Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ganz schön schräg
Verkehr Immer wieder gibt es schiefe oder umgestürzte Leitpfosten neben den Straßen. Die Ursachen dafür sind vielfältig
Schwabmünchen Sie sind nur einen Meter hoch, zwölf Zentimeter breit und innen hohl. Ihre jetzige Form haben sie bereits im Jahr 1957 erhalten, doch ein hohes Alter erreicht kaum ein Leitpfosten. Denn die wegen ihrer schwarz-weißen Farbe auch Pinguin genannten Begrenzungspfeiler „leben“gefährlich – vor allem im Winter.
Ihre größten Feinde sind Autos, Lastwagen, landwirtschaftliche Geräte – und in seltenen Fällen Vandalen. Je nachdem wie heftig eines der Fahrzeuge gegen einen Leitpfosten prallt, desto stärker wird er beschädigt. Entweder steht er danach schief, wird komplett aus dem Boden herausgerissen oder ein Teil bricht ab – unter anderem auf der Lechfelder Straße zwischen Schwabmünchen und Graben zu sehen. Aber nicht nur dort, neben vielen Straßen in der ganzen Region stehen oder liegen beschädigte Leitpfosten. Landratsamtsprecherin Annemarie Neher teilt auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass durchschnittlich drei Begrenzungspfeiler am Tag zerstört werden.
Neben Unfällen kommt es immer wieder zu Fällen von Vandalismus, etwa nach größeren Festen. So wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Pfosten umgetreten oder ausgerissen – nur selten werden die Täter erwischt und landen vor Gericht. Es gebe auch immer wieder Diebstähle, berichtet Neher. Ob die Leitpfosten dann – ähnlich wie so manches Ortsschild – als Andenken oder Dekoration in Partykellern landen, darüber lässt sich nur spekulieren. Fakt sei hingegen, dass es in der Summe keinen Anstieg an beschädigten Leitpfosten in den vergangenen Jahren gab.
Das sieht Schwabmünchens Polizeichef Gernot Hasmüller allerdings anders. Seiner Meinung nach wurden vor einigen Jahren weniger Begrenzungspfeiler beschädigt als heutzutage. Diese werden seiner Erfahrung nach nur selten absichtlich herausgerissen. Und wenn, dann am Ortsrand und nicht auf freier Strecke. Viel häufiger würden laut Hasmüller Autofahrer die Schäden verursachen, wenn sie kurz von der Strecke abkommen und die 50 Zentimeter von der Straße entfernten Kunststoffpfosten touchieren. Er hat auch eine Vermutung, warum das inzwischen immer häufiger so sei: „Viele Autofahrer spielen während der Fahrt an ihrem Handy oder
Wissenswertes zum Thema Leitpfosten
Durch die am Straßenrand aufgestellten Leitpfosten können Autofahrer ge nau erkennen, wo die Fahrbahn entlang geht. In Gegenden, in denen es viel schneit, sind die Leitpfosten meist in Kombination mit einem langen Stab zu sehen. Dieser Stab ist dafür da, dass wenn der Schnee den Leitpfosten verdeckt, Autofahrer trotzdem noch wissen, an welcher Stelle die Pfosten stehen. Zwei weiße Punkte auf schwarzem Hintergrund machen dem Navi herum. Durch diese kleinen Unaufmerksamkeiten kommt es schnell zum Unfall.“Die Gefahr wird durch folgendes Beispiel deutlich: Wer mit 100 Stundenkilometern unterwegs ist und dabei nur eine Sekunde lang auf sein Handy schaut, legt dabei fast 30 Meter im Blindflug zurück.
Der für Kreisstraßen zuständige Kreisbauhof fährt laut der Landratsamtsprecherin täglich die Straßen ab und stellt Mängel im Netz beziehungsweise bei den Leitpfosten fest. Es gibt aber auch Privatpersonen, die einen solchen Missstand beim Straßenbaulastträger deutlich, dass sich der Leitpfosten auf der linken Straßenbahnseite befin det. Begrenzungspfeiler auf der rechten Straßenseite haben hingegen einen weißen vertikalen Strich auf dem schwarzen Hintergrund. Zudem sind oft kleine schwarze Pfeile auf den Pfosten angebracht, welche die Richtung zur nächsten Notrufsäule wei sen. Die blauen Reflektoren, wel che dazu dienen, Wild abzuschrecken, sind in der Regel an den Leitpfosten melden. Wer gegen einen der Pinguine fährt, muss bei der Polizei anrufen, sagt Hasmüller. Wer einfach weiterfährt, dem drohen erhebliche Konsequenzen. „Das ist Unfallflucht und kann laut Gesetz mit einer Geldstrafe oder in extremen Fällen mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren bestraft werden. Es ist aber auch ein Führerscheinentzug möglich“, sagt Schwabmünchens Polizeichef. Der entstandene Schaden bei einem solchen Unfall müsse ersetzt werden. Die Kosten pro Leitpfosten betragen laut Neher je nach Ausführung zwischen fünf und 20 Euro.