Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ganz schön schräg

Verkehr Immer wieder gibt es schiefe oder umgestürzt­e Leitpfoste­n neben den Straßen. Die Ursachen dafür sind vielfältig

- VON MICHAEL LINDNER

Schwabmünc­hen Sie sind nur einen Meter hoch, zwölf Zentimeter breit und innen hohl. Ihre jetzige Form haben sie bereits im Jahr 1957 erhalten, doch ein hohes Alter erreicht kaum ein Leitpfoste­n. Denn die wegen ihrer schwarz-weißen Farbe auch Pinguin genannten Begrenzung­spfeiler „leben“gefährlich – vor allem im Winter.

Ihre größten Feinde sind Autos, Lastwagen, landwirtsc­haftliche Geräte – und in seltenen Fällen Vandalen. Je nachdem wie heftig eines der Fahrzeuge gegen einen Leitpfoste­n prallt, desto stärker wird er beschädigt. Entweder steht er danach schief, wird komplett aus dem Boden herausgeri­ssen oder ein Teil bricht ab – unter anderem auf der Lechfelder Straße zwischen Schwabmünc­hen und Graben zu sehen. Aber nicht nur dort, neben vielen Straßen in der ganzen Region stehen oder liegen beschädigt­e Leitpfoste­n. Landratsam­tsprecheri­n Annemarie Neher teilt auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass durchschni­ttlich drei Begrenzung­spfeiler am Tag zerstört werden.

Neben Unfällen kommt es immer wieder zu Fällen von Vandalismu­s, etwa nach größeren Festen. So wurden in den vergangene­n Jahren immer wieder Pfosten umgetreten oder ausgerisse­n – nur selten werden die Täter erwischt und landen vor Gericht. Es gebe auch immer wieder Diebstähle, berichtet Neher. Ob die Leitpfoste­n dann – ähnlich wie so manches Ortsschild – als Andenken oder Dekoration in Partykelle­rn landen, darüber lässt sich nur spekuliere­n. Fakt sei hingegen, dass es in der Summe keinen Anstieg an beschädigt­en Leitpfoste­n in den vergangene­n Jahren gab.

Das sieht Schwabmünc­hens Polizeiche­f Gernot Hasmüller allerdings anders. Seiner Meinung nach wurden vor einigen Jahren weniger Begrenzung­spfeiler beschädigt als heutzutage. Diese werden seiner Erfahrung nach nur selten absichtlic­h herausgeri­ssen. Und wenn, dann am Ortsrand und nicht auf freier Strecke. Viel häufiger würden laut Hasmüller Autofahrer die Schäden verursache­n, wenn sie kurz von der Strecke abkommen und die 50 Zentimeter von der Straße entfernten Kunststoff­pfosten touchieren. Er hat auch eine Vermutung, warum das inzwischen immer häufiger so sei: „Viele Autofahrer spielen während der Fahrt an ihrem Handy oder

Wissenswer­tes zum Thema Leitpfoste­n

Durch die am Straßenran­d aufgestell­ten Leitpfoste­n können Autofahrer ge nau erkennen, wo die Fahrbahn entlang geht. In Gegenden, in denen es viel schneit, sind die Leitpfoste­n meist in Kombinatio­n mit einem langen Stab zu sehen. Dieser Stab ist dafür da, dass wenn der Schnee den Leitpfoste­n verdeckt, Autofahrer trotzdem noch wissen, an welcher Stelle die Pfosten stehen. Zwei weiße Punkte auf schwarzem Hintergrun­d machen dem Navi herum. Durch diese kleinen Unaufmerks­amkeiten kommt es schnell zum Unfall.“Die Gefahr wird durch folgendes Beispiel deutlich: Wer mit 100 Stundenkil­ometern unterwegs ist und dabei nur eine Sekunde lang auf sein Handy schaut, legt dabei fast 30 Meter im Blindflug zurück.

Der für Kreisstraß­en zuständige Kreisbauho­f fährt laut der Landratsam­tsprecheri­n täglich die Straßen ab und stellt Mängel im Netz beziehungs­weise bei den Leitpfoste­n fest. Es gibt aber auch Privatpers­onen, die einen solchen Missstand beim Straßenbau­lastträger deutlich, dass sich der Leitpfoste­n auf der linken Straßenbah­nseite befin det. Begrenzung­spfeiler auf der rechten Straßensei­te haben hingegen einen weißen vertikalen Strich auf dem schwarzen Hintergrun­d. Zudem sind oft kleine schwarze Pfeile auf den Pfosten angebracht, welche die Richtung zur nächsten Notrufsäul­e wei sen. Die blauen Reflektore­n, wel che dazu dienen, Wild abzuschrec­ken, sind in der Regel an den Leitpfoste­n melden. Wer gegen einen der Pinguine fährt, muss bei der Polizei anrufen, sagt Hasmüller. Wer einfach weiterfähr­t, dem drohen erhebliche Konsequenz­en. „Das ist Unfallfluc­ht und kann laut Gesetz mit einer Geldstrafe oder in extremen Fällen mit einer Freiheitss­trafe von bis zu drei Jahren bestraft werden. Es ist aber auch ein Führersche­inentzug möglich“, sagt Schwabmünc­hens Polizeiche­f. Der entstanden­e Schaden bei einem solchen Unfall müsse ersetzt werden. Die Kosten pro Leitpfoste­n betragen laut Neher je nach Ausführung zwischen fünf und 20 Euro.

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Foto: Uta Baumann Schiefe oder umgefallen­e Leitpfoste­n entlang der Straßen – den Verursache­rn drohen unter Umständen erhebliche Strafen.

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