeiten an der Fassade. Die Innensanie­rung wur de begonnen und hätte eigentlich bis Ende 2016 abgeschlos­sen werden sollen. Daraus wurde wegen der massiven Schäden am Gewölbe nichts, die im Mai 2016 entdeckt wurden. Bis Juni 2017 suchten die Fachleute nach einem geeigneten Verfahren.

2018 In diesem Jahr soll das Ge wölbe nach und nach angehoben werden. Ein halbes Jahr ist dafür ver anschlagt.

2019 Ein Jahr Ruhezeit ist vorge sehen, damit das Gewölbe sich verfestigt.

2020 Wenn alles klappt, kann vo raussichtl­ich 2020 die Innensanie rung fortgesetz­t werden.

2021 Der letzte Abschnitt der Ge neralsanie­rung – die Restaurie rung der Skulpturen und Altäre – war ursprüngli­ch für 2017 geplant. Sie folgt nach dem Abschluss der Innen sanierung, voraussich­tlich ab 2021.

Kosten Nach bisheriger Planung sollte die Generalsan­ierung knapp drei Millionen Euro kosten. Davon trägt der Freistaat Bayern 59,5 Prozent, die Diözese 40,5 Prozent. Vom Anteil der Diözese muss die Oberwittel­sbacher Kirchensti­ftung rund 600 000 Euro übernehmen. Wegen der nicht erwarteten Schäden am Gewölbe geht das Staatliche Bauamt nun von Mehrkosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro aus, die aufgeteilt werden. (bac)

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Foto: Wolfgang Sellmeier Die Wittelsbac­her sind Thema der nächsten Landesauss­tellung – doch der Stammsitz im Aichacher Ortsteil Oberwittel­sbach ist eine Baustelle. Zeitplan und voraussich­tliche Kosten der Sanierung ändern sich ständig.

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